Glücklich gestrandet
anbraten«, meinte Jo. »Ich hätte schreckliche Angst, dass das heiße Fett mir über den Körper läuft.«
»Wirklich, Joanna, wir fahren nicht hinaus auf den Atlantik; die meiste Zeit wird das Meer ziemlich ruhig sein. Trotzdem bin ich deiner Meinung, Mahlzeiten wie diese sollte man besser nur im Hafen einnehmen.«
»Ich habe mir immer gewünscht, so eine Reise zu unternehmen«, sagte Tom. »Soll ich etwas zu schreiben besorgen?«
»Im Schreibtisch liegt ein Block, Tom«, erklärte Jo.
»In Ordnung.« Alle setzten sich hastig wieder hin, damit sie Marcus zuhören konnten.
»Wenn es so weit ist, werden wir etwa zwei Stunden vor Hochwasser an der London Bridge losfahren, sodass wir den Ebbestrom optimal nutzen können.« Er sah Jo an und lächelte. »Aber dieses Boot ist nicht untermotorisiert. Ich verschwende nur nicht gern Treibstoff. Es ist außerdem schlecht für die Moral, gegen den Strom zu fahren.«
Dora nahm sich vor, Tom anschließend nach all diesen Dingen zu fragen. Obwohl sie, seit sie ihre Stelle in der Werft angetreten hatte, einiges über den Bau und die Reparaturen von Booten aufgeschnappt hatte, waren ihre Kenntnisse über Ebbe und Flut außerordentlich dürftig.
»Wir werden für die Nacht wahrscheinlich irgendwo festmachen, in Queenborough vielleicht, in der Nähe von Sheerness«, fuhr Marcus fort.
»Warum das?«, fragte Tom. »Wir haben genug Leute und könnten nachts weiterfahren, oder?«
»Das könnten wir, aber wir brauchen keine große Strecke zurückzulegen. Es ist besser, nachts ordentlich zu schlafen und früh am nächsten Tag wieder aufzubrechen.«
»Wie lange wird es dauern, bis wir das Trockendock erreichen?«, wollte Jo wissen.
»Es sind etwa sechzehn Stunden von Queenborough nach Flushing und noch einmal zwölf Stunden von dort bis nach Dordrecht.«
»Klar«, murmelte Jo, die sich Mühe gab, nicht mutlos zu klingen. »Ich muss zugeben, es erleichtert mich, dass wir nachts nicht reisen müssen.«
»Obwohl die Navigation in mancher Hinsicht nachts leichter ist als tagsüber«, bemerkte Tom, »weil die verschiedenen Lichter besser zu sehen sind und leichter zu unterscheiden als die Türme und Bojen bei Tag.«
Marcus sah Jo an. »Keine Bange, wir haben jede Menge Ausrüstung an Bord, die uns auch tagsüber anzeigen wird, wo wir sind.«
Jo brachte ein klägliches Lachen zu Stande.
»Okay.« Marcus setzte sie weiter über seine Pläne ins Bild. »Dann werden wir, falls das Wetter es zulässt …«
»Bei welcher Windstärke werden Sie maximal noch auslaufen?«
»Maximal bei Windstärke vier. Idealerweise fahren wir während einer stabilen Hochdruckphase.«
»Was ist mit Nebel?«, hakte Jo nach.
»Bei Nebel werden wir nicht fahren. Also schön – weitere Fragen?«
Dora widerstand der Versuchung, die Hand zu heben, bevor sie fragte: »Was werden wir alle tun, während wir im Trockendock liegen?«
»Nach Hause fahren, wenn ihr auch nur einen Funken Verstand habt. Es macht keinen Spaß, in Trockendocks zu liegen, obwohl …« Marcus sah Jo an, und Dora hatte den Eindruck, dass er noch etwas hinzufügen wollte, es sich dann aber anders überlegte.
»Also werden wir zurückkehren und sie abholen, wenn sie fertig ist?«, fragte Tom.
»Das können Sie tun, wenn Sie wollen, aber Michael wird vielleicht rüberkommen und Ed und mir helfen.« Er hielt inne. »Sonst noch etwas? Joanna?«
»Nein, ich denke, es ist alles klar.« Jo seufzte, dann lächelte sie. Obwohl sie sich seit ihrem Gespräch mit Marcus erheblich besser fühlte, war sie von ihrer Phobie noch nicht zur Gänze geheilt.
Er erwiderte ihr Lächeln, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Es wird alles gut gehen, Joanna, wirklich. Und jetzt muss ich mich gründlich auf dem Boot umsehen, also werde ich meinen Overall anziehen und loslegen.« Marcus erhob sich vom Tisch.
Als er zum Ruderhaus hinaufgegangen war, wo er wahrscheinlich seinen Overall liegen gelassen hatte, entschied Dora: »Du wirst dich jetzt etwas ausruhen, Jo. Leg dich hin und mach die Augen zu, während wir die Küche auf Vordermann bringen.« Dora war aufgefallen, dass Jo gern etwa zwanzig Minuten döste, und heute hatte sie ihre Ruhepause erst recht verdient.
»Ich könnte mich sowieso nicht richtig entspannen, solange Marcus an Bord ist«, bekannte sie. »Er wird vielleicht Fragen an mich haben.«
»Aber du wirst die Antwort nicht kennen!« Doras Ehrlichkeit war brutal. »Wenn du hier nicht ausspannen kannst, geh rüber zu Tilly. Und sollte
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