Glücklich gestrandet
zurückzukommen, daher hat sie keinen Grund, beunruhigt zu sein.«
»Möchtest du eine Tasse Tee? Du brauchst ihn nicht zu trinken, wenn du nicht willst.«
»Doch, ich hätte gern eine Tasse Tee.« Er nippte an dem Becher, den Jo ihm reichte. Sie trank aus ihrem eigenen. Es entstand eine leicht verlegene Pause.
»Ist es mir nicht gelungen, dich davon zu überzeugen, dass du nicht ertrinken wirst?«, fragte er nach einer Weile.
»Oh doch! Nun ja, fast.«
»Warum wirkst du dann so nervös?«
»Tue ich das?« Jo versuchte, eine gelassene Miene aufzusetzen, was ihr jedoch nur zum Teil gelang. Er hatte eine beunruhigende Wirkung auf sie.
»Ja.«
»Oh, hm – das Leben im Allgemeinen kann einen ziemlich nervös machen. Noch mehr Tee?«
»Wechselst du das Thema?«
»Ja!«
»Warum?«
»Du bist sehr …« Sie suchte nach einem passenden Wort, »neugierig.«
»Erzähl mir, was dir Sorgen bereitet.«
»Und fordernd.« Sie versuchte, die Stimmung aufzuhellen, aber er machte nicht mit.
Seine Miene war ebenso fordernd wie seine Worte. Sie seufzte und gab nach. »Na schön, es liegt daran, dass ich nicht weiß, ob ich mir meinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann.« Jo beschloss, es mit einer Halbwahrheit zu versuchen. Das war einfacher. »Ich habe es viele Jahre nicht nötig gehabt, und obwohl ich einige Dinge für Mirandas Laden restauriert habe, weiß ich nicht, ob man davon leben kann. Philip war sehr großzügig, doch seine Freundin ist schwanger. Die Dinge werden sich ändern. Irgendwann wird Michael sein Boot zurückhaben wollen, und dann werde ich obdachlos sein.«
»Du könntest auf einem anderen Boot leben.«
»Es gibt sie nicht umsonst, und es ist schwierig, eine Hypothek oder ein Darlehen für sie zu bekommen.«
»Philip könnte die Hypothek auf eurem Haus erhöhen. Dir steht zumindest die Hälfte des Wertes dieses Hauses zu.«
»Wirklich so viel? Schließlich hat er es bezahlt.«
»Du hast deinen Beitrag geleistet, davon bin ich überzeugt«, entgegnete er nüchtern.
»Oh ja. Ich habe das Haus geschaffen, so wie es jetzt ist – oder eigentlich so, wie es war, als ich fortgegangen bin. Aber es war kein finanzieller Beitrag. Ist es nicht das, was zählt?«
»Das glaube ich nicht, doch du solltest mit einem Anwalt sprechen und dich über die Tatsachen informieren lassen.«
Jo lächelte und schüttelte schwach den Kopf. »Es ist schon gut, du brauchst mir keine Lösungen aufzuzeigen. Es ist etwas sehr Männliches, das zu versuchen, ich weiß, aber im Grunde jammere ich nur. Und ich erwarte gewiss nicht, dass du meine Probleme löst.«
»Ich möchte sie gern lösen.«
Zum Glück für Jos Seelenfrieden hörten sie Schritte auf dem Anleger und dann das Geräusch von etwas, das auf dem Kabinendach landete.
»Sie waren aber schnell«, meinte Marcus.
»Tom wohnt ganz in der Nähe auf einem Boot. Ich nehme an, sein Freund hat ein Boot an der gleichen Stelle liegen. Aber es ist wirklich praktisch, dass er zufällig Ölfässer hatte, nicht wahr?«
Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012
Kapitel 14
T om und Dora standen neben einem großen grünen Plastikbehälter, der für Jo wie ein Wasserfass aussah.
»Was ist das?«, erkundigte sich Marcus.
»Früher hat das Fass anscheinend Zitronensaft enthalten.«
Marcus wirkte unbeeindruckt. »Es ist ein bisschen sperrig und schwer zu handhaben.«
»Absolut! Wir haben es gerade von der Insel hergeschafft, und es war verflixt schwer«, sagte Dora, die in Wirklichkeit ein viel kräftigeres Wort meinte als »verflixt«.
»Nicht ideal«, befand Marcus.
»Aber es ist alles, was wir haben. Und es ist Sonntagabend. Dem geschenkten Gaul …« Dora hatte schließlich hart gearbeitet, um das Fass hierher zu schaffen.
»Es wird doch nicht schmelzen, wenn wir Diesel hineinfüllen, oder?«, fragte Jo.
»Wahrscheinlich nicht. Wir werden es ausprobieren müssen.«
»Aber wird dieses riesige Ding in den Maschinenraum passen?«, hakte Jo nach. Sie wollte Toms und Doras Bemühungen nicht herabsetzen, musste jedoch trotzdem ihre Zweifel zum Ausdruck bringen.
»Lasst es uns versuchen«, erwiderte Tom, den dieser Mangel an Begeisterung offenkundig ein wenig ärgerte.
Die beiden Frauen standen an Deck und überließen es den Männern, das riesige Fass hinunter in den Motorraum zu bugsieren.
»Wie werden sie es die Leiter hinunterbringen?«, murmelte Dora.
»Wahrscheinlich lassen sie es einfach fallen.«
»Dann werden sie es nie wieder nach
Weitere Kostenlose Bücher