Glücklich gestrandet
muss meinen Job ernst nehmen. Betrachte mich als eine Art eingebautes Navigationsgerät.«
Dora entspannte sich. Tom war nicht John, er würde nicht die Hand auf die Handbremse legen und scharf den Atem einziehen, wann immer sie schaltete. »Navis bringen die Leute in alle möglichen Schwierigkeiten, das ist bekannt«, sagte sie, während ihr Selbstbewusstsein hinter dem Lenkrad von Jos Wagen zusehends wuchs. Sie hoffte nur, dass sie bei ihrer Ankunft zu Hause noch genauso selbstbewusst sein würde.
»Der Vorteil der menschlichen Spezies ist der, dass sie auch Karten lesen können«, meinte Tom.
Später, als sie sich auf dem letzten Teil der Reise befanden, erklärte Dora: »Also, Tom, es gibt einige Dinge, die ich dir über meine Mutter erzählen muss.«
»Das ist bestimmt nicht wahr.«
»Doch! Du darfst zum Beispiel kein Wort über unsere Wetten verraten …«
»Aber dein Dad hat uns die Eintrittskarten für die Rennen gegeben.«
»Ja, allerdings hat er Mum zuerst nichts davon gesagt. Inzwischen wird sie es natürlich wissen, doch du darfst ihr nicht verraten, dass du mich gezwungen hast, einen Tipp für ein Rennen zu organisieren.«
»Oder dass du zwei Iren aufgelesen hast, eine Kumulativwette eingegangen bist und hundert Pfund gewonnen hast?«
»Nein. Und erwähne auch das Karaoke nicht.«
»Ich sehe wirklich nicht ein, was daran auszusetzen sein soll«, wandte Tom ein und lehnte die Knie an das Armaturenbrett.
Dora seufzte und fragte sich, ob Tom sich absichtlich dumm stellte oder ob er sie bloß auf die Folter spannte. »Und wenn du erwähnst, dass wir zu einem Musikfestival wollen …«
»Oh, habe ich es dir nicht erzählt? Ich habe es noch einmal versucht, konnte aber beim besten Willen keine Karten für das Festival bekommen, auf das ich mit dir gehen wollte.«
Dora hatte Mühe, ihre Erleichterung zu verbergen. »Oh! Wie schade! Vielleicht solltest du dir besser eine andere Möglichkeit ausdenken, mich zu peinigen.«
»Vielleicht. Ich werde mal sehen, was mir so einfällt. Ein Musikfestival würde solchen Spaß machen.«
»Ja. Ich bin ebenfalls wirklich enttäuscht. Vor allem, wenn zu einem Musikfestival ein schöner Campingausflug und Pyramiden von Schiete in den Klos gehören.«
Er stieß ihren Ellbogen an, obwohl sie gerade um eine Ecke bog. »Lügnerin!«
»Liebling!« Doras Mutter kam aus der Tür gelaufen, sobald der Wagen in die Einfahrt bog. »Wie schön, dich zu sehen! Und das muss Tom sein.«
Während sie und ihre Mutter einander umarmten, wurde Tom von Kopf bis Fuß gemustert, wie Dora mit einiger Verlegenheit bemerkte.
»Wir sind nur Freunde, Mum, das habe ich dir erzählt«, flüsterte Dora, als sie einander losließen. »Tom hat mir geholfen, die Karte zu lesen«, fügte sie lauter hinzu.
»Nicht dass sie Hilfe gebraucht hätte«, bemerkte Tom entgegenkommend. »Sie ist eine hervorragende Fahrerin.«
»Ja, das ist sie«, räumte Doras Mutter ein wenig überrascht ein.
»Wo ist Dad?«, fragte Dora.
»Im Garten. Er schüttelt sich gerade die Grashalme von den Füßen. Oder zumindest hoffe ich, dass er das tut. Er hat dir zu Ehren den Rasen gemäht, Dora.«
»Ich nehme an, er hat ihn gemäht, weil du es befohlen hast.« Dora, der bewusst war, dass ihre Beziehung einen ziemlichen Riss bekommen hatte, griff nach dem Arm ihrer Mutter. »Lass uns hineingehen.«
»Du hast Tom noch nicht richtig vorgestellt.«
Dora unterdrückte einen Seufzer, fest entschlossen, den Tag zu einem Erfolg zu machen, wie sehr ihre Mutter ihr auch auf die Nerven gehen mochte. »Mum, das ist Tom. Tom, das ist meine Mutter, Mrs …«
»Nennen Sie mich bitte Sukie«, sagte Doras Mutter huldvoll. »Ich bin davon überzeugt, dass wir Freunde werden.«
»Wir sollten uns jetzt auf die Suche nach Dad und einem Glas Wein machen«, erklärte Dora und schob ihre Mutter energisch ins Haus.
»Du trinkst besser eine Schorle, Liebling, da du noch fahren musst. Also, was machen Sie beruflich, Tom?«, fuhr Sukie fort, während Dora voranging und durch die Terrassentüren in den Garten hinaustrat.
Auf dem Tisch stand unter einem Sonnenschirm eine Flasche Wein in einem Weinkühler. Doras Vater saß mit weit geöffneten Armen daneben. Dora lief auf ihn zu und roch den vertrauten Daddygeruch, bei dem ihr für einen Moment die Tränen kamen. Er drückte sie fest an sich. »Wie geht es meiner kleinen Floradora denn?«
Eine Weile konnte sie nicht sprechen, aber schließlich brachte sie ein zittriges »Gut« heraus.
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