Glücksboten
reden beide gern über Bücher. Mehr steckt nicht dahinter.«
»Oh, gut.« Er lächelte und strich sich das Haar aus der Stirn. »Ich freue mich, dass du noch nicht vergeben bist.«
Perdita errötete. Sie war es nicht gewohnt, galante Bemerkungen aus Männermund zu hören.
Nachdem sie sich Bonyhayes Salads angesehen hatten, erbot sich Roger, mit Perdita noch einmal rüber zu Kitty zu gehen, um sie bei der Aufstellung der Möbel zu beraten. Obwohl er sehr stark war und eine Menge nützlicher Vorschläge hatte, konnte Perdita nicht umhin, sich zu wünschen, es sei statt seiner Ronnie gewesen, der ihr half. Roger schien in puncto sentimentaler Werte lange nicht so einfühlsam zu sein wie Ronnie.
Es war jedoch Ronnie, der an ihrer Seite die Pflegerin begrüßte, da Roger, der ihr ebenfalls seine Hilfe angeboten hatte, in geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs sein musste. Perdita und Ronnie spähten durch eins der oberen Fenster, während sie nach dem Auto der Dame Ausschau hielten. Sie ergingen sich gerade in wilden Spekulationen, wie sie wohl sein würde - sie hatten sich auf eine moderne Version von Mary Poppins geeignet -, als die Frau ankam.
Sie war noch von der alten Schule - von der Art, von der Perdita angenommen hatte, dass sie bereits vor Florence Nightingales Zeiten aus der Mode gekommen wäre. Die Dame selbst schien spätes Mittelalter zu sein, hatte aber wahrscheinlich schon so ausgesehen, als sie Ende zwanzig gewesen war. Sie bedachte Ronnie mit einem forschen Reptilienblick aus dem Augenwinkel und verbannte ihn in die äußere Dunkelheit.
»Wie die Agentur Ihnen mitgeteilt haben wird«, wandte sie sich mit kalter Stimme an Perdita, »bin ich im Gegensatz zu den meisten unserer Angestellten eine voll ausgebildete Krankenschwester.« Es folgte eine missbilligende Pause. »Miss Argent schickt mich gern zu neuen Kundinnen, vor allem, wenn sie Physiotherapie benötigen, wie es, wenn ich recht orientiert bin, bei Mrs Anson der Fall ist.«
»Das ist richtig.« Miss Argent hatte außerdem erklärt, dass Schwester Stritch erheblich teurer sei als die anderen Pfleger, dass es aber eine gute Sache sei, eine voll ausgebildete Krankenschwester zu haben, bis sich alles eingespielt habe. »Kommen Sie doch bitte in die Küche. Wir können eine Tasse Tee trinken.«
Schwester Strich folgte Perdita argwöhnisch. »Außerdem bin ich hier, um sicherzustellen, dass die Gegebenheiten für unqualifiziertes Personal annehmbar sind und dass von den Pflegern nichts Unziemliches erwartet wird.« Sie musterte mit schmalen Augen die Küche, als hielte sie Ausschau nach Mausefallen und Kohleneimern.
Während sie die Speisekammer inspizierte, die die Waschmaschine und die Tiefkühltruhe beherbergte und in der eine kleine Spur Feuchtigkeit herrschte, flüsterte Ronnie Perdita ins Ohr: »Entschuldige, dass ich dich hängen lasse, Schätzchen, aber ich bin nun mal ein Feigling. Du wirst allein besser klarkommen.«
Die vernünftige, erwachsene Perdita, die seit Schwester Stritchs Ankunft winzig klein geworden war, hoffte, dass Kitty Gefallen finden würde an dieser anachronistischen Person, die so gar nichts Tolerantes an sich zu haben schien. Das Kind in Perdita, das geradezu überwältigende Größe angenommen hatte, hoffte, dass Kitty diese Zuchtmeisterin schleunigst ihrer Wege schicken würde.
»Möchten Sie vielleicht nach oben gehen? Ich helfe Ihnen, Ihr Gepäck zu tragen.«
Schwester Stritch inspizierte das Schlafzimmer, das Perdita und Miriam, Kittys Putzfrau, für sie zurechtgemacht hatten. Es verfügte über ein eigenes Waschbecken, war angenehm möbliert und hatte eine wunderschöne Aussicht auf den Garten. Perdita hatte die Vorhänge gewaschen und gebügelt und ein Spitzendeckchen für den Ankleidetisch sowie eine gewaltige Auswahl an Handtüchern bereitgelegt - Badetücher, Gästehandtücher und eins aus Leinen für das Gesicht ihrer Besucherin - und sogar eine Vase mit sorgfältig arrangierten Blumen auf den Tisch gestellt.
Die Tatsache, dass Schwester Stritch all diese Bemühungen mit keinem Wort würdigte, kränkte sie.
»Ich hoffe, Sie werden es hier bequem haben«, sagte Perdita steif und in der inbrünstigen Hoffnung, es möge in dem Zimmer spuken und das Bett möge so unbequem sein wie nur möglich.
»Es gibt hier keinen Fernseher. Könnten Sie bitte veranlassen, dass einer angeschlossen wird?«
»Natürlich«, erwiderte Perdita und hätte sich am liebsten einen Tritt gegeben, weil sie das vergessen
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