Glücklich gestrandet
ihr das. »Ich habe einen Kuchen gebacken.« So ganz wusste sie nicht, warum sie diese Einladung hinzugefügt hatte. Der Kuchen war eigentlich für Dora und Tom gewesen, für den Fall, dass der Besuch nicht gut gelaufen war.
»Ich bin nicht wegen Tee und Kuchen hergekommen«, erwiderte Marcus. »Aber wenn du ihn schon anbietest, werde ich nicht Nein sagen.«
Jo setzte den Kessel auf, jetzt weniger durcheinander, da sie eine Aufgabe zu erledigen hatte. »Also, warum bist du gekommen?«
»Ich habe ein Rettungsfloß gekauft. Es ist auf Deck. Du hättest mich gehört, wenn du das Radio nicht so laut gestellt hättest.«
»Ich musste es laut stellen, sonst hätte ich das Stück wegen des Lärms der Küchenmaschine nicht gehört.«
»Ist es deine?« Er betrachtete die Maschine, die ungefähr so groß wie ein kleiner Kühlschrank war, mit Unbehagen.
»Keine Bange, sie ist nur geborgt. Sie ist fantastisch, aber ich gebe dir recht, dass wir nicht wirklich Platz dafür haben.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Nein. Deine Gedanken sind sehr laut.«
Er lachte. »Du siehst so aus, als hättest du die Absicht, eine ganze Armee zu füttern.«
»Habe ich auch. Ich weiß, ich werde seekrank, daher möchte ich, wenn wir unterwegs sind, nicht mehr kochen müssen, als unbedingt notwendig ist. Ich werde das Tiefkühlfach und den Kühlschrank füllen. Ihr könnt dann alle herunterkommen und einfach etwas in die Mikrowelle schieben.« Sie hielt inne. »Keine Bange, ich koche salz- und fettarm. Das kannst du Carole ausrichten. Oh, jetzt braucht das Hack dringen etwas Flüssigkeit.«
Sie schob ihn sachte aus dem Weg.
»Was hat Miranda denn nun von diesen Kleinigkeiten gehalten, die du für sie repariert hast?«
Jo hätte das Gehackte beinahe in die Spüle geschüttet. »Wie um alles in der Welt weißt du davon?«
»Bill hat mich wegen irgendetwas angerufen und erzählt, du hättest im Laden vorbeigeschaut. Er hat jedoch nicht erwähnt, ob die Stücke in Ordnung waren.«
Die Buschtrommeln der Welt der Plattbodenschiffe arbeiteten offenkundig noch effektiver als die in ihrem Dorf, dachte sie ironisch. Sein Interesse verwirrte sie ein wenig. »Tatsächlich waren sie mehr als in Ordnung«, antwortete sie. »Miranda wollte mir eine ganze Menge weiterer Sachen geben, die ich in Angriff nehmen soll, nur dass ich sie gebeten habe, die Sachen zu behalten, bis wir wieder zu Hause sind und ich ein wenig mehr Platz habe.« Sie runzelte leicht die Stirn und tupfte das Gehackte mit einem Stück Küchentuch ab.
»Hm, das ist doch gut, oder?«
»Natürlich.«
»Aber du wirkst besorgt.«
Sie sah ihn überrascht an. »Hm, das bin ich auch ein wenig.«
»Weshalb?«
»Warum das Interesse? So besorgt kann ich nun auch wieder nicht gewirkt haben.« Sie fand diese Fragerei entnervend. Warum scherte ihn das alles?
»Ich habe doch nur gefragt«, sagte er sanfter.
Bis zu diesem Augenblick war ihr nicht klar gewesen, dass sie über ihre noch in den Kinderschuhen steckende neue Karriere nicht hatte sprechen wollen. Schließlich konnte es ja sein, dass nichts daraus wurde. Doch nun riss sie sich zusammen. »Es tut mir leid. Ich denke, die Zwiebeln haben mich reizbar gemacht. Wie wär’s, wenn du dich hinsetzt und ich dir eine Tasse Kaffee koche.«
»Also, was kochst du für uns?«
»Lasagne, Chili, Moussaka, obwohl ich dafür eigentlich Lammgehacktes hätte benutzen müssen.« Sie lächelte ihn an. »Ich denke daran, ein Kochbuch zu schreiben: Eine Million Möglichkeiten mit Hackfleisch.«
»Das ist doch nicht dein Ernst?«
Jo zog eine Augenbraue hoch. »Nein, aber ich hätte eins schreiben können. Als wir heirateten, hatten Philip und ich nicht viel Geld. Es ist mir gelungen, sehr elegante Dinnerpartys auszurichten, die entweder vegetarisch waren oder Gerichte mit Gehacktem enthielten. Nur gut, dass wir in jenen Tagen noch nichts von BSE gehört hatten.«
Er lächelte bei der Erinnerung. »Es gibt immer noch reichlich verrückte Kühe.«
»Heutzutage ist es politisch nicht korrekt, Frauen als Kühe zu bezeichnen«, tadelte sie ihn streng.
»Was immer du sonst noch von mir erwartest oder vielleicht nicht erwartest – politisch korrekt bin ich nicht. «
Diese Bemerkung entlockte ihr ein leises Lachen. »Das glaube ich dir gern.«
»Trinkst du den Tee mit mir? Oder bin ich dir politisch zu inkorrekt?«
Sie schluckte und versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. In gewisser Weise musste sie zugeben, dass sie Marcus sehr attraktiv fand und er
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