Glücksboten
möchte«, erklärte Kitty, »wenn du damit einverstanden wärst, Liebes?«
Kitty sah klein und alt aus, und Perditas Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es machte sie traurig, dass Kitty sich verpflichtet fühlte, um Erlaubnis zu bitten, bevor sie jemanden in ihr Haus einlud.
»Natürlich kann er bleiben, wenn du das möchtest«, erwiderte sie strahlend. »Er kann das Zimmer haben, in dem ich geschlafen habe. Dann kann ich nach Hause gehen, und Schwester Stritch hat Gesellschaft.«
Schwester Stritch, die bisher recht gut gelaunt gewirkt hatte, schüttelte den Kopf. »Ich kann mich unmöglich um Hausgäste kümmern. Meine Pflichten sind klar umrissen.«
»Aber Sie würden sich nicht um mich kümmern müssen«, entgegnete Roger. »Ich mache es mir hier einfach bequem und versorge mich selbst. Ich werde schon bald herausfinden, wo alles ist.«
Perdita fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich, und in Kittys Miene trat ein Ausdruck ehrlicher Sorge. »Ich kann dich nicht hierher bitten, wenn du nicht ordentlich versorgt wirst«, erwiderte Kitty. »Wer würde dir das Frühstück zubereiten?«
Perdita lächelte. »Keine Sorge, Kitty. Ich mache noch ein Zimmer zurecht, und ich werde ihm auch das Frühstück machen. Bei anderen Mahlzeiten bin ich überfordert«, sagte sie und wandte sich Roger zu. »Aber selbst ich kann eine Schachtel Müsli auf den Tisch stellen.«
Warum habe ich so ein merkwürdiges Gefühl, was diesen Mann betrifft?, fragte sie sich. Er ist doch sehr nett und freundlich, und Kitty mag ihn offensichtlich. Warum bin ich nicht begeistert, dass er so plötzlich aufgetaucht ist, um Kittys letzte Jahre zu erhellen?
»Nun, ich jedenfalls werde sehr froh sein, einen Mann im Haus zu haben«, sagte Schwester Stritch.
»Ja«, erwiderte Perdita zuckersüß. »Männer sind so praktisch, wenn man Glühbirnen an der Decke auswechseln muss, nicht wahr?«
»Nicht zu fassen, dass ich mich einsam fühlte«, sagte sie zu sich selbst, während sie ihre Schublade nach Schlüpfern durchsuchte. »Da dachte ich schon, es sei zeitaufwändig, Kitty im Krankenhaus zu haben. Ich werde jetzt offensichtlich erheblich mehr zu tun haben.«
Perdita sah aus dem Fenster auf das kleine Stück Garten, das die Folientunnel säumte. Der Anblick einiger Krokusblätter erinnerte sie plötzlich an etwas. »Ich habe diese Crosnes, die Lucas mir gegeben hat, noch nicht eingepflanzt. Es hieß doch, das müsse im März geschehen.«
In ihrer Freude darüber, eine gärtnerische Arbeit verrichten zu können, bei der sie nichts sortieren oder wegwerfen oder irgendwie ein Stück Leben ausrotten musste, lief Perdita nach unten und kramte ihr Buch über den Anbau orientalischer Gemüsesorten hervor.
»Also: Crosnes oder Japankartoffel: Guter Boden, reichlich Wasser, starker Zehrer. Wo habe ich dich noch gleich hingesteckt?« Sie fand den Topf mit der Knolle darin und grub diese vorsichtig aus. Sie schien perfekt zu sein; sie war nicht verfault und sah immer noch aus wie eine sehr dicke braune Raupe. Mit dem Gefühl, dies müsse ein gutes Omen sein, verbrachte Perdita zehn glückliche Minuten damit, die Knolle einzupflanzen, wobei sie immer wieder in ihr Buch blickte und Liebkosungen vor sich hin murmelte.
Als sie zu Kitty zurückkehrte, warf Schwester Stritch einen anzüglichen Blick auf Perditas Fingernägel. Perdita ging in das neue Badezimmer, um sie zu schrubben, bevor man es ihr befahl.
Roger fügte sich überraschend mühelos in den Haushalt ein. Nachdem Perdita das zuckerfreie Müsli, das er gern zum Frühstück aß, aufgespürt und für jeden zweiten Tag die Lieferung eines halben Liters fettarmer Milch veranlasst hatte, machte er keine weitere Mühe mehr. Er verbrachte den größten Teil des Tages außer Haus, trat sich die Füße ab, bevor er hereinkam, verbreitete keine Unordnung im Badezimmer und ließ nie die Klobrille hochgeklappt. Schwester Stritch hielt ihn für perfekt, vor allem wegen der Klobrille.
Schwester Stritch mochte zwar als Hausmitbewohnerin weniger pflegeleicht sein als Roger, versah ihre Arbeit aber hervorragend. Sie war im Umgang mit Kitty sanft, aber entschlossen und sorgte dafür, dass sie jeden Tag ihre Physiotherapie machte, und als Schwester Stritch am Ende der Woche abreiste, um Kitty in die Hände eines geringeren Sterblichen zu geben, ging es Kitty schon sehr viel besser. Auf eine seltsame Weise tat es Perdita richtig Leid, dass Schwester Stritch ging.
»Sie war nicht direkt unterhaltsam«, meinte Kitty,
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