Glücklich gestrandet
entfernt sein. Du rufst mich an, wenn du fertig bist, und dann suchen wir uns etwas Hübsches zum Mittagessen.«
»Hm, das klingt wunderbar. Wie eine Belohnung nach einem Besuch beim Zahnarzt.«
»Genau«, erwiderte Jo. »Ich belohne mich immer, wenn ich beim Zahnarzt war oder etwas in der Art unternommen habe. Wenn wir uns stark genug fühlen, könnten wir anschließend bei Selfridges vorbeigehen.«
»Und uns mit Parfüm einsprühen? Himmlisch! Das wird solchen Spaß machen.«
Jo erinnerte sich an ähnliche Ausflüge in der Vergangenheit, wenn Karen und sie für einen Tag nach London gefahren waren und Make-up und Kleider ausprobiert hatten. Sie vermisste ihre Tochter, obwohl Dora ein guter Ersatz war.
Als Dora vor einem Computer saß und einem Schreibmaschinentest unterzogen wurde, fand sie das Ganze nicht mehr so spaßig. Sie tippte ziemlich schnell, das wusste sie, aber irgendwie machte die Anwesenheit der stark gebräunten Frau mit den aggressiven Strähnchen ihre Finger schlüpfrig und zerstreute ihre Gedanken in alle vier Winde.
Sie war zuerst zu der Agentur gegangen, bei der sie einen Termin gehabt hatte. Bestimmt war es leichter, irgendwo »vorbeizuschauen«, wenn man bereits einen Punkt abgehakt hatte, hatte sie gedacht. Sie hätte Tom erzählen sollen, dass sie noch nie zuvor bei einer Agentur gewesen war. Vielleicht hätte sie ihn dann überreden können, dies auch als eine Herausforderung gelten zu lassen. Jetzt litt sie die Qualen der Verdammten und war Toms bisher noch nicht genauer definierter Belohnung noch keinen Schritt näher gekommen.
Das Problem war, dass sie einen sehr kurzen Lebenslauf hatte, da sie bisher nur in einer einzigen Stellung tätig gewesen war, und zu ihren Qualifikationen gehörte kein Abschluss. Anscheinend wurde neuerdings etwas Derartiges von hochkarätigen persönlichen Assistenten erwartet.
In dem Moment, als sie durch die Tür getreten war, hatte sie gewusst, dass sie vollkommen falsch angezogen war. Ach, warum hatte sie auch gestern unbedingt die einzigen für ein Vorstellungsgespräch geeigneten Kleider tragen müssen?, hatte sie zum wiederholten Mal gedacht.
Zunächst einmal hatte sie die aggressive Klimaanlage getroffen. Es war ein sonniger Tag, jedoch nicht allzu warm. Im Sonnenschein hatte sie sich wohlgefühlt, aber das Büro war wie ein Kühlschrank. Die junge Frau hinter dem Schreibtisch trug ein Westentop aus Seide und hatte sehnige Arme. Außerdem hatte sie ziemlich breite blonde Strähnchen und anscheinend ein Dauerticket in ihrem Sonnenstudio. Die Kälte machte ihr offenkundig nichts aus.
»Ja?« Sie erfasste mit einem Blick Doras nicht ganz angemessene Kleidung und ihren Mangel an Selbstbewusstsein und strengte sich gar nicht erst an, Dora die Sache ein wenig zu erleichtern.
»Ich habe vorhin angerufen und einen Termin ausgemacht. Für halb elf«, fügte sie hinzu.
»Name?«
Dora nannte ihn.
»In Ordnung, ich bin Charlene. Geben Sie uns Ihren Lebenslauf. Oh, Sie nehmen besser Platz.«
Dora setzte sich hin. Diese Frau hätte ihre Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen dringend aufpolieren müssen, fand sie.
Charlene betrachtete Doras Lebenslauf eine Sekunde lang, bevor sie sagte: »Sie sollten sich besser einem Schreibmaschinentest unterziehen. Gehen Sie zu diesem Computer dort drüben. Hier ist der Test.« Ohne hinzusehen, nahm sie einen Bogen Papier aus ihrer Schublade.
Dora ging zu dem Computer und stellte sofort fest, dass sie das Programm nicht kannte. Bleib ruhig, ermahnte sie sich, es wird ganz einfach sein. Computerprogramme sind nicht dazu geschaffen, Leute bei Tests aufs Kreuz zu legen. Sie sind vielmehr dazu da zu helfen. Obwohl sie sich dies mit aller Überzeugung, die sie aufbringen konnte, einschärfte, wusste sie in ihrem Herzen, dass dieses spezielle Programm auf diesem speziellen Computer in Wirklichkeit eine gewaltige Falle war. Sie wischte sich die Hände an ihrer Hose ab. Inzwischen fand sie nicht mehr, dass die Klimaanlage zu hoch eingestellt war.
Schließlich kam sie dahinter, wie sie eine neue Datei anlegen konnte.
»Sind Sie so weit?«, rief Charlene.
»Ja«, antwortete Dora und fand ihre eigene Stimme seltsam quiekend.
Charlene schaltete ihre Stoppuhr ein. »Okay, los geht’s.«
Dora begann langsam und auf Korrektheit bedacht und versuchte, sich zu konzentrieren, wurde aber immer wieder von der unergründlichen Sprache des Briefes, den sie tippte, abgelenkt. Es juckte sie in allen Fingern, die Tautologien
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