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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ganz vergessen. Ich ging vom Flur in die Küche, wo das Licht besser war. Ich hob den Pony an und zeigte meine geschwollene, verschrammte Stirn.
    »Herr im Himmel.« Er schien entsetzt. »Wieso ist dein Gesicht so zugerichtet, wenn du einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen hast?«
    »Weil ich durch den Schlag hingefallen und mit der Stirn auf dem Asphalt gelandet bin.«
    »So heftig war es?« Er war außer sich.
    Ich sah ihn genau an. »Was? Hast du jemandem gesagt, er soll mir einen Schlag versetzen, aber nicht so heftig?«
    »Ich habe keine Ahnung, wer das gemacht hat. Ich habe keine Ahnung, was hier los ist!«
    Einen Moment lang dachte ich, ihm würden Tränen aus den Augen kullern. Er kam näher zu mir und beugte sein Gesicht zu meinem.
    »Was machst du?«, fragte ich.
    »Ich heile es mit einem Kuss.«
    Einen kurzen, winzigen Moment lang berührten seine Lippen die aufgeschürfte Haut auf meiner Stirn, und es war wie Balsam. Ich ließ die Erleichterung durch mich hindurch strömen, doch dann hatte ich mich wieder im Griff und schob ihn von mir.
    »Entschuldigung!«, sagte er.
    Ich blitzte ihn an. Sein Gesicht war immer noch ganz nah an meinem, seine Augen waren dunkel und bekümmert, und ich bekam einen Moment lang keine Luft.
    Ich spürte die alte Anziehung. Ich musste an die guten Zeiten denken, die wir gehabt hatten, wie unkompliziert die Dinge zwischen uns gewesen waren. Er streckte die Arme aus und wollte mich an sich ziehen.
    »Nein!«
    Er erstarrte, und ich wich vor ihm zurück, aus seinem Kraftfeld, bis genügend Abstand zwischen uns war. Wachsam betrachteten wir uns aus sicherer Entfernung.
    »Entschuldige«, sagte er wieder. »Es ist nur …« Er machte eine hilflose Bewegung mit der Hand. »Das ist schlimm. Was ist hier los? Wayne ist verschwunden. Jemand hat dich überfallen …«
    »Und du warst es wirklich nicht?«
    »Wie kannst du nur fragen?« Und im Brustton der Überzeugung sagte er: »Ich würde dir nie, niemals wehtun.«
    Ja, gut, aber er hatte mir doch wehgetan, oder?
    »Warum bist du überhaupt mit diesem alten Typen zu sammen?«, rief er. »Ich habe gehört, er hat sogar Kinder. Das ist doch nicht dein Stil! Niemals!«
    »He! Du kennst ihn nicht.«
    »Aber ich kenne dich, Helen«, sagte Jay. »Wir sind uns ähnlich, du und ich. Ich werde nie wieder jemanden wie dich kennenlernen, und du lernst nie mehr einen wie mich kennen. Wir passen perfekt zusammen.«
    »Meinst du?«
    »Du siehst doch, wie wir wieder zusammengekommen sind.«
    »Das ist doch bloß, weil du mich angeheuert hast.«
    »Dann hast du aufgegeben – und jetzt bist du zurück! Es hat keinen Zweck, dagegen anzugehen, wir sind füreinander bestimmt.«
    »Glaubst du wirklich?«
    Ich meine, füreinander bestimmt?
    Der Blickkontakt wurde so intensiv, dass ich für einen Moment die Augen schloss, um ihn zu unterbrechen. Ich zog mich in mein Inneres zurück, um mich wieder auf das zu konzentrieren, was wichtig war: den Auftrag.
    Ich machte die Augen wieder auf. »Ist Zeezah wirklich schwanger?«, fragte ich.
    »Nein. Aber so sind wir auf zwei Titelseiten.«
    »Fantastisch. Deine Mutter muss stolz auf dich sein. Hast du mein Geld?«
    Er zog ein Bündel Scheine hervor und hielt es mir hin. »Zweihundert Euro. Tut mir leid, aber …«
    Ich machte einen Schritt vor und nahm das Geld, dann zog ich mich schnell wieder in meine Sicherheitszone zurück. »Ich weiß, mehr haben sie dir bei der Bank nicht gegeben. Sag mal, was ist das eigentlich für eine Geschichte mit dir und Harry Gilliam?«
    Ich beobachtete ihn oh-so-genau. Wenn es je eine Mög lichkeit für ihn gegeben hätte, seine Aufrichtigkeit unter Be weis zu stellen, dann jetzt.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich schwöre dir, ich kenne Harry Gilliam nicht.«
    Ich war durch und durch enttäuscht. Vielleicht sagte er die Wahrheit. Vielleicht auch nicht. Unmöglich, es zu wissen.
    »Das wollte ich dir geben.« Jay zog ein Blatt aus seiner Tasche. »Das ist ein Vertrag. Ich beteilige dich am Kartenumsatz.«
    »Wovon redest du?«
    »Was ich gerade gesagt habe. Du bekommst einen Anteil von dem Kartenverkauf am Mittwoch, Donnerstag und Frei tag, und von allen anderen Konzerten, die folgen.«
    »Soll das ein lächerlicher Versuch sein, mir mein Honorar vorzuenthalten? Das kannst du vergessen.«
    »Du hast mir nicht zugehört. Das ist zusätzlich zu deinem Honorar.«
    »Diese Entscheidung kannst du gar nicht treffen«, sagte ich voller Verachtung. »Da haben die Werbefuzzis und John Joseph

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