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Glücklich gestrandet

Glücklich gestrandet

Titel: Glücklich gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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sie zurückzugewinnen? Nein, er machte nicht diesen Eindruck. Vielleicht wollte er sie nur alle wissen lassen, dass er Carole nichts übel nahm und ihre Bemühungen zu schätzen wusste. Wenn das der Fall war, hatte er einen Pluspunkt verdient, fand Jo.
    »Ja«, stimmte Ed zu, dem sämtliche Unterströmungen entgangen waren. »Ich finde diesen Hauch von Vollkornsenf im Dressing wunderbar.« Er füllte Jos Glas mit Wein. »Erinnern Sie sich noch, wie wir das erste Mal hier herübergekommen sind, Marcus? Wir haben den anderen Weg genommen und in Rotterdam ein Boot abgeholt. Wir haben an einem vollkommen verlassenen Kai festgemacht und sind zum Essen in einem Yachtclub gewesen. Dann, mitten in der Nacht – Sie hätten gelacht, Jo …« Allein die Art, wie er das sagte, verriet Jo, dass sie keineswegs gelacht hätte. »Es war etwa zwei Uhr morgens, nicht wahr, Marcus?« Marcus nickte. »Ein höllischer Streit hat uns geweckt! All diese Fischerboote kamen herein und luden ihre Fracht aus. Wir dachten, wir seien einem der Boote im Weg, aber sie haben uns nicht verprügelt oder irgendwas, also haben wir einfach ausgeharrt. Oh, glückliche Zeiten!« Ein weiterer Bissen verschwand in seinem Mund.
    »Jo sieht aus wie ein Kaninchen im Lichtkegel eines Scheinwerfers«, bemerkte Marcus mit einem Unterton, der für Dora eindeutig nach Zärtlichkeit klang.
    »Oh, Marcus!«, rief Carole. »Kannst du nicht einfach sagen, dass sie hübsch aussieht?«
    Alle lachten. »Das tut sie«, fuhr Marcus fort, »ein sehr prächtiges Kaninchen, aber ein verängstigtes.«
    »Es hat keinen Sinn, auf Komplimente von Marcus zu warten«, erklärte Carole vertraulich. »Er bemerkt nicht mal, was man anhat.«
    Jo, der es unangenehm war, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, sah sich ängstlich um. Waren Caroles Bemerkungen ausschließlich an sie gerichtet oder an die Allgemeinheit?
    »Oh ja, uns steht eine wunderbare Zeit bevor«, meinte Ed. »Wenn man die Größe einiger dieser Schiffe sieht … es könnte einem direkt den Appetit aufs Frühstück verderben, wenn man darüber nachdenkt, was bei einem Zusammenstoß passieren könnte.«
    Jo nippte an ihrem Wein und versuchte, sich besser zu fühlen. Alle anderen wirkten so entspannt und glücklich. Trotz Marcus’ Bemühungen, die Reise wie eine Luxuskreuzfahrt erscheinen zu lassen, war sie immer noch unglaublich nervös, obwohl sie einräumen musste, dass es nicht nur an der Vorstellung lag, eine sehr stark befahrene Wasserstraße zu benutzen. Es lag an Marcus. Irgendwie hatte sie ihre Fähigkeit verloren, ihm böse zu sein. Und ohne die feste Überzeugung, dass er arrogant und herrisch war, waren andere Gefühle, die sie für ihn hegte, jetzt unleugbar.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Ed fort, der nichts von dem Gefühlsaufruhr der Frau zu seiner Rechten ahnte, »Marcus hat es schon einige Male gemacht, nicht wahr?«
    »Oh ja. Beim ersten Mal war es ziemlich beeindruckend, aber dann gewöhnt man sich daran. Man sieht riesige Schubschiffe, die bis zu sechs Leichter von vielen Tausend Tonnen Kohle vor sich herschieben, und winzige französische Kähne, die bis Südfrankreich fahren.«
    »So, wie du es ausdrückst, klingt es geradezu romantisch, Marcus«, bemerkte Carole.
    »Mein Problem ist, dass die falschen Dinge romantische Gefühle in mir wecken. Mondlicht und Rosen bewirken bei mir gar nichts, aber gebt mir ein großes Schiff und einen Stern, an dem ich mich orientieren kann, und es ist um mich geschehen.«
    Er lächelte abermals. Jo hoffte, dass Carole es nicht bemerkte. Das arme Mädchen würde es definitiv bereuen, ihm den Laufpass gegeben zu haben. »Ich hoffe wirklich, dass das nicht wahr ist«, murmelte sie.
    Zu ihrem Pech fiel ihr Gemurmel in einen Augenblick der Stille, und Marcus hörte es. »Möchtest du, dass ich romantisch bin, Joanna?«
    »Nein, ganz und gar nicht! Ich möchte nur nicht, dass es um dich geschehen ist, was immer das bedeuten mag. Du sollst dich konzentrieren können, wenn unser Leben in deinen Händen liegt!« Ihr wurde bewusst, dass dies ein wenig melodramatisch klang, aber genauso fühlte sie sich in diesem Moment, aus allen möglichen Gründen.
    »Deshalb bezahlt man mir auch so viel Geld.« Diesmal war es weniger ein Lächeln und eher ein verwegener Blick, der Jo veranlasste, sich abzuwenden.
    »Manchmal ist es direkt eine Schande, das Geld anzunehmen«, meinte Ed. »Wenn man bedenkt, wie viel Spaß wir haben!«
    »Ihr Bad im Meer kann nicht viel Spaß gemacht

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