Glücklich gestrandet
brauche einen.«
»Ich auch«, murmelte Dora.
»Wir haben noch gut zwei Stunden vor uns, Tom wird vielleicht vorher etwas brauchen«, meinte Jo und kehrte zu ihren inoffiziellen Pflichten als Horizontbeobachterin zurück.
»Ich habe für den Augenblick alles, was ich brauche, danke.« Tom lächelte Dora an, und etwas in seinem Lächeln trieb ihr eine leichte Röte in die Wangen.
Zu ihrer Überraschung war es Marcus, der ihr zu Hilfe kam. »Wenn Sie nichts anderes vorhaben, Dora«, begann er, »könnte Carole dort unten ein wenig Hilfe gebrauchen, denke ich. Sie wollte wissen, ob Jo eine Feinreibe hat. Sie möchte Ingwer in den Salat geben.«
»Ich gehe gleich runter«, erwiderte Dora und flüchtete beinahe so schnell, wie sie sie wenige Minuten zuvor heraufgekommen war, die Treppe hinunter.
»Hm! Was ist passiert, Carole?«, erkundigte sie sich im Salon. »Haben Sie mit ihm Schluss gemacht?«
»Ja! Er hat es sehr gelassen aufgenommen. Er sagte: ›Wenn du das Gefühl hast, es sei an der Zeit zu gehen, darf ich dich nicht zurückhalten.‹ Er hat mich auf die Wange geküsst. Es war wirklich süß.«
»Es macht Ihnen nichts aus, dass er Sie nicht gebeten hat zu bleiben?« Vielleicht war Carole ja die Art von Frau, die sich gern ein wenig bitten ließ, überlegte Dora.
Carole lachte. »Oh, Marcus bittet nicht. Nein, ich habe mich nur gefreut, dass er nicht allzu sehr verletzt war, denn wie Sie und Jo beide gesagt haben: Es hätte schrecklich peinlich werden können. Ich werde heute Nacht auf dem Sofa schlafen.«
»Oh, eine gute Idee!«
»Also, kümmern wir uns jetzt um dieses Dressing, und dann sollten wir den Tisch decken«, erklärte Carole energisch. »Und meinen Sie, wir könnten den Wein schon öffnen?«
»Eindeutig«, antwortete Dora und fand gleichzeitig eine Flasche und einen Korkenzieher, »obwohl wir erst in zwei Stunden dort sein werden. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie tatsächlich Alkohol trinken.«
»Oh ja, nur nicht ständig.«
Dann wurde eine Tür am oberen Ende der Treppe geöffnet. »Gibt’s vielleicht irgendwelchen Tee?«, rief Ed zu ihnen herunter. »Wenn ein Mann halb ertrunken ist, braucht er sein Tässchen.«
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Kapitel 20
E ds Unfall hatte die Dinge irgendwie verändert, und die Frauen beschlossen, während der nächsten Stunden unter Deck zu bleiben. Sie hatten unterschiedliche Gründe dafür. Jo war schlicht nervös und wollte die riesigen Schiffe nicht sehen, neben denen ihr eigenes Boot so winzig wirkte. Unter Deck konnte sie die Augen schließen, von Zeit zu Zeit an ihrem Wein nippen und so tun, als unternähmen sie einfach einen Ausflug.
Dora blieb, weil sie nicht in Toms Nähe sein wollte. Nach dem Unfall hatte ihre Freundschaft sich zu etwas entwickelt, das sie beunruhigend fand. Und Carole hielt sich aus naheliegenden Gründen von Marcus fern.
Jo hatte einen Imbiss vorbereitet, und der Tee floss in solchen Strömen, dass Jo sich abermals um ihren Teebeutelvorrat sorgte.
»Lasst uns Karten spielen«, schlug Carole zu Jos und Doras absoluter Überraschung vor. »Haben Sie welche dabei?«
»Hmhm! Ja, habe ich«, antwortete Jo und sprang auf. »Ich habe sie gekauft, nur für den Fall des Falles. Was sollen wir spielen? Mau-Mau?«
Dora und Carole sahen sie ungläubig an. »Poker«, antworteten sie wie aus einem Mund.
»Ich werde es dir beibringen«, fügte Dora freundlich hinzu.
Zu ihrer Überraschung war Jo keineswegs so unerfahren, wie sie erwartet hatten, und erwies sich als eine sehr gute Pokerspielerin. Als Tom herunterkam, um ihnen mitzuteilen, dass sie den ganzen Spaß versäumten, hatte sie genug Streichhölzer gewonnen, um sich irgendwo eine hübsche kleine Wohnung einzurichten, wenn man sie nur gegen Bargeld hätte eintauschen können.
Sie registrierten eine Veränderung im Motorengeräusch, dann verlangsamte das Boot die Geschwindigkeit, und sie fragten sich, was vorging. Jo benutzte den Vorwand, Karten und Streichhölzer wegzuräumen, um nicht nach oben gehen zu müssen. Aber die beiden jüngeren Frauen folgten Toms Einladung.
Die Maschinengeräusche bescherten Jo eine Mischung aus Erregung und Furcht. Sie fand es erstaunlich, in den frühen Morgenstunden noch in England gewesen zu sein und jetzt schon in Holland anzulegen. Bevor sie Dordrecht erreichten, ihren endgültigen Bestimmungsort, hatten sie noch einmal einen halben Tag vor sich, aber heute Abend würden sie in einem fremden Land
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