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Glücklich gestrandet

Glücklich gestrandet

Titel: Glücklich gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Arbeiten vorzeigen, sie dann wieder mitnehmen und stattdessen einkaufen gehen.
    Verzweifelt auf einen Aufschub bedacht, ließ sie sich Zeit beim Überqueren der Straße. Aber schließlich fand sie sich trotz all ihrer Bemühungen vor dem Geschäft wieder. Die Fenster waren vom Rest des Ladens abgeteilt, und obwohl die Auslagen ausnehmend hübsch waren, konnte Jo auf diese Weise doch nur einige ausgewählte Stücke sehen.
    Auf einem blau gestrichenen Schränkchen war einiges Porzellan dekoriert. Jo betrachtete es eine Weile und kam zu dem Schluss, dass ihr davon am besten ein kleiner, offener Korb gefiel. Irgendjemand hatte ihn mit roten Johannisbeeren gefüllt, und der Farbtupfer zwischen den weißen Schalen und Krügen vor dem blauen Hintergrund wirkte schon für sich genommen wie ein Kunstwerk.
    Die Auslage im anderen Fenster war ein absoluter Gegensatz. Hier füllten etliche alte, bemalte Dosen für Süßigkeiten und Tee einen Tisch, eine Pracht üppiger Farben und kunstvoller Muster. Hinter den Dosen stand ein alter Vorratskrug voller Wiesenkerbel. Jo stieß einen leisen Seufzer der Ekstase aus. Das war genau die Art Laden, die sie liebte. Ein Teil ihrer Furcht verebbte. Sie öffnete die Tür und ging hinein.
    Jo brauchte ein oder zwei Sekunden, um die Frau in dem eleganten Kostüm zu erkennen, die mit ausgestreckten Händen auf sie zukam. Miranda unterschied sich so sehr von der Frau, die große Mengen Wein und Pimm’s trank und Leinenhosen und verblasste Blusen trug.
    Sie umarmte Jo herzlich. »Jo! Warum haben Sie sich nicht angekündigt? Wir hätten zusammen zu Mittag essen können. Wie die Dinge liegen, sitze ich hier fest.«
    Jo erwiderte die Umarmung mit gleicher Herzlichkeit, sie fühlte sich durch Mirandas Geste gestärkt und ermutigt. »Ich bin auf die vage Chance hergekommen, dass Sie hier sein würden. Auf dem Boot ist viel los, und ich war mir nicht sicher, wann ich wegkommen würde.«
    »Nun, es ist schön, dass Sie hier sind. Die Drei Schwestern fährt also nach Holland?«
    »Woher, um alles in der Welt, wissen Sie das?«
    »Solche Dinge sprechen sich herum. Kommen Sie mit und trinken Sie einen Kaffee oder irgendetwas, dann müssen Sie mir alles erzählen.« Sie bemerkte die Tasche, die Jo bei sich trug. »Ist das das, wofür ich es halte?«
    Jo nickte. »Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob meine Arbeit gut genug ist, Miranda. Ihr Laden ist so voller schöner Dinge.« Sie stell-te die Tasche neben den Schreibtisch, an dem Miranda gesessen hatte. »Können wir den Kaffee trinken, bevor ich Ihnen die Sachen zeige?«
    »Ich werde den Kessel aufsetzen. Sehen Sie sich nur um.«
    Jo sah sich um und musste sich schließlich losreißen – sattsehen war hier unmöglich –, als Miranda mit dem Kaffee zurückkam.
    »Ich liebe dieses Geschäft«, erklärte Jo.
    Miranda schob lachend einen Stapel Papiere beiseite und stellte das Tablett vorsichtig auf den Schreibtisch. »Es freut mich so sehr, dass es Ihnen gefällt. Ich muss gestehen, ich mag es selbst recht gern. Nehmen Sie doch Platz.«
    Jo zog sich einen kleinen Stuhl heran, den sie vage als Art Nouveau erkannte.
    »Ich hoffe, noch einige weitere solcher Stühle zu finden, damit ich ein Set zusammenbekomme«, erklärte Miranda, während sie den Kaffee einschenkte, »aber bis dahin kann er geradeso gut nützlich sein.«
    »Was hat William Morris noch gleich gesagt? ›Sie sollten niemals etwas in ihren Häusern haben, von dem Sie nicht wissen, dass es nützlich ist, oder glauben, dass es schön ist‹?«
    »Ich denke, das stimmt. Nehmen Sie einen Keks.«
    »Dies alles ist so zivilisiert. Ich verbringe seit Kurzem zu viel Zeit damit, mir den Kopf über Benzintanks und Navigationslichter zu zerbrechen.« Jo biss mit einem glücklichen Seufzer in das Shortbread.
    »Sie sollten sich über solche Dinge doch gewiss nicht den Kopf zerbrechen müssen? Ich dachte, Marcus sei dafür zuständig.«
    »Hm, ja, das ist er, und er ist sehr tüchtig, aber das alles findet sozusagen in meinem Haus statt. Obwohl die Drei Schwestern nicht wirklich mein Haus ist.«
    Miranda nippte an ihrem Kaffee und betrachtete ihre Freundin. »Sie waren wieder zu Hause?«
    Jo nickte. »Wie haben Sie das erraten?«
    »Das war nicht schwer. Wie ist es gelaufen?«
    Es war schön, mit einer Frau ihres eigenen Alters reden zu können, überlegte Jo. Dora war lieb, und Marcus war ebenfalls ein Altersgenosse, doch wie sehr sie sich auch bemühten, sie konnten Jos Ängste und Enttäuschungen

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