Glücklich gestrandet
Dora ankommen. Marcus legte die Hand wieder auf den Tisch, und sie beide lauschten auf die klappernden Schritte auf der Treppe.
»Hey, Jo! Was ist das für ein riesiger Koffer auf dem Deck? Oh, hallo, Marcus«, fügte Dora hinzu.
»Es ist ein Rettungsfloß«, erklärte Marcus.
»Das hätte ich dir auch sagen können«, meinte Tom.
Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012
Kapitel 16
E ine Tasse Tee?«, fragte Jo und setzte den Kessel auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Als Dora sich ihr anschloss, um ihr zu helfen, fügte sie mit sehr leiser Stimme hinzu: »Wie ist es gelaufen?«
»Eigentlich ganz gut, obwohl ich denke, Mum wäre tatsächlich glücklicher gewesen, wenn Tom der neue Mann in meinem Leben wäre.«
Jo fischte einen nassen Teebeutel aus einem Becher und warf ihn in den Abfalleimer. »Wie gesagt, ich nehme an, das ist in diesen Kreisen nur natürlich.«
»Aber es war schön, sie unter ein wenig normaleren Umständen wiederzusehen, nachdem man bedenkt, wie wir beim letzten Mal auseinandergegangen sind.«
»Ich wusste, dass du dich besser fühlen würdest, wenn du sie besuchst. Und deine Eltern haben nicht versucht, dich wieder nach Hause zu ziehen, oder?«
»Nein. Ich denke, ihnen ist klar, dass ich endgültig aus dem Nest geflüchtet bin.«
»Aus dem Nest ›geflogen‹, meinst du, nicht wahr?«
»Nein, ›geflüchtet‹ ist das richtige Wort.« Dora kicherte. »Ich war definitiv auf der Flucht. Aber vielleicht bin ich ja auch aus dem Nest verjagt worden.«
»So oder so, es freut mich, dass ihr euch wieder versöhnt habt. Es muss sehr an dir genagt haben.«
»Ja, das stimmt. Mum und ich hatten im Laufe der Jahre unsere Höhen und Tiefen, doch ich denke, wir haben jetzt eine Art Gleichberechtigung in unserer Beziehung erreicht. Jede von uns beginnt, die Dinge aus der Perspektive der anderen zu sehen. Ach, und John hat eine neue Freundin.«
»Oh …« Jo sah Dora forschend an; sie schien diese Neuigkeit ziemlich gelassen aufgenommen zu haben. »Wie fühlst du dich damit?«
»Eigenartigerweise gut. Mir ist klar, dass ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich denke, Mum und Dad sehen das jetzt ebenfalls so.«
»Und sie sind nicht allzu unglücklich ohne dich?«
»Ich glaube nicht. Vielleicht gefällt es ihnen sogar ganz gut, ein wenig Zeit für sich allein zu haben. Mum hat sich ein paar hübsche neue Kleider gekauft.«
»Obwohl es mir sehr viel lieber gewesen wäre, wenn Karen im selben Land geblieben wäre, haben Philip und ich die Zweisamkeit genossen. Zumindest hat das für mich gegolten. Mir war nicht bewusst, dass er die Gesellschaft einer anderen Frau mehr genoss.«
Dora ließ taktvoll einen Moment verstreichen, bevor sie sagte: »Ist Marcus lange hier gewesen?«
»Nicht besonders lange. Aber lange genug, um eine Tasse Tee zu trinken.«
»Und es war okay? Mir macht Marcus immer noch ein wenig Angst. Er ist so beschlagen und ein wenig schroff. Wenn er in der Nähe ist, befürchte ich stets, einen Fehler zu machen.«
»So geht es mir eigentlich auch. Ich bin mir nicht sicher, warum. Er ist absolut höflich.« Doch war er wirklich absolut höflich? War seine ziemlich eindringliche Art, Fragen zu stellen, nicht ein wenig rüde? Jo nagte an ihrer Unterlippe. Sie fühlte sich so, als hätte sie ein Vorstellungsgespräch hinter sich, und war sich nicht sicher, wie sie abgeschnitten hatte. Aber bisweilen kam es ihr so vor, als flirtete er vielleicht mit ihr. Es war alles sehr verwirrend.
Dora rückte näher. »Also, habt ihr über alte Zeiten oder so etwas gesprochen?«
»Eigentlich nicht. Nur auf eine sehr zerstreute Weise. Als Philip und ich ihn kannten, dachte ich immer, er verachte uns, weil wir die Dinge vorantrieben und so jung einen eigenen Hausstand gründeten.« Sie stieß ein leises, ironisches Lachen aus. »Vielleicht ahnte er ja, dass es nicht von Dauer sein würde.«
»Was tuschelt ihr zwei da?«, fragte Tom, der mit Marcus am Tisch saß.
»Wir haben darüber gesprochen, was wir zum Abendessen auftischen wollen«, improvisierte Jo mühelos. »Denn ich habe es absolut abgelehnt zu kochen. Und Dora meinte, sie könne nicht kochen, weil die Kombüse bedeckt ist mit halb fertiger Lasagne und Chili.«
»Ja«, meinte Dora, die selbst das Gefühl hatte, für eine ganze Zeit nichts mehr essen zu wollen.
»Oh«, meinte Tom, offenkundig zufrieden mit diesen Antworten. »Ich mach euch einen Vorschlag: Wie wär’s, wenn wir im Pub essen?
Weitere Kostenlose Bücher