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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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darauf, dass ich an dem Fall dranbleibe.«
    War da ein Flackern? »Wer?«
    »Harry Gilliam.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Natürlich nicht.«
    »Lasst das jetzt mal«, sagte Jay, hastig um Ausgleich bemüht. »Die Zeit läuft, der Mittwoch rückt näher. Je größer der Einsatz in dieser Sache, desto besser.«
    John Joseph sah mich lange und eindringlich an. »Meinetwegen«, sagte er schließlich. Damit wandte er sich von mir ab und Roger zu: »Hör auf zu trinken. Du bringst uns in Verruf.«
    Wir saßen in unbehaglichem Schweigen, bis zwei Laufburschen kamen und John Joseph und Zeezah holten. Sie waren als Erste dran, ein schlechtes Zeichen, es bedeutete, dass sie für die Show am unwichtigsten waren.
    Wir sahen sie im Green Room auf dem Monitor. Bevor die Übertragung begann, bekreuzigte John Joseph sich, wor auf Roger St Leger laut und hämisch lachte. Ich pflichtete ihm innerlich bei.
    Maurice McNice beschrieb John Joseph als jemanden, ›der keiner Einführung bedarf‹, führte ihn dann aber doch ein, für alle Fälle.
    »Erzählen Sie uns, wie Sie sich kennengelernt haben«, sagte Maurice und lächelte von John Joseph zu Zeezah und wieder zurück zu John Joseph. Er war ein Journalist der alten Schule. Stellte leichte Fragen. Wenn man auf Kontroverse aus war, würde man das hier nicht bekommen.
    »Es war in Istanbul«, sagte John Joseph. »Zeezah trat bei der Geburtstagsfeier einer Freundin auf. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war.«
    Roger St Leger neben mir schüttelte sich vor Lachen und spottete: »Ach, du hattest keine Ahnung, wer sie war, ja?«
    Und auf dem Bildschirm sagte Maurice McNice: »Sie hatten also keine Ahnung, dass sie ein Superstar war?«
    »Nicht die geringste«, sagte John Joseph, und wieder lachte Roger mit betrunkenem Spott.
    »Das Leben aus der Sicht von John Joseph Hartley«, sagte er. »Was für eine wunderbare Welt.« Dann fing er an zu singen.
    »Ruhe«, sagte der Schlagball-Star. »Ich will zuhören. Und meine Frau auch.«
    »Sorry, Mann, Sorry. Sorry, Mrs. Schlagball-Star.«
    Rogers Zerknirschung dauerte keine halbe Sekunde. Als John Joseph wieder sprach, krümmte Roger sich erneut vor Lachen.
    »Ich wusste nicht, dass sie ein Superstar war«, sagte John Joseph.
    »Und ich wusste nicht, dass er einer war«, war Zeezah zu hören.
    »Weil er keiner ist, deshalb«, sagte Roger.
    Maurice McNice beachtete Zeezah nicht. Wie gesagt, alte Schule. War der Meinung, dass Frauen im Fernsehen nichts zu suchen hatten.
    »Soweit ich weiß, interessieren Sie sich für Oldtimer«, sagte Maurice zu John Joseph. »Ich selbst mag Oldtimer auch. Erzählen Sie mir von Ihrem Aston.«
    »Ah, ein schönes Automobil«, sagte John Joseph, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »›Aber nicht so schön wie meine Frau‹«, soufflierte Roger ihm.
    »Aber nicht so schön wie meine Frau«, sagte John Joseph, und Roger wäre beinahe vor Lachen vom Sofa gefallen.
    »Erzählst du Mr. McNice auch, dass du den Aston verkaufen musstest? Um die Karriere deiner ›entzückenden neuen Ehefrau‹ zu finanzieren?«, fragte Roger den Bildschirm. »Nein, natürlich nicht, dachte ich mir doch.«
    Das Interview näherte sich dem Ende. »Frag nach den Konzerten, du alter Trottel«, murmelte Jay und heftete seinen Blick auf Maurice, als könnte er dessen Denken kontrollieren.
    Man musste es Maurice lassen, er erwähnte die Konzerte ausführlich und gab die Daten und die Auftrittsorte an. Alle korrekt , was sehr ungewöhnlich war.
    »Ein paar Karten gibt es noch«, sagte Maurice McNice – und lachte dann unerwartet hässlich, sodass es klang, als wäre nicht eine einzige Karte verkauft worden.
    Und damit war das Interview zu Ende, es gab eine Pause mit Werbung, und wenige Minuten später kamen John Joseph und Zeezah, noch völlig im Adrenalinrausch, wieder in den Green Room. Die anderen umarmten sie und riefen begeistert: »Ihr wart großartig! Ihr wart fantastisch!«
    Sogar ich machte dabei mit.
    Zeezah umarmte mich. »Ich bin so froh, dass du es dir anders überlegt hast und Wayne finden willst. Bitte«, sagte sie, »du musst jetzt schnell los.«
    Aber wohin? Es war halb elf, ein bisschen spät, um noch irgendwas anzufangen. Ich beschloss, zu Waynes Haus zu fahren – meine Inspirationsquelle, wie ich es inzwischen für mich nannte. Ich würde mich dort sammeln und warten, ob sich etwas ergab.
    Ich fuhr die kurze Strecke bis Mercy Close und parkte drei Häuser von Waynes entfernt. Ich stieg aus und schlug die Autotür zu und nahm kaum

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