Glücklich die Glücklichen
vom Départements-Geheimdienst im Cantal ist. Dass der Citroën C5 der beschissenste Dienstwagen überhaupt ist. Dass der große Freigeist gekommen ist, um es dir zu zeigen, und noch nicht mal eine Flasche Champagner mitgebracht hat. Thérèse Ecoupaud – so heißt Jacques’ Frau – schlug für unser Treffen ein Café an der Trinité vor. Sie sagte, ich werde eine beige Jacke tragen und Le Monde lesen. Zum Brüllen, die Masche. Ich legte meine Maniküre und das Haarenachfärben auf den Vortag. Die Friseurin machte mir ein goldeneres Blond als sonst. Ich suchte eine Stunde lang meine Kleidung aus. Einen roten Rock mit einem grünen Rundkragenpulli. Pumps von Gigi Dool. Und um meinen Auftritt zu vervollkommnen, einen kleinen kittfarbenen Trenchcoat im englischen Stil. Sie war schon da. Ich erkannte sie gleich. Von der Straße aus, hinter der Scheibe. Mein Alter, sah aber zehn Jahre älter aus. Hektisch geschminkt. Kurze, schlecht geschnittene Haare, man sah den herausgewachsenen Ansatz. Blauer Schal auf einer schlabberigen beigen Jacke. Ich dachte sofort, es ist aus. Jacques Ecoupaud, es ist aus. Fast wäre ich nicht mal in das Café reingegangen. Der Anblick dieser vernachlässigten Gattin war tödlicher als all die Enttäuschungen, all das Warten, die nicht gehaltenen Versprechen, die für niemanden hingestellten Teller und Kerzen. Sie saß fast auf der Terrasse, kein bisschen abseits, die Brille auf der Nasenspitze, in ihre Zeitung vertieft. Eine Lateinlehrerin, die auf ihre Schülerin wartet. Thérèse Ecoupaud hatte keinerlei Aufwand dafür betrieben, wie sie sich der Geliebten ihres Mannes präsentierte. Welcher Mann kann mit einer Frau zusammenleben, die so gestrickt ist ? Paare widern mich an. Ihr gemeinsames Einschrumpeln, ihre staubige Komplizenschaft. An dieser ambulanten Struktur, die voller Spott für die Einzelgänger die Zeiten überdauert, gefällt mir überhaupt nichts. Ich verachte beide Seiten, und mein einziges Ziel besteht darin, sie zu zerstören. Ich ging trotzdem rein. Ich streckte ihr die Hand hin und sagte, Chantal Audouin. Sie sagte, Thérèse Ecoupaud. Ich bestellte einen Bellini, um sie zu ärgern. Ich knöpfte meinen Mantel auf, zog ihn aber nicht aus, wie eine Frau, die nur wenig Zeit hat. Sie machte sofort deutlich, dass ihr alles völlig gleichgültig war. Kaum ein Blick. Ein gründliches Umrühren mit dem Kaffeelöffel, den sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Sie sagte, Madame, mein Mann schreibt Ihnen E-Mails. Sie antworten darauf. Er macht Ihnen Liebeserklärungen. Sie entflammen. Wenn Sie verstimmt sind, entschuldigt er sich. Er tröstet Sie. Sie verzeihen ihm. Et cetera. Das Problem dieser Korrespondenz, Madame, liegt darin, dass Sie sie für einzigartig halten. Sie haben sich ein Bild entworfen, wo auf der einen Seite Sie stehen, der sichere Hafen für den Krieger, und auf der anderen Seite die lästige Gattin und das heilige nationale Amt. Sie haben sich nie überlegt, dass vielleicht zur gleichen Zeit weitere Affären laufen könnten. Sie glauben, Sie wären die einzige, der mein Mann seine Gemütszustände anvertraut, der er beispielsweise um zwei Uhr morgens schreibt, sich selbst Jacquot titulierend (aber mit diesem Unsinn halte ich mich jetzt nicht auf), »Armer Jacquot, ganz allein in seinem Zimmer in Montauban, ihm fehlen deine Haut, deine Lippen, deine ...«, Sie wissen ja, wie es weitergeht. Dasselbe für alle drei Empfängerinnen dieser Nachricht, in jener Nacht waren Sie zu dritt. Hastiger als die anderen haben Sie liebevoll und, wie soll ich sagen, unschuldig geantwortet. Ich wollte Sie sehen, weil Sie mir ganz besonders verliebt in meinen Mann vorkamen, sagte Thérèse Ecoupaud. Ich dachte mir, Sie dürften sich freuen, darüber informiert zu werden, um nicht aus allzu großer Höhe abzustürzen, verkündete diese grässliche Frau. Zu Dr. Lorrain sagte ich, ist es nicht vollkommen normal, dass man sich nach so einem Treffen umbringen will ? Am besten wäre es natürlich gewesen, den Mann umzubringen. Ich bewundere Frauen, die ihren Geliebten totschlagen, aber die Veranlagung dafür haben nicht alle. Dr. Lorrain fragte mich, wie ich Jacques Ecoupaud jetzt sähe, wo es mir schon bessergehe. Ich sagte, als armes Männlein. Er hob die Arme in seinem weißen Kittel und wiederholte, als hätte ich den Ausweg gefunden, ein armes Männlein. – Ja, Herr Doktor, ein armes Männlein. Aber die armen Männlein schaffen es immer noch, Närrinnen an der Nase
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