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Glücklich gestrandet

Glücklich gestrandet

Titel: Glücklich gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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herauszufinden.
    Tom war ein sehr guter Ruderer. Dora lehnte sich auf ihrem Platz im Heck zurück und beobachtete, wie er pullte und das kleine Boot irgendwie dazu brachte, dorthin zu fahren, wo er es haben wollte. Dabei warf er nur gelegentlich einen Blick über die Schulter, um sich zu orientieren. Zuerst machte es Dora ein wenig nervös, in einem so winzigen Boot mitten auf einem so großen Fluss zu sein, doch Tom brachte es schnell ein wenig näher ans Ufer, wo sie sich sicherer fühlte.
    »Wir mussten nur aus der Strömung raus. Hier in der Nebenströmung sind wir gut aufgehoben.«
    Dora befand, nicht wissen zu müssen, was eine Nebenströmung war, außerdem konnte sie es sich mehr oder weniger denken. »Also, erzähl mir von diesem Pub. Er muss gut sein, um all diese Anstrengung zu rechtfertigen.«
    Tom grinste. »Mir ist bisher nicht aufgefallen, dass Sie große Anstrengungen auf sich nehmen, Madam.«
    »Das Zusehen reicht mir völlig.« Sie verzog das Gesicht und hoffte, dass sie nicht grinste.
    Er lachte und legte sich kräftiger in die Riemen.
    »Du wirst wieder nach Hause rudern müssen«, erinnerte sie ihn, als er das Boot endlich in eine Helling manövrierte.
    Er blickte über die Schulter, um festzustellen, wo er hinfuhr. »Oh, nein, dann bist du an der Reihe.«
    »Aber ich habe noch nie im Leben ein Boot gerudert! Wir würden kentern oder uns ständig im Kreis bewegen.«
    »Genau das würde wahrscheinlich passieren, aber wie bist du so alt geworden, ohne rudern zu lernen? Jetzt bleib erst einmal sitzen, während ich das Boot hochziehe.« Er sprang ans Ufer und zog an dem Boot, bis das Heck an Land lag. Dann half er ihr heraus. »Nun?«, fragte er.
    Dora, die angenommen hatte, es sei eine rhetorische Frage gewesen, reckte die Nase in die Luft. »Ich bin sehr jung, und ich habe ein behütetes Leben geführt.«
    Tom lachte. »Vielleicht sollte ich dich enthüten. Wir werden damit anfangen, dass du etwas trinkst, was du noch nie zuvor getrunken hast. Ist es für dich okay, draußen zu sitzen? Es ist so ein schöner Abend.«
    Der Pub war überfüllt, und fast alle Tische im Freien waren besetzt. Aber Tom entdeckte einen, an dem die Leute gerade aufbrachen, und ging zielstrebig darauf zu. »Also schön, ich hole uns die Drinks.«
    Während er fort war, beobachtete Dora die Leute um sich herum und die Vögel, die Insekten fingen. Sie versuchte, sie zu identifizieren; es waren Schwalben. Sie erinnerten sie ein wenig an Tom, der sich scheinbar willkürlich und doch zielgerichtet durchs Leben bewegte.
    Gerade stellte er einen Drink auf einem Bierdeckel vor sie hin. Er enthielt eine trübe Flüssigkeit.
    »Das sieht aus wie eine vergrößerte Version einer sehr zweifelhaften Urinprobe«, bemerkte sie. »Was um alles in der Welt ist das?«
    »Schlichter, grober Apfelwein. Tatsächlich ist er ein wenig hart für den Anfang.«
    Dora nahm einen Schluck. Das Gebräu schmeckte nach Essig, der vielleicht vor sehr langer Zeit einmal Äpfel gesehen hatte. »Es ist abscheulich.«
    »Aber es ist billig.«
    »Das ist nicht fair«, erwiderte Dora und riskierte noch einen Schluck. »Du lädst mich auf einen Drink ein und bringst mir dann etwas, das nur dazu taugt, Messing damit zu putzen. Und das ist etwas, von dem ich eine Menge verstehe.«
    »Was?«
    »Messing putzen. Als ich bei den Pfadfindern war, hat meine Mutter mich gezwungen, Messing für eine alte Dame zu putzen.«
    »Wie niedlich. Ich kann dich direkt in einer Pfadfinder-Uniform vor mir sehen.«
    »Ich hatte Hosenröcke an und eine gelbe Baseballkappe auf dem Kopf. Meine Mutter hat ausgeholfen. Sie hat mich gezwungen, all meine Abzeichen selbst anzunähen, obwohl die Mütter der anderen Mädchen das immer für sie erledigt haben.«
    »Dann war deine Mutter also ziemlich streng?«
    »Kommt darauf an, was du unter ›streng‹ verstehst.«
    »Ich meine – hat sie dir erlaubt, die Schule zu schwänzen, um nach Glastonbury zu fahren? Solche Dinge.«
    Dora stellte ihr Glas ab, damit sie mit entsprechendem Entsetzen und mit Ungläubigkeit reagieren konnte. »Du musst Witze machen! Meine Mutter hätte mich nicht mal nach Glastonbury fahren lassen, selbst wenn ich dafür nicht die Schule hätte schwänzen müssen. Und sie hat meine Zahnarzttermine stets in die Ferien gelegt, damit ich keine Sekunde Schulzeit verpasse. Es könnte daran gelegen haben, dass ich ein Einzelkind war und sie niemanden außer mir hatte, um den sie sich kümmern konnte.«
    »Klar, also eine

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