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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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sie abgehauen. Zürich, London, Paris. Er hat alles bezahlt.“
    „Ich glaube eher, deine Großmutter hat bezahlt. Philip hatte, soviel ich weiß, kein eigenes Geld.“
    „Er hat die Hosen angehabt. Großmutter hat nach seiner Pfeife getanzt. Sie hat immer versucht, ihm alles recht zu machen. Kein Mensch hat verstanden, warum sie ihn nicht rausgeschmissen hat. Er hat sie von Anfang an nicht nur schlecht behandelt, sondern auch mit jeder dahergelaufenen Tussi betrogen. Sie hat alles hingenommen. Vielleicht wegen Albert?“
    „Wieso wegen Albert?“
    „Großmutter hat Albert aushalten müssen. Er hat nie arbeiten können. Seit ich auf der Welt bin, ist er krank.“
    „Sie hat doch Philip genauso ausgehalten wie Albert und deine Mutter?“
    „Albert ist der Baron von Welschenbach. Verstehst du das nicht? Ihm steht alles zu. Eigentlich gehört ihm das Schloss.“
    „Und du bist der Nächste“, murmelte ich. „Baron Welschenbach hat doch Franzi als seine legitime Tochter anerkannt.“
    „Ja, auch ich heiße Welschenbach. Zu Unrecht, wie wir nun alle wissen.“
    „Hältst du deine Herkunft wirklich für so wichtig?“
    „Ich muss dir wohl nicht erklären, dass es eine Frage der Identität ist. Glaubst du, es geht mir gut bei der Vorstellung, der Sohn meines Großvaters zu sein? Selbst wenn er nur mein Stiefgroßvater war?“
    Er nahm einen großen Schluck von seinem Bier und starrte dann in das halbvolle Glas. Ich schämte mich für meine Überheblichkeit. Als einzig geliebte Tochter meiner Eltern hatte ich über solche Fragen nie nachdenken müssen. Am liebsten hätte ich ihn in die Arme genommen. Gleichzeitig tauchten auch andere, weniger freundliche Gedanken in mir auf. In seiner Stimme hatte sehr viel Hass gelegen, als er über Philip gesprochen hatte.
    Während er weiter in sein Glas stierte, musterte ich ihn. Seine jungenhaften Züge hatten sich verkrampft. Wütend und verletzt, sah er um zehn Jahre älter aus. Keine Spur mehr von dem feschen Sonnyboy, der mich am ersten Abend in seine Orangerie eingeladen hatte.
    Sein vermeintlicher Vater lehnte ihn ab. Seine Mutter konnte ihn unmöglich lieben, da sie ihn einer Vergewaltigung verdankte. Ich fragte mich, warum Franzi damals nicht abgetrieben hatte. Der ideale Mörder, prädestiniert für Vatermord? Er war es nicht, davon war ich überzeugt.
    Ich würde diese Frage heute nicht klären können. Da ich meinen Neffen wieder lächeln sehen wollte, sagte ich ganz beiläufig: „Die gute Luft bei euch macht mich hungrig. Ich könnte andauernd essen. Vielleicht werde ich es endlich schaffen, ein paar Kilo zuzunehmen.“
    „Du bist schwer in Ordnung, Joe“, sagte er und klopfte mir auf die Schulter. „Ich hatte noch nie eine Tante. Du musst jetzt damit leben, dass ich dich Tante oder sogar Tantchen nennen werde.“
    „Wehe dir!“ Lachend drohte ich ihm mit dem Zeigefinger und bestellte einen gemischten Toast mit viel Ketchup.
    Mario ging sofort in die Küche. Er schien erleichtert zu sein, dass ich dieses unangenehme Thema beendet hatte.
    Ich kaute langsam, genoss jeden Bissen meines gut belegten Toasts und trank dazu ein Achtel Weiß. Mario hatte es sich nicht nehmen lassen, extra eine Flasche Chardonnay für mich zu öffnen, obwohl ich mit dem Schankwein genauso zufrieden gewesen wäre. Auch den Wein trank ich langsam. Wenn ich nichts anderes zu tun habe, esse und trinke ich sehr bewusst und genüsslich.
    Die Bar hatte sich inzwischen ein bisschen gefüllt. Um die Theke drängten sich hübsche junge Menschen. Mario kümmerte sich um seine Gäste. Ich trank Wein und hörte den jungen Leuten ein wenig zerstreut zu. Fast genoss ich die Langeweile, die sich breit machte.
    Punkt zwanzig Uhr betrat Chefinspektor Gustav Mahringer das Lokal. Er steuerte geradewegs auf meinen Tisch zu, begrüßte mich mit Küsschen links und Küsschen rechts. „Hab ich’s mir doch gedacht, dass ich dich hier treffen werde.“
    Er war genauso direkt wie als Junge, setzte sich, ohne mich um meine Einwilligung zu fragen, und bestellte ein Bier.
    „Habt ihr die Leiche vom Heinz gefunden?“, fragte ich ihn. „Ich habe gehört, dass ihr die ganze Gegend nach ihm abgesucht habt.“
    „Und ich hab gehört, dass du gern den Private-Eye mimst. Angeblich hast du mehrere Mordfälle auf deinem Konto. Stimmt das?“
    Ich verweigerte die Antwort auf diese blöde Frage.
    „Bitte misch dich nicht ein, Joe. Ich freue mich zwar sehr, dich zu sehen, aber ich weiß, dass du nur aus Wien

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