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Glücklich die Glücklichen

Glücklich die Glücklichen

Titel: Glücklich die Glücklichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Reza
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ging Richtung Parkplatz los, ohne auf mich zu warten. Ich sagte, wart auf mich, mein Herz. Er drehte sich um, mit zusammengekniffenen Augen wegen der Regentropfen, und ich fand sein Gesicht plötzlich ganz klein und seine Haare schütter im Licht der Straßenlaterne. Ich dachte, wir müssen zurück in unser normales Leben, Lionel muss zurück ins Büro, wir müssen fröhlich bleiben. Im Auto sagte ich, ich hätte Lust auf den Russenkeller, Wodka trinken und Piroschki essen. Und dann fragte ich ihn, wer ist das deiner Meinung nach, Barbra ? – Barbra Streisand, sagte Lionel. – Ja, aber in der Klinik ? Glaubst du, das ist die Stationsschwester mit der langen Nase ?

Paola Suares
    Ich bin sehr lichtempfindlich. Psychisch, meine ich. Ich frage mich, ob alle Welt so empfindlich auf Licht reagiert oder ob das meine besondere Verletzlichkeit ist. An Tageslicht kann ich mich gewöhnen. An trübes Wetter auch. Der Himmel ist für alle da. Die Menschen gehen durch denselben Nebel. Innenräume werfen einen auf sich selbst zurück. Das Licht in geschlossenen Räumen greift mich persönlich an. Es trifft die Gegenstände wie ein Schlag und meine Seele auch. Bestimmte Lichtverhältnisse rauben mir jegliches Gefühl für die Zukunft. Als ich klein war, aß ich immer in einer Küche, die auf einen Lichtschacht hinausging. Die Beleuchtung von oben machte alles trist und gab einem das Gefühl, von der Welt vergessen zu sein. Als wir gegen acht Uhr abends vor dem Gesundheitszentrum des 10. Arrondissements eintrafen, wo Caroline gerade entbunden hatte, schlug ich Luc vor, mit mir nach oben zu gehen, aber er wollte lieber im Wagen bleiben. Er fragte mich, ob ich lange brauchen würde, und ich sagte, nein, nein, obwohl mir diese Frage etwas deplaziert, ja geschmacklos vorkam. Es regnete. Die Straße war verlassen. Das Foyer der Entbindungsstation ebenfalls. Ich klopfte an die Zimmertür. Joël öffnete. Caroline saß im Bademantel auf dem Bett, blass und glücklich, und hielt ein ganz winziges Mädchen in den Armen. Ich beugte mich hinab. Sie war hübsch. Sehr zart, und wirklich sehr hübsch. Es fiel mir gar nicht schwer, das zu sagen und sie zu beglückwünschen. In dem Raum herrschte eine unglaubliche Hitze. Ich fragte nach einer Vase für den Anemonenstrauß. Joël sagte mir, Blumen seien in den Zimmern verboten, ich müsse sie wieder mitnehmen. Ich zog den Mantel aus. Caroline gab ihrem Mann das Baby und schlüpfte ins Bett. Joël nahm das kleine Bündel in die Arme, setzte sich in den Skai-Sessel und wiegte es, wie aufgeblasen vor lauter Erzeugerstolz. Caroline holte einen Jacadi-Katalog hervor und zeigte mir das zusammenklappbare Reisebett. Ich schrieb mir die Angaben auf. Auf einem Resopalregal lagen halb geöffnete Päckchen und mehrere Fläschchen mit Desinfektionsgel. Ich fragte, ob es im Haus auch eine Wiederbelebungsstation gäbe, ich stand nämlich kurz vorm Hirnschlag. Caroline sagte, das Fenster dürfe wegen der Kleinen nicht geöffnet werden, und bot mir blasse Fruchtschnitten an. Ein Wegwerffläschchen und eine zerknitterte Windel lagen in der durchsichtigen Wiege herum. Im seltsamen Licht der Deckenleuchte sahen alle Stoffe, Laken, Handtücher, Lätzchen gelb aus. In dieser umgrenzten, unbeschreiblich öden Welt fing ein Leben an. Ich streichelte der Kleinen, die eingeschlafen war, die Stirn, ich küsste Joël und Caroline. Vorm Gehen legte ich die in der Hitze erschlafften Anemonen auf einen Tresen im Korridor. Im Wagen sagte ich zu Luc, dass meine Freundin ein wirklich hübsches Kind habe. – Was machen wir, fragte er. Gehen wir zu dir ? Ich sagte nein. Luc wirkte überrascht. Ich sagte, ich habe Lust, mal was anderes zu machen. Er drehte den Zündschlüssel und ließ schon mal den Wagen an. Ich merkte, dass ihm das nicht passte. – Ich mag es nicht, dass wir automatisch jedes Mal zu mir gehen. Luc gab keine Antwort. So hätte ich das nicht sagen sollen. Das Wort automatisch tat mir leid, aber man hat nicht immer alles im Griff. Es regnete unablässig. Wir fuhren, ohne zu reden. Er parkte direkt vor der Bastille. Wir gingen zu Fuß zu einem Restaurant, das er kannte und das voll war. Luc diskutierte noch herum, aber es war nichts zu machen. Wir waren schon weit vom Auto entfernt und hatten, um überhaupt einen Parkplatz zu finden, viel herumkurven müssen. Irgendwann sagte ich auf der Straße, mir sei kalt, und Luc sagte in einem Ton, der mir genervt vorkam, also hier rein. – Nein, wieso denn ? – Dir

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