Glücklich gestrandet
wo sie gerade aufräumte.
»Sie hatten es alle eilig, irgendwo hinzukommen.«
»Ich weiß, und ich verstehe es auch sehr gut. Ich finde nur, es wäre schön gewesen, wenn wir uns zur Feier des Tages irgendwo noch eine gemeinsame Mahlzeit gegönnt hätten.«
»Das können wir immer noch.«
Jo hätte sich am liebsten einen Tritt gegeben. Sie hatte Marcus mehr oder weniger aufgefordert, sie zum Essen einzuladen. Wie peinlich! »Das wird nicht ganz dasselbe sein.«
»Es wird noch besser sein«, erwiderte Marcus.
»Was?«
Er ignorierte ihre Frage. »Als Erstes sollten wir dich wieder in der hinteren Kabine einquartieren.« Bevor sie bei dem Gedanken daran, dass er sie in sein Bett einlud, ohnmächtig werden konnte, setzte er glatt hinzu: »Ich werde in deine Kabine ziehen.« Er hatte offensichtlich keine Ahnung, dass Jos Wechseljahre-Symptome auf der Richterskala nach oben und wieder zurückgeschossen waren.
»Ähm, das lohnt sich doch kaum, oder? Es handelt sich schließlich nur um zehn bis vierzehn Tage, nicht wahr?«
»Nichts, was mit Booten und Trockendocks zu tun hat, ist je in Stein gemeißelt. Es könnte einen Monat dauern, es könnte eine Woche dauern. Wenn du mir saubere Bettwäsche heraussuchst, beziehe ich die Betten.«
Der Gedanke, Marcus könne mit einem Bettbezug ringen, überstieg ihr Vorstellungsvermögen. »Es ist alles dort drin, im Schrank.«
Er lächelte ein wenig entschuldigend. »Ich bin sehr häuslich, wenn es sein muss, doch ich denke, du wirst mitkommen und die Wäsche für mich heraussuchen müssen.«
»Natürlich. Ich werde zuerst mein Bett abziehen.«
»Tu das nicht, ich habe nichts gegen deine Laken. Komm nur mit mir und such mir die frische Wäsche für dein Bett heraus.«
»Es wäre wirklich viel unkomplizierter, wenn wir beide einfach dort bleiben würden, wo wir die letzten Tage waren«, wandte sie ein. Jetzt, da sie den Schock überwunden hatte, dass sie in das Kapitänsquartier eingeladen worden war, und sie wusste, dass er das Bett nicht mit ihr zu teilen beabsichtigte, klang sie vollkommen vernünftig.
»Ich bestehe darauf. Ich muss dort sein, während wir unterwegs sind, doch jetzt brauche ich die Kabine nicht mehr, bis wir zurückfahren.«
Diese Worte durchstachen eine Blase der Verleugnung, die unversehrt zu halten Jo bis jetzt gelungen war. Sie hatte so viel Energie darauf verwandt, über die Reise nach Holland und über das Meer nachzugrübeln, dass sie an die Rückreise bisher noch gar nicht gedacht hatte. Was wahrscheinlich nur gut war. Hätte sie sich vorgestellt, mehr als eine Woche mit Marcus allein zu sein, und zwar ohne eine nennenswerte Beschäftigung zu haben, hätte sie sicher vor lauter Nervosität ihre Fingernägel abgekaut.
»Ed und Tom kommen doch zurück, oder? Und Dora?«, fragte sie schwach.
Er lachte leise. »Keine Sorge, Joanna, ich habe nicht die Absicht, dich während unseres Aufenthaltes hier zu meinem ersten Maat auszubilden, damit wir das Boot allein zurückbringen können.«
»Gott sei Dank!«, murmelte sie.
»Ed wird mit Sicherheit zurückkommen; Tom wahrscheinlich ebenfalls; und Michael hat gesagt, dass er vielleicht auch auftauchen würde. Wir werden sehen, wer zur Verfügung steht.«
»Michael sollte kommen. Schließlich machen wir uns all diese Mühe für sein Boot.«
»War es denn so viel Mühe?«
Jo plusterte sich auf. »Tut mir leid! Habe ich undankbar geklungen? Es ist nur so: Als Michael mir das Boot geliehen hat, hat er mit keinem Wort erwähnt, dass es irgendwohin gebracht werden müsse.«
»Es ist nicht das, was du erwartet hattest, meinst du?«
»Nein. Es hat viel Organisation erfordert, und du musstest ausgesprochen hart arbeiten.«
»Aber das ist mein Job. «
Eine eigenartige Beschäftigung, wollte sie gerade antworten, als ihr der Gedanke kam, dass das Vergolden von Cherubim auch keine alltägliche Art war, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. »Ja, sicher«, sagte sie stattdessen und ging in den Raum hinunter, der bis vor Kurzem ihr Schlafzimmer gewesen war.
Nun war er erfüllt von Marcus’ Anwesenheit: Sein Geruch hing in der Luft, und seine Sachen lagen überall verstreut. Entschlossen suchte Jo im Schrank nach sauberen Laken und einem Bettbezug. Da sie heimlich ihr eigenes Gänsedaunenkissen mitgenommen hatte, als sie ausgezogen war, würde sie die Kissen einfach austauschen. Auf diese Weise würde sie weniger zu waschen haben.
Marcus war nicht besonders ordentlich, wie sie feststellte. Philip war
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