Glücklich gestrandet
Marcus dich wirklich brauchen, werde ich dich holen.«
»Ich würde mitkommen, wenn ich wegkönnte«, sagte Tilly, während sie Jo ein hohes Glas voller Mineralwasser und Eiswürfel reichte. »Aber einige von uns müssen arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.«
»Das muss ich auch!« Jo war bereits nervös, weil diese Fahrt nach Holland mit einem Mal schrecklich real geworden war. »Ich restauriere einige Kleinigkeiten für Miranda. Haben Sie Miranda und Bill einmal kennengelernt? Von der Hepplewhite?«
»Ich denke, ja. Sie haben eine Antiquitätenhandlung, nicht wahr?«
»Nun, Miranda gehört ein Teil davon, aber sie meinte, wenn ich lernen könnte, kleine Sammlerstücke zu restaurieren, wäre das für sie wirklich nützlich. Und für mich wäre es auch gut.«
»Ich weiß, dass es für Sie zu spät ist, Jo, doch ich würde niemals die Möglichkeit aufgeben, mir meinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen.«
Tilly, das fiel Jo jetzt wieder ein, war eine hochkarätige Unternehmensberaterin, die hochqualifizierte Arbeit leistete, ohne sich dabei übermäßig zu verausgaben. »Das Problem ist, ich habe nicht viele Fähigkeiten, mit denen ich Geld verdienen könnte. Ich habe immer Jobs gehabt, keine Karriere angestrebt. Alles, was ich im Grunde wollte, waren Kinder.«
»Und Sie haben nur die eine Tochter?«
»Das stimmt. Karen. Ich bin schrecklich stolz auf sie! Ich musste ihr gerade ihren Führerschein für Gabelstapler schicken; sie braucht ihn in Kanada.«
»Oh, wow. Dann kann sie also wirklich etwas!«
Jo lachte. »Oh ja, sie ist ganz anders als ich.«
Dora erschien auf dem Anleger.
»Oh, kommen Sie an Bord«, rief Tilly. »Trinken Sie eine Schorle.«
Dora nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu fragen, ob Leute auf Booten wirklich mehr tranken als ihre Mitmenschen an Land oder ob es ihr nur so vorkam. »Besser nicht. Ich bin mitten in der Arbeit. Jo, Marcus möchte wissen, wann du das letzte Mal das Tankboot dahattest.«
»Das Tankboot?« Jo runzelte nachdenklich die Stirn.
»Ja«, meinte Tilly. »Um Ihre Tanks mit Diesel zu füllen. Es war seit Monaten nicht mehr da, Dora.«
»Warum muss Marcus das wissen?« Jo klang erregt.
»Er will wissen, wie viel Treibstoff noch in den Tanks ist.«
»Ich bin so sparsam wie möglich gewesen«, erwiderte Jo. »Und ich habe die Zentralheizung ausgeschaltet, sobald es ging. Es sollte noch reichlich Treibstoff da sein, weil die Tanks bei meiner Ankunft fast voll waren. Michael hat es mir erzählt.«
»Oh.«
»Oh? Sind das keine guten Neuigkeiten?«
»Ich glaube nicht. Marcus möchte die Tanks leeren.«
Jo trank ihr Glas aus und stand widerstrebend auf. Eine »Ruhepause« war offensichtlich zu viel verlangt gewesen. »Ich komme besser mit. Ich kann mich nicht hier drüben entspannen, wenn bei euch Gott weiß was los ist.«
Tom und Marcus waren im Motorraum. Marcus trug seinen Overall, und Tom war über und über mit Öl beschmiert. Jo und Dora spähten durch die Luke zu ihnen hinab.
»Wo liegt das Problem?«, fragte Jo. »Es sollte noch reichlich Brennstoff da sein. Ich habe so wenig wie möglich verbraucht.«
»Genau das ist das Problem«, antwortete Marcus. »Auch wenn Michael sagt, die Tanks seien sauber, möchte ich mich lieber selbst davon überzeugen. Also müssen wir die Tanks leeren.«
»Was, jetzt?« Jo hatte das Gefühl, dass die Realität ihr langsam entglitt. »Es ist sechs Uhr an einem Sonntagabend.«
»Wenn ich die Tanks leeren kann, kann ich sehen, ob sie gesäu-bert werden müssen. Tom will das, wenn es nötig ist, für mich erledigen.«
»Was, jetzt?«, wiederholte Jo mit offenkundigem Entsetzen.
»Hm, nein«, brummte Marcus. »Irgendwann während der nächsten Tage. Wann wird das Tankboot das nächste Mal kommen?«
Jo öffnete die Tür zum Ruderhaus und rief zu Tilly hinüber, die glücklicherweise noch auf Deck saß: »Wann kommt das Tankboot das nächste Mal?«
»Sie müssen es buchen. Wenn mehrere Leute Diesel brauchen, kommt es vorbei. Andernfalls müssen Sie hinüberfahren. Oder Sie könnten auf den Fluss fahren. Viele Kanalboote müssen dort aufgefüllt werden. Das Tankboot fährt ständig auf und ab.«
Jo kehrte zu den anderen zurück. »Schön.« Dies war der Zeitpunkt, da Marcus’ Versuche, sie von ihrer Angst zu heilen, auf die Probe gestellt werden würden.
»Okay!«, rief Marcus nach oben. »Ich habe den Messstock gefunden.« Es herrschte angespanntes Schweigen, während Jo und Dora sich vorstellten, das
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