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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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nicht einmal mitbekommen.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. All ihre Streitereien schienen plötzlich kindisch zu sein. Ich nehme an, ich bin erwachsen geworden, dachte Perdita. »Komm mit nach oben. Bringen wir es hinter uns.«
    Vor Kittys Tod wäre es ihr peinlich gewesen, mit Lucas in ihr Schlafzimmer zu gehen. Jetzt fand sie nichts dabei, dass er die andere Seite des Lakens auffing und es auf das Bett hinuntersenkte.
    »Lucas, ob ich dich wohl um einen Gefallen bitten dürfte?«
    »Was immer du willst. Ich stehe dir ganz zur Verfügung, Perdita.«
    Sie lächelte. »Nein, tust du nicht. Ich weiß, ich habe dich schon wegen des Essens gefragt ...«
    »Ja, und es ist alles geregelt. Wofür brauchst du mich sonst noch?«
    »Du würdest es eigentlich für Kitty tun.«
    »Was?«
    »Der Pfarrer hat vorgeschlagen, dass ich etwas über sie schreiben soll, sodass die Menschen, die sie in jüngeren Jahren nicht gekannt haben, etwas über sie erfahren. Ich kann das unmöglich selbst vorlesen. Ich habe überlegt, ob du das vielleicht übernehmen würdest.«
    »Solltest du nicht lieber jemanden wie deinen Vater fragen?«
    Perdita schüttelte den Kopf und stopfte gleichzeitig ein Kissen in einen sauberen Bezug. »Kitty und er haben sich nie wirklich verstanden. Ich finde, es sollte jemand sein, der sie gut kannte und der sie liebte.« Es folgte eine winzige Pause. »Außerdem sollte es jemand sein, den Kitty geliebt hat.«
    Lucas antwortete nicht sofort. Er streifte den Bettbezug ab und begann damit, den neuen überzuziehen.
    »Du verwuselst das total, Lucas.«
    »Ich weiß.«
    »Soll ich es machen?«
    »Nein. So leicht gebe ich mich nicht geschlagen.«
    Perdita sah zu, wie er sich mit dem Bett abmühte. Es war nicht das Ende der Welt, wenn er nicht vorlas, was sie schrieb, wenn sie es denn endlich schrieb. Wahrscheinlich würde der Arzt es übernehmen, wenn sie ihn fragte, aber eigentlich wollte sie Lucas für diese Aufgabe gewinnen. »Also, wirst du diese Zeilen über Kitty vorlesen oder nicht?«
    Lucas tauchte aus dem Bettbezug auf. »Wenn du das möchtest.«
    »Ich habe schon gesagt, du würdest es eigentlich nicht für mich tun, sondern für Kitty.«
    »Aber möchtest du, dass ich es vorlese, Perdita?«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, und etwas Ungreifbares und Unerklärliches hing zwischen ihnen in der Luft. Perdita wollte erwidern, dass sie sich sehr darüber freuen würde, wenn er es täte. Aber zum ersten Mal würgten Tränen sie im Hals, und sie konnte nicht sprechen. Stattdessen nickte sie nur und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Hm.«
    Er legte seine Hand auf ihre, zögerte aber immer noch. »Dann fühle ich mich geschmeichelt. Denn auch wenn Kitty mich gern hatte, nehme ich nicht an, dass ich höher in deiner Gunst stehe als in der deiner Eltern.«
    Perdita räusperte sich. »Oh, ich glaube doch. In gewisser Weise. Jetzt stopf du deine Seite des Lakens unter die Matratze, und ich kümmere mich um die Handtücher. Außerdem muss ich mindestens eine Schublade ausräumen. Meine Mutter findet es schlampig, aus Koffern zu leben, was schon komisch ist, wenn man bedenkt, wie viel die beiden reisen.«
    Als Lucas sie später durch den Garten zurückbrachte und mit Thomas und ihr in der Küche einen Schlummertrunk nahm, fragte Perdita sich, ob Lucas aufgefallen war, was sie früh am Abend gesagt hatte: dass er durchaus in ihrer Gunst stehe. Sie hatte nichts dergleichen sagen wollen. Mit ein wenig Glück würde er ihre Bemerkung auf Kittys Tod schieben und sich nicht allzu viel dabei denken.
    Endlich kuschelte sie sich in ihr Bett und versuchte einzuschlafen. Seit Kittys Tod hatte sie sich angewöhnt, heiße Milch mit Whisky zu trinken, aber heute Abend versagte das Mittel. Sie begann sich Sorgen zu machen. Warum hatte sie Lucas gegenüber eine solche Bemerkung gemacht? Sie entsprach nicht einmal der Wahrheit! Oh, sie hatte sich eingestanden, dass sie seinen Körper wollte. Welche heißblütige, sexuell unterversorgte Frau würde das nicht tun?
    Vor allem, wenn sie genau wusste, was dieser Körper in Verbindung mit ihrem auszurichten vermochte. Aber dass Lucas in ihrer besonderen Gunst stand? Kitty war die Nummer eins in ihrem Leben gewesen, und die Tatsache, dass sie tot war, änderte daran nichts. Aber war Lucas vielleicht auf eine andere Art und Weise ihre Nummer eins?
    Da diese Gedanken sie nur noch mehr davon abhielten einzuschlafen, konzentrierte Perdita sich auf den Wortlaut der Lieder, die sie

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