Glücklich gestrandet
nicht nachgedacht. Das würde mir sicher nicht gefallen.« Sie erhob sich und gestand sich ihre Niederlage ein. »Ist das alles?«
»Ja. Wir melden uns, wenn wir etwas Passendes haben.«
Dora schaute in der nächsten Agentur nicht wie geplant lockerer vorbei. Stattdessen schwankte sie vielmehr herein und ließ sich auf den ihr angebotenen Stuhl sinken, fest davon überzeugt, dass sie eine Erkältung bekommen würde.
Die junge Frau hier war erheblich freundlicher als die in der ersten Agentur, und sie gab Dora zuerst ein Glas Wasser und dann eine Tasse Tee. Allerdings schnalzte auch sie die Zunge, als sie die Kürze von Doras Lebenslauf sah. Sie räumte jedoch ein, dass sie in ihrem Job gut gewesen sein müsse, wenn sie immer bei derselben Firma gearbeitet und mehrmals befördert worden war. Das Endergebnis war jedoch dasselbe: »Wir haben im Augenblick nicht viel anzubieten, es sei denn, Sie wären bereit, nach Canary Wharf zu fahren. Es wäre eine ziemliche Anreise, wenn man Ihre gegenwärtige Adresse betrachtet.«
Dora nippte an ihrem Tee und nickte.
»Ich melde mich, wenn sich etwas auch nur annähernd Passendes ergibt.«
»Danke.«
»Sie würden Zeitarbeit wohl nicht in Betracht ziehen, oder? Es ist eine hervorragende Möglichkeit, um eine breitere Erfahrungsspanne zu erwerben.«
»Ich werde definitiv darüber nachdenken, falls sich nichts Dauerhaftes ergeben sollte, doch ich möchte meine Montagvormittage nicht damit verbringen, durch London zu reisen und nach irgendwelchen Adressen zu suchen.«
»Da haben Sie nicht unrecht. Andererseits ist es eine gute Möglichkeit, London näher kennenzulernen.«
Dora seufzte und stellte ihren Becher auf die Theke. »Ich werde auch das im Kopf behalten. Eines Tages, wenn ich mich daran gewöhnt habe, nicht in meiner Heimatstadt zu arbeiten, werde ich es mit Zeitarbeit versuchen, doch ich glaube, so weit bin ich jetzt noch nicht.«
»Nun, Sie haben einen fast perfekten Schreibmaschinentest abgegeben, daher werden wir Sie eindeutig in Betracht ziehen, falls jemand eine volle Bürokraft suchen sollte.«
Dora stand auf und beschloss, sich die dritte Agentur zu ersparen. Sie fand, sie hatte der Ehre Genüge getan. Sie würde einfach hoffen müssen, dass der Job bei der Werft noch immer frei war und sich als passend erweisen würde.
Währenddessen vergnügte Jo sich damit, nach Läden zu suchen, die Künstlermaterialien verkauften. Miranda hatte sich ziemlich vage darüber geäußert, wo in diesem eleganten Teil von London das Geschäft sein könnte. Aber nachdem sie der Versuchung widerstanden hatte, in das Britische Museum zu gehen, fand Jo einen kleinen Laden, der das verkaufte, was sie suchte. Sobald sie durch die Tür trat, fiel ihr Blick auf die Regalreihen, die vom Boden bis zur Decke aufragten – die Dinge, die darauf standen, waren schon selbst kleine Kunstwerke. Es roch sogar vielversprechend.
Jo sah sich gern als Feministin, als unabhängige Frau, die auf sich selbst aufpassen konnte, doch in Wirklichkeit kam sie (meist) an ihr Ziel, indem sie nett war. Jetzt ging sie zur Theke hinüber und lächelte. Der Mann dahinter, der in mittleren Jahren war, lächelte beruhigend zurück.
»Guten Morgen. Ich frage mich, ob Sie mir helfen können. Ich habe einen kleinen Cherub, den ich reparieren muss.«
»Was für eine Art von Cherub?« Zu Jos Erleichterung fand der Mann diese Bemerkung keineswegs eigenartig.
»Er befindet sich auf einem Spiegelrahmen, ist also sehr klein. Ein Fuß ist abgebrochen.«
»Und aus welchem Material ist der Rahmen?«
»Aus Holz, denke ich. Er ist goldfarben.«
»Ah, ein alter, geschnitzter Spiegelrahmen. Und Sie versuchen, ihn zu reparieren?«
»Hm. Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
»Warum wollen Sie jetzt damit anfangen?«
Sie betrachtete den Mann und sah, dass er sie absolut ernst nahm. »Es ist ein kleines Glücksspiel – glücklicherweise muss ich nicht mein eigenes Geld einsetzen, zumindest nicht wirklich. Ich möchte mich beruflich verändern und irgendeiner Arbeit nachgehen, die ich von zu Hause aus erledigen kann, die kreativ ist und … nun ja … befriedigend.«
»Und Sie haben diesen alten Spiegel?«
»Tatsächlich habe ich allerlei verschiedene Dinge. Meine Freundin wollte sie zu einem Flohmarkt bringen, doch ich habe gefragt, ob ich versuchen dürfe, sie in Stand zu setzen. Ich dachte, ich fange mit dem Spiegel an.«
»Sie haben ihn nicht mitgebracht?«
»Nein, leider nicht.« Sie sah sich um, fasziniert von
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