Glücklich gestrandet
könnte ich mit dir tauschen.«
Dora, die inbrünstig hoffte, dass dieses Bühnenflüstern nicht so deutlich vernehmbar war, wie es schien, antwortete: »Mir geht es gut. Er ist witzig. Kein Problem.«
»Dann wäre das also geregelt.« Jo setzte sich wieder hin und beugte sich dann abermals vor. »Habe ich dich eigentlich gewarnt? Es wird ein Quiz geben.«
»Oh. Das geht schon in Ordnung. Ich werde nichts wissen. Ich werde einfach dasitzen und zusehen.«
Jo lächelte. »Ich kann nur Fragen über Gartenarbeit und Kochen beantworten, und ich wette, davon wird es keine geben.«
Sie beide lehnten sich wieder zurück, und Dora ordnete ihre Messer und Gabeln neu an.
»Also, sind Sie auf der Suche nach einem Job?«, hakte Tom nach, als er mit den Drinks zurückkam.
»Ja, ich denke schon. Ich meine, ab Montag werde ich es sein. Ich wollte mir das Wochenende Zeit lassen, um mich einzuleben.«
Er ignorierte ihre sanfte Ironie. »Was machen Sie denn beruflich?«
Das war eine Frage, die Dora hasste. »Büroarbeit. Nichts allzu Aufregendes.«
»Wo haben Sie früher gearbeitet?«
»Bei einem Makler. Es hat Spaß gemacht.« Tom war wahrscheinlich zu jung, um unangenehme Erinnerungen an Makler zu haben.
»War das Büro sehr Hightech?«
»Nicht übermäßig. Im Grunde kann ich es nicht beurteilen. Ich habe dort gearbeitet, seit ich mit dem College fertig war.«
»Waren Sie nicht auf der Uni?«
Dora schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe an einem Sekretärinnenkurs teilgenommen. Was ist mit Ihnen?« Bisher hatte Tom allein die Fragen gestellt und seine Existenz nicht im Mindesten rechtfertigen müssen.
»Ich bin auch aufs College gegangen. Falmouth. Ich bin Schiffsbauer. Eigentlich noch in der Ausbildung. Ich übernehme Gelegenheitsarbeiten, um zusätzlich Geld zu verdienen.«
»Das klingt interessant.«
»Finden Sie es wirklich interessant, obwohl Sie sich eigentlich gar nicht für Boote interessieren?«
»Wer sagt, dass ich mich nicht für Boote interessiere?«
»Sie wohnen nur deshalb auf einem Boot, weil die Miete erschwinglich ist.« Er grinste.
»Wohnen Sie auch auf einem Boot?«
»Ja, allerdings. Aber nicht auf einem Plattbodenschiff.«
»Oh, müssen Sie wegen Ihres Jobs auf einem Boot leben?«
»Nein, aber wie Sie schon sagten, es ist billig. Die Werft, auf der meine Freunde und ich oft arbeiten, überlässt uns einen Liegeplatz, wenn es uns nichts ausmacht, uns an einen anderen Platz zu verholen, wenn der, wo wir gewöhnlich liegen, wegen eines Auftrags gebraucht wird. Im Augenblick liege ich aber nicht dort. Kein Platz. Vorübergehend habe ich etwas anderes hier in der Nähe gefunden. Es ist sehr praktisch, wenn man mit seiner Wohnung umziehen kann.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Klingt das für Sie sehr eigenartig?«
»Ja. Ich meine, ich komme aus einem kleinen Dorf, in dem alle in Häusern leben.«
»Dies ist auch wie ein Dorf. Der einzige Unterschied ist, dass die Leute auf Booten leben. Ich habe nur für eine Weile die Dörfer getauscht.«
Da Dora vor der Behaglichkeit des Dorflebens geflohen war, wollte sie nicht den ganzen Abend darüber reden und wechselte das Thema. »Was unterscheidet Plattbodenschiffe von anderen Booten, technisch gesehen, meine ich?«
Tom nippte an seinem Bier. »Das ist ziemlich kompliziert, und ich glaube nicht, dass Ihr Interesse so weit geht.« Er sah sie an und lächelte. Tom hatte tatsächlich ein recht nettes Lächeln, jungenhaft und gleichzeitig charmant.
Dora hatte das Gefühl, für kurze Zeit Interesse heucheln zu können, aber nicht allzu lange. Andererseits würde er keine forschenden Fragen stellen, solange sie über Boote sprachen. Sie schwieg, während sie nachdachte.
»Schauen Sie«, sagte er. Wahrscheinlich war er es müde, auf eine Antwort zu warten. »Die Leute stehen auf. Das Essen wird serviert. Langsam kommt Schwung in den Laden.«
Jo beobachtete Dora unbemerkt. Ihre Mitbewohnerin wirkte glücklich. Sie und der gut aussehende junge Mann neben ihr schienen sich bestens miteinander zu amüsieren. Sie war so ein hübsches Mädchen, und es wäre eine Schande gewesen, wenn sie jemanden geheiratet hätte, den sie seit einer Ewigkeit kannte. Jo hatte selbst jung geheiratet, und jetzt kam es ihr so vor, als hätte sie ihr gutes Aussehen und ihren Frohsinn an den ersten Mann vergeudet, der ihr einen Antrag gemacht hatte.
Philip und sie waren Teil einer Clique gewesen, die alle möglichen Dinge unternommen hatte – Ausflüge in Pubs, ins Kino, zu Partys.
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