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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Patienten manchmal in den Betten festgeschnallt, da wollte ich nicht hin.
    Ich hätte fast den Verstand verloren: Irgendwohin musste ich, wo ich »zur Ruhe kommen« konnte, eine andere Möglichkeit hatte ich nicht mehr. Ich forschte im Internet, ob es ähnliche hotelartige Krankenhäuser in Irland gab, und es gab noch ein paar, aber sie waren ebenfalls belegt. Ich hatte meine Erkundigungen gerade auf das Vereinigte Königreich ausgedehnt und festgestellt, dass meine Krankenversicherung da nicht galt, als Dr. Waterbury mit einer wunderbaren Nachricht anrief: Auf der Station Frühlingsblüten war soeben ein Bett frei geworden. Entweder war jemand erstaunlich schnell gesund geworden, oder – was eher möglich schien – die Krankenversicherung hatte sich geweigert, weiterhin die Kosten für den Aufenthalt zu übernehmen. So kam es, dass ich Mum keine sechsunddreißig Stunden nach meinem abendlichen Schwimmausflug bat, mich in die Klapsmühle (ihr Ausdruck, nicht meiner) zu fahren.
    Als die Anmeldeformalitäten erledigt waren, brachte ein nettes Mädchen Mum und mich zur Station Frühlingsblüten, wo eine Krankenschwester namens Mary mich herzlich begrüßte und Mum bedeutete, sie könne jetzt gehen und später, während der Besuchszeit, wiederkommen.
    Nachdem Mum sich eilig und offensichtlich erleichtert verabschiedet hatte, sagte Mary zu mir: »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer. Sie teilen es mit Camilla, Sie werden sie später kennenlernen. Ihr Bett ist das bei der Tür.«
    Mary durchsuchte meine Tasche und nahm mir meinen Föhn, mein Ladegerät, den Gürtel von meinem Bademantel weg (alles, woran ich mich erhängen könnte) und meinen Rasierer, alle meine Tabletten, selbst die Vitamintabletten, und auch – was mich mit Sorge erfüllte – die Antidepressiva. Obwohl sie nicht geholfen hatten, war mir die Aussicht, ohne sie zu sein, schrecklich.
    »Keine Sorge«, sagte Mary. »Der Arzt wird mit Ihnen über Ihre Medikation sprechen und einen Behandlungsplan auf stellen.« Oh, das klang gut. Ein Behandlungsplan. »Dr. David Kilty ist für Sie zuständig«, sagte sie. »Er wird in Kürze bei Ihnen sein.«
    »Und was mache ich so lange?«
    Sie sah auf die Uhr. »Für die Beschäftigungstherapie ist es etwas spät. Sie können fernsehen – der Aufenthaltsraum ist gleich da vorne, oder Sie können sich aufs Bett legen.«
    Ich legte mich also auf das hohe, schmale Bett und überlegte, auf welche Weise die Wunderheilung stattfinden würde. Ich wusste nicht recht, was ich mir von dem Aufenthalt versprach – was in psychiatrischen Kliniken geschah, war ein Geheimnis. Klar, ich war mir sicher, sie würden mich heilen. Dass ich mich aus freien Stücken in eine solche Institution begeben hatte, war ja ein extremer Schritt, und ich wusste, dass man aus Respekt vor dieser Entscheidung entsprechend extreme und effektive Heilungsmethoden anwenden würde. Aber als ich mir die Details ausmalen wollte, war ich nicht mehr so sicher, wie das funktionieren würde.
    Auf der Station war es sehr still. Keine Geräusche vom Flur, keine Geräusche aus den anderen Zimmern. Wie lange lag ich jetzt schon hier? Ich sah auf die Uhr, fast eine Stunde war vergangen, seit Mary mit mir gesprochen hatte. Was hielt meinen Arzt auf? Die vertraute Panik stieg in mir auf, aber ich sagte mir, dass von den medizinischen Experten ein Wunderplan für mich entwickelt werden würde und dass ich die Ruhe bewahren sollte. Es war in Ordnung, alles war in Ordnung.
    Um mich abzulenken, beschloss ich, Camillas Privatsphäre zu verletzen. Auf ihrem ordentlich gemachten Bett saß ein Teddybär, und auf dem Bord standen verschiedene Karten mit Wünschen zur baldigen Genesung. Ich öffnete ihren Schrank und fand darin vier Hanteln, eine Yoga-Matte und zwei Paar Sportschuhe. Unser gemeinsames Badezimmer war voll von ihrem Zeug – mein detektivischer Blick, dem nichts entging, entdeckte, dass sie »feines, fliegendes Haar« hatte –, und eine Inspektion ihrer Garderobe ergab, dass sie Größe vierunddreißig trug.
    Ein Klopfen an der Tür überraschte mich bei meinen neu gierigen Erkundungen, und ein elfjähriger Junge kam herein. Zu meinem Erstaunen stellte er sich mir als Dr. David Kilty vor. Ich überlegte, ob er vielleicht einer der anderen Patienten war, einer von denen, die unter einer wahnhaften Störung litten, aber meine rigorose Befragung ergab, dass er einunddreißig Jahre alt war, alle seine Prüfungen bestanden hatte und seit fast drei Jahren als

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