Glücksboten
für Kitty ausgesucht hatte. Und als sie damit fertig war, begann sie im Geiste, Lucas' Rede zu schreiben.
Als Perditas Eltern am Mittag des folgenden Tages ankamen, war sie ein wenig benommen. Nach ihren gewohnten Arbeiten hatte sie den Morgen darauf verwandt, in ihrem Schlafzimmer Schubladen für ihre Mutter auszuräumen und ihre Gartenutensilien in eine Ecke der Küche zu verbannen, sodass ihre Eltern Platz haben würden, sich ein Frühstück zu machen. Als sie damit fertig gewesen war, hatte sie sich die Rede vorgenommen. Sie arbeitete gerade an ihrem zweiten Satz, als sie das Taxi ihrer Eltern vorfahren hörte.
Sie eilte hinaus, um sie zu begrüßen.
»Liebling!«
Der so vertraut riechende Kuss ihrer Mutter hätte Perdita um ein Haar ihre Fassung gekostet. Sie umarmte sie heftig und klammerte sich an sie, wie sie es seit Internatstagen nicht mehr getan hatte.
»Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst erschöpft aus! Und was hast du mit deinem Haar gemacht? Es steht dir.«
Ihr Vater umarmte sie genauso kräftig. »Was macht mein tapferes Mädchen denn so?«
»Es ist im Augenblick nicht allzu tapfer, ist aber in Ordnung. Kommt in die Küche, damit ich euch Thomas vorstellen kann. Ich nehme nicht an, dass ihr schon zu Mittag gegessen habt.«
»Nur ein abgestandenes Baguette im Zug«, antwortete ihr Vater.
»Dann kommt mit und lasst uns sehen, was Thomas für uns vorbereitet hat. Ich hole uns derweil einen Drink.«
Auf dem Tisch standen ein ganzer pochierter Lachs, Kartoffelsalat, grüner Salat und ein Salat aus feinen grünen Bohnen und gesalzenen Mandeln.
»Oh, Thomas!«, murmelte Perdita, die Brot und Käse und mit ein wenig Glück Suppe erwartet hatte. »Sie haben sich selbst übertroffen.«
»Nein, habe ich nicht. Lucas hat das Essen geschickt.«
»Lucas!«, riefen ihre Eltern praktisch aus einem Mund.
Perdita rang eine Sekunde lang mit sich, ob sie Thomas hätte bitten sollen, Lucas ihren Eltern gegenüber nicht zu erwähnen, aber das hätte möglicherweise peinlich für ihn sein können.
»Er war einfach wundervoll seit Kittys Tod«, erklärte Perdita.
»Er war auch ziemlich wundervoll, als sie noch lebte«, meinte Thomas. »Er hat ihr vorgelesen, an meinen freien Nachmittagen bei ihr gesessen, sie zur Toilette gebracht und so weiter.«
Der Gedanke an Lucas, wie er einer alten Dame auf die Toilette half, war selbst für Perdita, die es erlebt hatte, schwer vorstellbar. Ihre Eltern hatten sichtlich Mühe damit und sahen Perdita anklagend an.
»Habe ich nicht erwähnt, wie nett er gewesen ist?«, fragte sie. »Nun, es ist nicht wichtig. Er war jedenfalls fabelhaft. Und das hier ist übrigens Thomas, Thomas Hallam, genauso fabelhaft, aber nicht so schwierig. Thomas, meine Eltern, Mr und Mrs Dylan.«
»Guten Tag«, sagte Thomas. »Also, Wein für alle? Oder wäre Ihnen Sherry lieber? Es sei denn, jemand möchte etwas Stärkeres?«
Perditas Mutter wirkte ein wenig pikiert, dass der bezahlte Helfer so freigebig über Kittys Getränkeschrank verfügte, aber als ihr Mann antwortete: »Wahrhaftig, ich könnte einen Gin-Tonic gut vertragen«, erklärte sie, dass es ihr nicht anders gehe.
»Ich hole die Drinks«, erbot sich Perdita. »Thomas hat mir beigebracht, sie genau so zu mixen, wie sie auf See gemixt werden.«
»Ich gehe nur schnell rauf und wasche mir die Hände«, bemerkte Perditas Mutter. »Komm doch nach, wenn die Drinks fertig sind.«
Wohl wissend, dass ihre Mutter in Thomas' und Lucas' Abwesenheit über die beiden herziehen wollte, ließ Perdita sich reichlich Zeit mit Eis und Zitrone und stellte ihrem Vater ein Schälchen Cashew-Kerne hin, die ihn über Wasser halten sollten, bis man ihn an den Lachs ließ.
»Also, das ist wirklich sehr schön«, stellte ihr Vater fest, als er sich auf dem Sofa im Wohnzimmer niedergelassen hatte. »Richte deiner Mutter aus, sie soll sich beeilen. Ich habe Hunger.«
Perdita nahm die Drinks für sie beide mit nach oben und gesellte sich zu ihrer Mutter in Kittys Schlafzimmer. Ihre Mutter hockte vor dem Ankleidetisch und versuchte, sich im Spiegel zu begutachten.
»Da bitte, Mum. Trink das, dann geht es dir gleich besser.« Sie nahm selbst einen kräftigen Schluck von ihrem Gin-Tonic, der selbst für Thomas' Maßstäbe ziemlich stark war. »Ach, übrigens, ich dachte, Daddy und du, ihr würdet euch in meinem Haus wohler fühlen. Hier wird es ein wenig chaotisch zugehen, da wir zumindest den beiden anderen Pflegern Betten anbieten müssen, außerdem
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