Glueck (TaschenGuide)
belastet sich mit allem, was es zu tun gibt, und hält sich in seinem Perfektionswahn stets für die ideale Person für alle Aufgaben. Irgendwann hat dann das Privatleben keine Bedeutung mehr. Die Folge sind Krankheit und ein Absinken der Leistungsfähigkeit; in extremen Fällen können die Betroffenen infolge der Überarbeitung sogar an Herzversagen oder einem Schlaganfall sterben (in Japan mittlerweile stark verbreitet und als Karoshi, Tod durch Überarbeitung, bekannt). Arbeitssucht tritt in unseren Breiten meist bei Menschen in Führungspositionen auf. Angestellte oder Arbeiter mit festen Dienstzeiten sind nicht betroffen.
Dennoch: Einen Beruf auszuüben, für den man viel Zeit aufwendet und in dem man sich stark engagiert, heißt nicht automatisch, arbeitssüchtig zu sein. Es gibt viele Menschen, die sich beruflich intensiv einsetzen und trotzdem nichtsüchtig sind oder gar negative körperliche Konsequenzen davontragen. Oft sind das Personen, die ihren Beruf als Berufung ansehen.
Exkurs: Was Flow mit Führung zu tun hat
Wir fühlen uns am wohlsten, wenn wir in der Bewältigung einer schwierigen Aufgabe aufgehen, ein Problem lösen, Neues erschaffen. Doch wie unterschiedlich die Tätigkeiten auch sind, die uns in Flow versetzen, sie alle erfüllen drei Kriterien:
Sie sind auf eindeutige Ziele ausgerichtet.
Sie folgen klaren Regeln.
Wir bekommen sofort eine Rückmeldung auf unsere Leistung.
Interessanterweise sind diese drei Kriterien auch gegeben, wenn wir auf eine gelungene Führung in Unternehmen blicken: In Mitarbeitergesprächen vereinbaren Führungskraft und Mitarbeiter eindeutige Ziele, die von den strategischen und übergeordneten Zielen abgeleitet sind. Ferner werden klare Regeln und Absprachen getroffen, um Kompetenzen voneinander abzugrenzen. Falls es Zielabweichungen, Kompetenzgerangel oder andere Störungen im Prozessablauf gibt, sind sofortige Rückmeldungen notwendig, um rasch reagieren und Kurskorrekturen in die Wege leiten zu können.
Aber: Wenn das so einfach und klar zu beschreiben ist, warum misslingt Führung dann so oft? Die Umsetzung der obengenannten Vorgaben hat sehr viel mit offener und direkter Kommunikation zu tun – ein wichtiger Bereich, der gern unterschätzt wird. Oft versäumen es Führungskräfte nämlich, rechtzeitig Rückmeldungen zu geben, wenn sich ein von den Zielvorgaben abweichendes Arbeitsverhalten der Mitarbeiter abzeichnet. Außerdem tun sie sich meist schwer, ihren Mitarbeitern zu vermitteln, welche Ziele und Visionen sich das Unternehmen gesteckt hat und auf welchem Wege man diese erreichen will. Die Mitarbeiter fühlen sich so zu Handlangern degradiert, die in die größeren Zusammenhänge einzuweihen man für unnötig erachtet, und verlieren verständlicherweise die Motivation, am großen Ganzen mit voller Kraft und eigenen Ideen mitzuwirken. Flow kann sich so sicher nicht einstellen.
Macht Freizeit glücklich?
Eine wirksame Maßnahme, um seinem Lebensglück näher zu kommen, ist sicherlich, sich ein erfüllendes Privatleben aufzubauen. Fragen Sie einmal Ihre Kollegen, Ihre Freunde oder auch Fremde auf der Straße nach ihren Wünschen, und Sie werden meistens dieselbe Antwort zu hören bekommen: Weniger Arbeit und mehr Freizeit ist die Devise. Man möchte sich endlich entspannen und einfach nichts zu tun haben; Arbeit als notwendiges Übel und verschwendete Lebenszeit zu betrachten gehört offenbar zum guten Ton. Dahinter steht die Überzeugung, jeder von uns sei dazu in der Lage, seine arbeitsfreie Zeit zu genießen.
Doch das ist ein Irrtum – denn Freizeit steigert die Lebensqualität nur dann, wenn man sie nutzbringend anwendet. Mihaly Csikszentmihalyis Forschungsergebnisse zeigen allerdings deutlich, dass die meisten von uns mit ihrer Freizeit nicht besonders viel anzufangen wissen.
Beispiel
Thomas ist Arzt an einem Krankenhaus und freut sich auf das erste dienstfreie Wochenende seit einem Monat. Er hat nichts Besonderes vor und lässt sich durch die freien Tage treiben. Schon am Samstagnachmittag wird ihm allerdings langweilig; trotzdem kann er sich zu nichts aufraffen. Er hat ja auch schwer gearbeitet und sich die Entspannung verdient. So verbringt er das ganze Wochenende auf dem Sofa und kehrt am Montagmorgen irgendwie unzufrieden in die Klinik zurück. Seine letzten beiden Tage waren zwar erholsam, aber leer und ohne Höhepunkte. Von Erfüllung keine Spur.
Die Voraussetzungen für den Flow sind nur dann gegeben, wenn wir unsere Freizeit nutzen,
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