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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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angereist bist, um deine Freundin aus dem Gefängnis zu holen. Ich rate dir, dich rauszuhalten. Wir spielen hier nicht Räuber und Gendarm. Du bist keine Kriminalkommissarin, nicht einmal eine Privatdetektivin.“
    Ich konnte es nicht leiden, wenn Männer mich kritisierten, reagierte beleidigt und das wirkte. Wie immer. Er tätschelte meine Hand und sagte: „Sie ist deine Halbschwester und war deine beste Freundin, ich weiß. Ihr seid ein verschworenes Team gewesen. Wie Zwillinge seid ihr immer aufgetreten. Ich verstehe, dass du ihr helfen willst. Aber der Fall ist eindeutig. Entweder sie hat ihn totgeschlagen oder es war ihr Sohn.“ Er blickte zu Mario, der sich gerade hinter der Bar zu schaffen machte.
    Blödmann, dachte ich und sagte in freundlichem Ton: „Vielleicht war es keiner von beiden? Außerdem hat Mario ein Alibi. Er war an dem Abend hier.“
    „Das ist reine Vermutung! Glaubst du, es fällt hier jemandem auf, wenn er mal für ein Stündchen verschwindet?“
    Widerwillig musste ich ihm recht geben.
    „Außerdem sieht es so aus, als hätte jemand ungefähr zur Tatzeit seinen Wagen oben beim Schloss gesehen.“
    „Mario geht sehr großzügig mit seinem Wagen um, er hat ihn auch mir angeboten. Außerdem fährt er abends wegen der vielen Alkoholkontrollen nicht mehr.“
    „Lassen wir es gut sein. Besorg von mir aus Franzi einen ordentlichen Anwalt, aber sonst machst du deinen Job und ich meinen. Okay?“
    „Ich kenne Franzi besser als du, sie ist nicht fähig, jemanden umzubringen. Sie ist viel zu labil und viel zu wenig aggressiv“, sagte ich energisch.
    „Spricht jetzt die Psychoanalytikerin?“
    Er hat mir gegenüber Minderwertigkeitskomplexe, dachte ich und konnte mir ein kleines triumphierendes Lächeln nicht verkneifen.
    „Ja, auch ich beschäftige mich mit den menschlichen Schwächen und Schattenseiten“, sagte ich ganz nonchalant. „Der analytische Prozess gibt uns die Chance zu verstehen, was sich in den dunkelsten Teilen unseres Ichs abspielt.“
    „Ich habe nie ganz begriffen, was ihr Analytiker eigentlich so macht.“
    „Wir hören den ganzen Tag lang einfach nur zu“, sagte ich patzig.
    „Meine Frage war ernst gemeint“, warf er versöhnlich ein.
    Doch ich war nun verstimmt: „Soll ich dir jetzt einen Vortrag über meine Arbeit halten? Woher weißt du überhaupt, dass ich bereits mit Mordfällen zu tun hatte?“
    „Unsere Computer spucken alles aus, wenn du ihnen das richtige Stichwort eingibst. Außerdem habe ich mit einem Major Serner, der gerade in Stockholm weilt, telefoniert.“
    „Okay.“ Nun wusste ich Bescheid. Ich lächelte ihn verführerisch an und sagte: „Bist du heute Abend nur in Marios Bar gekommen, um mir eine Standpauke zu halten?“
    Seine rechte Hand legte sich sofort auf meine. Gut gemacht, Joe, lobte ich mich in Gedanken selbst.
    Den Rest des Abends verbrachten wir mit dem Austausch gemeinsamer Jugenderinnerungen. Mir fiel auf, dass unsere Wahrnehmung der damaligen Ereignisse eine sehr unterschiedliche war. Gustav schien zu jenen Menschen zu gehören, die die Illusion einer glücklichen Kindheit um jeden Preis aufrecht erhalten wollen.
    „Unsere Kindheit war nicht perfekt, auch deine nicht, Gustav. Ich erinnere mich recht gut daran, wie sehr du unter deinem strengen Vater gelitten hast. Du hast doch schon Hausarrest bekommen, wenn du zum Mittagessen zehn Minuten zu spät erschienen bist. Und andauernd dieser Zirkus wegen deines Haarschnitts. Deine Lieblingskassetten hast du immer bei Willi hören müssen, weil sie bei dir zu Hause keine Rockmusik geduldet haben. Ach komm, hör auf, deine Kindheit zu verherrlichen“, sagte ich.
    „Deshalb muss man aber noch lange keine Therapie machen …“
    „Du vielleicht nicht. Aber Franzi hätte sehr wohl therapeutische Hilfe benötigt. Wenn man als Kind zu wenig Liebe und Geborgenheit bekommt, fühlt man sich das ganze Leben lang benachteiligt und irgendwie betrogen. Ich weiß nicht, was in Franzi vorgeht, wie sie heute als Erwachsene denkt und fühlt. Aber ich bilde mir ein, zumindest eine gewisse Ahnung davon zu haben. Hast du in den letzten Jahren Kontakt zu ihr gehabt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nach diesem letzten gemeinsamen Sommer mit dir ist auch unsere Freundschaft in die Brüche gegangen. Sie ist viel herumgekommen, soviel ich gehört habe. Als ich sie nach ein paar Jahren mal auf dem Wochenmarkt in Vöcklabruck getroffen habe, hätte ich sie fast nicht mehr erkannt.“
    „Ich habe was von

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