Glücksfall
die Wörter mich über mehrere Meter hinweg an:
BEKOMMT ZEEZAH EIN BABY?
Ich hätte beinahe laut gelacht. Artie hatte recht gehabt.
Ich eilte auf den Zeitungsstand vor dem Geschäft zu. Ein anderes Boulevardblatt titelte:
IST ZEEZAH SCHWANGER?
Daneben war ein verschwommenes Foto von ihr. Offensichtlich hatte sie etwas kleines Rundes gegessen, denn ihr Bauch zeigte eine winzig kleine Wölbung, und das galt als Beweis dafür, dass sie schwanger war. Anscheinend war die ausführliche Story auf den Seiten vier bis sieben zu lesen.
Ein kurzer Überblick über die anderen Zeitungen – außer den Boulevardblättern – ergab, dass sie alle etwas über die Laddz drin hatten. Jay Parker hatte seine Arbeit gut gemacht.
Ich nahm einen Arm voller Zeitungen und ging in den Laden. Man konnte Haarspray und Nurofen kaufen, aber nichts Essbares, außer Cheerios. Was war nur los mit der Welt?
48
A ls ich wieder in Waynes Haus war, breitete ich die Zeitungen auf dem Wohnzimmerboden aus und verschlang die Informationen über die Laddz. Dass Zeezah schwanger war, hatte ein »Sprecher« der Laddz (ich vermutete, Jay Parker) dementiert, aber das hinderte die Zeitungen nicht zu spekulieren, dass Zeezah in der zehnten Woche war. Auf einer halben Zeitungsseite kam ein »Schwangerschaftsexperte« zu Wort, der dem Leser erzählte, wie Zeezah sich möglicherweise fühlte – morgendliche Übelkeit war wahrscheinlich. Nein, wirklich! Vielleicht war sie schneller müde als sonst. Er gab Tipps zur Ernährung – reichlich frisches Obst und Gemüse, mindestens zweimal in der Woche Fleisch, und die Empfehlung, zusätzlich Kalzium zu nehmen. Körperliche Ertüchtigung wurde empfohlen – Yoga, zum Bei spiel, und forsche Spaziergänge. Außerdem gab es jede Menge Berichte über Zeezahs Heirat mit John Joseph und noch mehr über die bevorstehenden Auftritte.
Wie Artie vorausgesehen hatte, gab es auch Berichte über die anderen Laddz. Ein Bericht über einen »Hausbesuch« bei Frankie, Myrna und den Zwillingen, nur dass das »Zuhause« offensichtlich ein Hotel war, denn man sah einen großen, hellen, sauberen und aufgeräumten Raum, nicht die abschreckende, windelübersäte Höhle, in der ich gewesen war.
Es gab ein Interview über den »Wert der Familie« mit Roger St Leger und seiner ältesten Tochter, einer Achtzehn jährigen, die davon träumte, Schauspielerin zu werden. »Mit Dads Freundinnen verstehe ich mich super«, wurde sie zitiert, »besonders, weil sie meistens zuerst meine Freundinnen waren!«
Es gab sogar eine Fotoserie mit Wayne, aufgenommen, bevor er sich abgesetzt hatte. Er war in demselben Wohnzimmer zu sehen, in dem ich gerade saß, und sah – vielleicht war ich die Einzige, die das bemerkte? – ein bisschen traurig aus.
Ich rief Artie an, und wir lachten gemeinsam über die ausführliche Laddz-Berichterstattung.
Ich beschloss, den Angriff des Geheimnisvollen Schlägers von Old Dublin Town nicht zu erwähnen. Ich wusste selbst nicht, was ich davon halten sollte, und wollte nicht zu viel darüber nachdenken, weil ich Angst bekommen könnte, und dann müsste ich aufhören. Aber ich musste weitermachen.
Als ich gestern zu dem Entschluss gekommen war, nicht länger nach Wayne zu suchen, hatte ich keinen Zweifel daran, dass er in Sicherheit war und ich ihn einfach in Ruhe lassen sollte. Jetzt fischte ich im Trüben, alles war völlig undurchsichtig. Ich wusste nicht, ob ich, weil ich manipuliert worden war, nach einem unglücklichen Mann suchte, der nicht gefunden werden wollte. Oder ob ich einen guten Menschen vor einer schlechten Situation bewahrte. In jedem Fall war ich auf Waynes Seite.
»Ist bei dir … alles in Ordnung?«, fragte Artie.
Ich zögerte. Was meinte er? Verhielt ich mich ungewöhn lich? Artie wusste von meiner früheren Depression und meinem Klinikaufenthalt – ich hatte ihm gleich zu Anfang unserer Beziehung davon erzählt. Aber so, als würde ich ihm erzählen, dass ich mal die Treppe runtergefallen war und mir das Knie verrenkt hatte: wie von einer einmaligen Angelegenheit in ferner Vergangenheit, von einem außergewöhnlichen Vorkommnis, das sich niemals wiederholen würde.
Jetzt gerade wollte ich nicht darüber sprechen, dass ich mich so seltsam fühlte. Ich wusste nicht, warum, ich wollte es einfach nicht, deshalb sagte ich: »Mir geht es bestens.«
»Hast du viel zu tun?«, fragte Artie.
»Eigentlich schon. Aber schick mir eine Nachricht, sobald die Kinder weg sind, und dann sehen wir, was
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