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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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bewaldeten Abhänge des Schafbergs tiefschwarz im Wasser spiegeln, und nimmt Kurs nach Süden.
    Als das rötliche Licht endgültig hinter den Hügeln verschwindet, stülpt sie die alte Grubenlampe über ihre Stirn. Legt die Ruder ins Boot. Holt ihr Tagebuch aus dem kleinen Seesack und beginnt zu schreiben:
    Mama hat recht gehabt, abends braucht man unbedingt ein Licht am Boot. Ich habe es schon mit einer Taschenlampe am Bug versucht. Doch die Batterie ist bald leer gewesen. Die kleine Petroleumlampe, die mir Walpurga zuletzt geborgt hat, ist über Bord gegangen. Die Stirnlampe ist eindeutig die beste Lösung. Jetzt kann ich sogar sehen, was ich schreibe .
    Franzi hat sich heute Abend wieder einmal geweigert, mich zu begleiten. Sie findet Rudern mittlerweile todlangweilig, steht in diesem Sommer mehr auf Wasserski und Tauchen. Immerhin hat sie mich mit dem Mofa zum See runter gebracht. Seit Heinz das alte Ding repariert hat, kurvt sie andauernd damit herum. Obwohl sie erst im September fünfzehn wird und eigentlich noch gar nicht Mofafahren darf. Außerdem gehört das Mofa Albert. Aber er tanzt ja sowieso nach ihrer Pfeife. Sie kann alles von ihm haben. Er tut praktisch immer, was sie will. Dabei ist er sieben Jahre älter als sie. Wahrscheinlich bin ich neidisch. Hätte selbst gern so einen lieben älteren Bruder .
    Auf Franzi ist in diesem Sommer kein Verlass. Sie hat mich schon mehrmals versetzt. Wenn sie so weitermacht, wird sie nicht mehr lange meine beste Freundin sein. Der kommende Schulwechsel macht ihr bestimmt mehr zu schaffen, als sie zugeben will. Sie ist so launenhaft in diesem Sommer. So kenne ich sie gar nicht. Wie sie dem armen Willi böse mitspielt, das verüble ich ihr echt. Sie tut nur so, als wäre sie in ihn verliebt, das hat sie mir selbst gesagt. Sie ist eher an älteren Männern interessiert. Und der Arme hat nur Augen für sie. Zugegeben, sie ist wirklich sehr hübsch. Ich würde gern aussehen wie sie. Verglichen mit ihr bin ich ein hässliches Entlein. Ich verstehe überhaupt nicht, was Gustav an mir findet. Ich sehe aus wie ein Junge mit zu langen Beinen und einem zu kurzen Oberkörper. Dass meine Eltern mich trotzdem hübsch finden, kann ich ja noch verstehen. Alle Eltern finden ihre Kinder schön. Aber ihre Komplimente zählen nicht. Würden mich meine Schulkolleginnen und fremde Leute schön finden, dann wäre das was anderes. Ihnen würde ich glauben .
    Willi zum Beispiel würdigt mich fast keines Blickes. Ich bin nicht eifersüchtig auf Franzi. Im Gegenteil, ich bin eher eifersüchtig auf Willi. Ich wäre gern Franzis einzige Vertraute, ihre einzige Freundin. Willi ist gerade dabei, sie mir wegzunehmen. Höchstwahrscheinlich ist sie auch heute Abend mit ihm losgezogen, anstatt mit mir rudern zu gehen. Andererseits, wenn ich ehrlich bin, und in einem Tagebuch hat man ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich nicht ebenfalls schwach geworden wäre, wenn Willi mich so verliebt ansehen würde. Willi ist viel sensibler als Gustav, der mir mit seiner Besserwisserei manchmal gehörig auf den Geist geht. Er kann alles, weiß alles … So ein Mann ist nichts für mich. Wichtig ist mir eigentlich nur Franzi. Und sie hat mich schwer enttäuscht. Ich bin sogar ein bisschen wütend auf sie. Seit dem Ende des letzten Sommers habe ich mich nach ihr gesehnt. In Wien habe ich keine Freundin, mit der ich über alles reden kann. Über meine Eltern, meine Lehrer, meine Mitschüler, die falschen Freundinnen von früher, meine Lieblingsmusik, meinen Lieblingssänger, meine Lieblingsbücher …Nur am ersten Abend haben Franzi und ich ernsthaft miteinander geredet. Danach wollte sie bei jedem Spaß die Buben dabei haben. Fast habe ich den Eindruck, als würde sie es bewusst vermeiden, mit mir länger allein zu sein .
    Auch der andere Mensch, der mir wichtig ist, benimmt sich mir gegenüber sehr eigenartig. In den letzten beiden Sommern war ich so sehr in ihn verliebt, dass ich seine Fehler und Schwächen nicht bemerkt habe. Heuer betrachte ich ihn mit kritischeren Augen. Ich glaube, dass er eher an meiner Mutter interessiert ist. Fast täglich sitzt er mit ihr am Steg oder vor dem Bootshaus und unterhält sich mit ihr über Gott und die Welt. Albert hat mich bisher kein einziges Mal richtig beachtet. Ich habe das Gefühl, für ihn Luft zu sein. Und nun sitze ich in dem Ruderboot, in dem er normalerweise mit Heinz immer herumfährt, und sorge mich um Alberts Meinung von mir .
    Ich habe weder Angst vorm Wasser

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