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Glücklich gestrandet

Glücklich gestrandet

Titel: Glücklich gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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wenig übertrieben, oder?«
    »Vielleicht, aber das ist mir egal. Ich habe meine Grenzen. Es macht mir nichts aus, mutig zu sein – das heißt, eigentlich macht es mir schon etwas aus, doch das ist zugegebenermaßen eine gute Sache. Unehrlichkeit ist keine gute Sache. Tut mir leid.«
    Tom seufzte und beobachtete die anderen Fahrgäste, um Doras Blick auszuweichen.
    Sie war fest davon überzeugt, ihn für alle Zeiten abgeschreckt zu haben. Jetzt würde er nicht einmal mehr ihr Freund sein wollen. Dora fühlte sich zutiefst elend und biss sich auf die Unterlippe. Dann starrte auch sie aus dem Fenster, damit er es nicht bemerkte, falls sie zu weinen anfing. Es lag vor allem daran, dass sie so müde war, sagte sie sich.
    Der Bus erreichte sein Ziel, und sie stiegen aus und folgten den anderen Festivalbesuchern, die alle bereits in der richtigen Stimmung zu sein schienen. Als sie endlich draußen waren, sprachen sie noch immer nicht miteinander, und inzwischen wusste Dora nicht, ob Tom vielleicht ernsthaft schmollte. Er bat: »Warte hier. Ich werde eine SMS schicken.«
    Da sie nicht wissen wollte, warum er sich zu diesem Zweck einige Schritte entfernen musste, blieb sie am Eingang stehen und beobachtete, wie die glücklichen Kartenbesitzer hineinströmten.
    Die gesamte Menschheit – nun, fast die gesamte – schien an Dora vorbeizudefilieren. Da waren Hippies mit Dreadlocks und wallenden Gewändern und nette Mädchen mit blonden Zöpfen, kurzen Shorts und engen, pinkfarbenen T-Shirts. Daneben fanden sich Gothics und Jungen in Jeans, die Gettoblaster und Bierkisten trugen, Paare mit Buggys und Babys in Tragetüchern; Letztere sahen so aus, als führten sie die meiste Zeit ein Mittelklasseleben in irgendwelchen Vororten. Vergeblich hielt Dora nach irgendjemandem Ausschau, der sich wie sie deplatziert fühlte und nervös war.
    Die Sonne wurde heißer, und sie bekam Durst. Sie leerte die Wasserflasche, die sie bei sich gehabt hatte, und dachte darüber nach, dass sie bald eine neue würde kaufen müssen. Draußen war kein Verkaufsstand, aber sie konnte einen auf der anderen Seite der Tore sehen.
    Hatte Tom sie im Stich gelassen? So etwas würde er doch gewiss nicht tun, oder?
    Die Zeit verging. Hätte sie nur gewartet, hätte sie sich ohne Weiteres damit unterhalten können, die Menschen um sich herum zu beobachten, aber der winzige Funke Angst, allein in einem fremden Land zu sein und vielleicht ohne Unterstützung den Weg zum Bus und zum Bahnhof und schließlich zum Boot zurückfinden zu müssen, nagte an ihr.
    »Hallo, du.« Ein großer, blonder, gebräunter Mann in Jeans und T-Shirt trat an sie heran. Er wirkte sauber und sympathisch und ungefährlich. »Bist du allein?«
    Er hatte einen schwachen Akzent; welche Art, konnte Dora nicht erkennen. Er hätte aus jedem europäischen Land kommen können. Aber er hatte ein nettes Lächeln, und sie lächelte zurück.
    »Nur für den Augenblick. Ich warte auf jemanden.«
    Der Mann grinste. »Mädchen oder Junge?«
    »Ein Junge, falls es dich etwas angeht.« Bei diesen Worten lächelte sie weiterhin, um nicht unhöflich zu klingen. Er sollte ruhig glauben, ein großer, starker Freund könnte jeden Moment aus der Menge auftauchen. Sie wollte selbst gern darauf vertrauen.
    »Nun, er hätte dich nicht allein lassen sollen, so ein hübsches Mädchen wie dich.«
    »Er musste etwas organisieren.«
    »Etwas organisieren, wie? Willst du es selbst organisieren?«
    Das hätte Dora liebend gern getan, aber da sie nicht wusste, was Tom im Schilde führte, konnte sie es nicht. Sie beschloss, nicht endlos auf ihn zu warten. In einer Minute würde sie entscheiden, wie lange sie ihm noch geben würde, bevor sie sich auf den Rückweg zum Boot machte. »Das hängt davon ab, wovon du sprichst«, antwortete sie.
    »Nun, gibt es irgendetwas, das du brauchst?«
    Mittlerweile hatte Doras Durst beträchtlich zugenommen. »Hast du vielleicht Wasser?« Er hatte eine große Leinentasche bei sich, daher war das durchaus möglich.
    »Wasser?« Er sah sie neugierig an. »Nein, aber ich habe Cola.«
    In diesem Moment erschien Tom aus dem Nichts, fasste sie am Arm und zog sie in die Menge hinein, die auf den Eingang zuströmte.
    »Ich glaube, er hat versucht, mir Drogen zu verkaufen!«, berichtete sie.
    »Und ob er das versucht hat! Tut mir leid, dass ich so lange weg war.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Die hier besorgt.« Er förderte zwei Eintrittskarten zutage, gerade in dem Augenblick, als sie den Mann

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