Glücklich gestrandet
Das nützliche Meer, das weite, nützliche Meer.«
Obwohl er kicherte, ließ er nicht locker. »Aber es ist nützlich. Flüsse sind nützlich. Städte sind immer an den Ufern von Flüssen entstanden. Sieh dir London an.« Er deutete auf die mit Bäumen bedeckte Insel und blickte ganz und gar nicht auf eine gewaltige Metropole. »Und denk an Ebbe und Flut, wie nützlich sie sind! Wenn ich mit einem untermotorisierten Boot fahre, laufe ich zwölf Stunden mit dem Gezeitenstrom und liege die restlichen zwölf Stunden vor Anker.«
Jo öffnete den Mund, um zu bemerken, dass es für ihn etwas anderes sei, doch er fuhr fort, bevor sie etwas einwenden konnte. »Ich weiß, früher sind Millionen Menschen ertrunken, aber das ist heute anders. Die Drei Schwestern ist ein sehr seetüchtiges kleines Schiff. Auf ihm kann dir nichts zustoßen. Ich werde es nicht zulassen.«
Unerwarteterweise war Jo plötzlich ruhiger bei der Aussicht, zu einer Fahrt über den Ozean aufzubrechen.
»Ich habe viel Erfahrung. Ich ergreife Vorsichtsmaßnahmen, die einige Leute für zwanghaft halten würden. Und ich werde Ed mitnehmen, der noch länger zur See fährt als ich, und alle möglichen Ausrüstungsgegenstände, die vor wenigen Jahren noch nicht einmal erfunden waren. Ich werde dich ständig über die aktuellen Vorgänge informieren, und ich könnte dich sogar bitten, das Ruder zu übernehmen. Ich verspreche, dich und die Drei Schwestern absolut sicher ans Ziel zu bringen.«
Jo stieß einen leisen Laut aus, einen Seufzer der Resignation; man würde ihr ihre Ängste entreißen, ob es ihr gefiel oder nicht.
»Also, fühlst du dich jetzt besser?«, fragte er, und Jo nahm einen Anflug von Sorge in seiner Stimme wahr.
Sie seufzte abermals und nickte. »Warum willst du, dass ich mich besser fühle? Warum lässt du mich nicht einfach zu Hause bleiben?«
Er lächelte. »Abgesehen von der Tatsache, dass du vielleicht kein Zuhause haben wirst, wo du bleiben kannst? Ich möchte nicht, dass du vor irgendetwas Angst hast, wenn ich es verhindern kann. Und du sollst Spaß an der Seefahrt haben, das ist mir wichtig.«
»Warum?«
Es folgte eine winzige Pause. »Ich muss an meinen Ruf denken. Wenn sich herumspräche, dass Leute sich weigern, mit mir in See zu stechen, wäre es um meinen Ruf im Nu geschehen.«
Jo konnte nicht erkennen, ob er scherzte oder nicht. Vielleicht war die Sorge um seinen Ruf der einzige Grund, warum er sie nach Holland mitnehmen wollte, abgesehen von ihren Kochkünsten natürlich. »Aber jeder weiß, dass die Drei Schwestern nicht mir gehört, sondern Michael«, entgegnete sie.
»Trotzdem. Michael könnte selbst peinliche Fragen stellen. Wir wollen doch nicht, dass er das Vertrauen in mich verliert.«
Jo lachte und nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Ich erinnere mich nicht – wart ihr zusammen auf der Universität?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir waren im selben Ruderclub. Ich habe für mein Patent als zweiter Offizier gebüffelt – eine Art Examen –, und er war in seinem ersten Jahr auf der Universität. Unsere Freundschaft reicht weit zurück.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, wie er und Philip einander kennengelernt haben.«
»Ist das wichtig? Heute noch?«
Jo biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht.«
Er griff nach ihrer Hand, aber nicht auf eine romantische Art, sondern eher so, als wollte er sie daran hindern wegzulaufen. »Also, was hat dich trotz deiner Gefühle dazu bewogen, an der Fahrt teilzunehmen?«
Seine Hand war warm und trocken und ein wenig rau. Ihre eigene fühlte sich klein und kindlich unter seinen Fingern an. »Philip. Er weiß, welche Angst ich habe – hatte –, und meinte, ich könne das unmöglich schaffen. Es ist erstaunlich, wie sehr ich zu Widerspruch neige!«
Er lachte. »Das muss ich mir merken. Du hast Philip also gestern gesehen?«
»Hmhm. Ich bin mit Dora nach Hause gefahren, um einige Sachen abzuholen. Er und Samantha, seine neue Partnerin, sollten eigentlich wegbleiben, aber sie sind vorzeitig zurückgekommen.« Sie überlegte, ob sie ihm von Doras Debakel mit der Hose erzählen sollte, entschied dann aber, dass es nicht ihre Geschichte war.
»Also, wie ist sie, Philips neue Partnerin?«
»Oh, du kannst es dir sicher vorstellen. Jung, schlank, schwanger.« Sie hatte nicht die Absicht gehabt, Marcus von Samanthas Schwangerschaft zu erzählen, es war ihr einfach herausgerutscht. Sie seufzte und verschluckte die
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