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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Fach.“
    „Ich kenne deinen Onkel ein paar Jährchen länger als du. Er war schon als junger Mann etwas eigenartig. Was hast du vorhin gemeint, als du sagtest, du könntest ihm was zum Rauchen besorgen? Raucht er immer noch so gerne Joints?“
    „Du weißt Bescheid?“
    „Natürlich.“
    „Ich rühre das Zeug nicht an. Mamas Drogenexzesse haben mir gereicht. Ich werde bis an mein Lebensende clean bleiben. Mir ist der Unterschied zwischen einer harmlosen Haschischzigarette und all diesem chemischen Scheiß voll bewusst, und glaub mir, Albert begnügt sich mit Gras. Er nimmt keine härteren Sachen, selbst wenn ihm Heinz schon das eine oder andere Mal etwas angeboten hat.“
    „War Heinz ein Dealer?“
    „Wäre er gern gewesen“, sagte er zögernd. „Er hat mich einmal gefragt, ob er in meiner Bar Drogen verkaufen dürfe. Er hat mir sogar eine Provision angeboten. Die Summe war vollkommen unrealistisch. Der Markt ist bei uns viel zu klein. Außerdem wollte ich sowieso nichts davon wissen. Er hat halt Albert und ein paar arbeitslose Jugendliche mit Haschisch und Marihuana versorgt, mehr war da nicht. Heinz war ein Aufschneider und Phantast. Der war viel zu blöd, um im großen Stil mit Drogen zu handeln.“
    „Dazu bedarf es keiner besonderen Intelligenz“, warf ich schärfer als beabsichtigt ein. „Albert hat erwähnt, dass Heinz gerade gute Geschäfte gemacht hatte. Glaubst du nicht, dass er in eine größere Drogengeschichte verwickelt gewesen sein könnte? Vielleicht hat ihn eines von diesen Arschlöchern umgebracht? Wer weiß, ob er in seiner Bauernschläue nicht geglaubt hat, seine Lieferanten reinlegen zu können.“
    „Joe, wir sind hier nicht in New York oder L.A., wir reden vom Heinzi, einem harmlosen, ständig eingerauchten Fischer vom Attersee. Egal, welch große Stücke mein kluger, aber leider spinnender Onkel auf ihn hält, er war ein armes Würschtl.“
    „Das war er, da hast du recht. Weißt du zufällig, wo er das Zeug aufbewahrt hat?“
    „Ich nehme an in seiner Hütte.“
    „Ist Albert oft bei ihm gewesen?“
    „Nein. Ich glaube nicht. Sie haben sich meist in der Früh im Bootshaus getroffen. Als ich jünger war, bin ich ihnen manchmal nachgeschlichen.“ Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, wurde ihm bewusst, dass er damit seinen Onkel belastete. „Damit will ich nicht sagen, dass …“, stammelte er.
    „Ist schon okay.“
    Ich wechselte das Thema und machte mich über den tanzenden Elvis Presley auf seinem Armaturenbrett lustig. „Woher hast du denn den?“
    „Von einer Verehrerin“, sagte er erleichtert. „Kurz nachdem sie mir diese Geschmacklosigkeit geschenkt hat, habe ich sie verlassen. Den Elvis habe ich behalten, er ist eine Art Mahnung, mich nie mehr in eine doofe Tussi zu verlieben.“
    Als wir auf dem kleinen Parkplatz am Beginn der Uferpromenade ausstiegen, bot er mir seinen Wagen an. „Hier, bitte schön.“ Er reichte mir seine Schlüssel. „Ich brauche den Wagen so gut wie nie. Wenn ich was getrunken habe, fahre ich sowieso nicht, und da ich praktisch täglich trinke … Du kannst ruhig morgen damit zu Mama nach Linz fahren. Ich war letzten Donnerstag bei ihr.“
    Ich half ihm, seine Winterkleidung in die kleine Wohnung über der Bar zu bringen. Eine sehr gemütliche, etwa vierzig Quadratmeter große Garçonnière. Ich konnte gut verstehen, dass er die kalten Monate lieber hier verbrachte. In der Orangerie würde es, trotz seines tollen schwedischen Ofens, bald zu feucht sein. Außerdem hatte ich den Verdacht, dass er der melancholischen Stimmung im Schloss entkommen wollte.
    Sommer 1979
    „Was machen wir heute?“, fragt Franzi.
    Joe antwortet mit einem gelangweilten Gähnen.
    Die beiden Mädchen liegen auf den Sofas im Salon und hören dem Regen zu, der an die Fenster auf der Westseite prasselt.
    „Warum geht ihr nicht schwimmen? Das Wasser ist warm“, schlägt Gisela vor.
    „Und warum gehst du nicht selber schwimmen?“, antwortet Joe patzig.
    „Wir könnten nachmittags ins Kino gehen“, sagt Franzi.
    „Schon wieder? Bei euch gibt es nur uralten Mist“, meckert Joe.
    „Warum nehmt ihr euch kein Buch?“, fragt Walpurga. „Du könntest auch Englisch üben, Franzi. Das würde dir sicher nicht schaden. Vielleicht gibt Joe dir sogar Nachhilfe.“
    Murrend zieht sich Franzi die Decke über den Kopf. Als ihre Mutter den Salon verlässt, deckt sie sich wieder ab und streckt die Zunge heraus.
    „Wir werden alle zusammen etwas spielen“, bestimmt

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