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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Ich war mir fast sicher, dass ich im Flur Schritte gehört hatte. Es war möglich , dass jemand ins Haus kam, denn ich hatte vergessen, die Kette vorzulegen, als ich reingekommen war. Dann ertönte ein Piepen – und mein Herz wäre beinahe aus meinem Brustkorb gesprungen. Es war die Nachricht, dass eine Bewegung in Waynes Flur registriert worden war.
    Adrenalin rauschte durch meine Adern. Ich bildete mir nichts ein. Es war wirklich jemand im Haus. Ich hockte am Boden und versuchte herauszubekommen, was unten vor sich ging.
    War es dieser Trottel Wolcott?
    War es der Geheimnisvolle Schläger von Old Dublin Town?
    War es … Wayne? War er endlich zurückgekommen?
    Ich schwebte zwischen Erregung und Angst. Jemand hatte mir am Samstagabend Verletzungen zugefügt. Jemand hatte gesagt, ich solle Wayne in Ruhe lassen, und ich hatte das nicht befolgt. War dieser Mensch gekommen, wollte er mich wieder angreifen? Würde er mir gleich die Knochen brechen? Und wie fühlte ich mich bei dem Gedanken?
    Ich war friedlich. Hatte Hoffnung. Wenn alles gut ging, würde er mich umbringen. Und wenn nicht, stünde mir vielleicht ein längerer Krankenhausaufenthalt bevor, den Kopf zugedröhnt mit Morphium. Etwas an der Vorstellung, dass emotionaler Schmerz in physischen Schmerz umgewan delt wurde, erschien mir plötzlich sehr reizvoll.
    Die Person kam nach oben. Sie ging in Waynes Schlaf zimmer. Und wieder raus und ins Gästezimmer. Das nächste war das Badezimmer, und ich stand auf, damit die Person reinkommen konnte.
    Die Tür wurde mit Kraft aufgestoßen, und Zeezah kam hereingestürmt.
    Sie schrie, als sie mich sah, und sprach aufgeregt in einer fremden Sprache. Ich hörte mehrmals das Wort »Allah« heraus, und obwohl dies eine hochdramatische Situation war, erfreute ich mich einen Moment lang an meiner offensichtlichen Sprachbegabung.
    Endlich wechselte Zeezah ins Englische. »Helen! Helen Walsh!« Sie keuchte und legte sich die Hand auf die Brust. »Du hast mich so erschreckt. Was machst du hier?«
    »Ich arbeite. Und du?«
    »Ich suche Wayne.«
    »… und du hast tatsächlich gedacht, er würde hier, in seinem Haus, sitzen, während das halbe Land ihn draußen sucht?«
    »Ich bin so verzweifelt. Wir sind alle verzweifelt. Verzwei felte Menschen tun dumme, sinnlose Dinge, weil sie einfach irgendetwas tun müssen.« Jetzt weinte sie.
    »Was würdest du sagen, wenn ich die Mutmaßung äußerte, John Joseph habe sich … also … Waynes entledigt?«
    »John Joseph hat Wayne nichts angetan. Das kann ich dir versichern. Er braucht Wayne dringender, als du dir vor stellen kannst. Wir haben kein Geld, Helen Walsh, kein Geld. John Joseph ist … wie sagt man? John Joseph steht das Was ser bis zum Hals.«
    »Du hast mir nie von dir und Wayne erzählt«, sagte ich.
    »Du hast mich nie gefragt.«
    Ganz schön frech, das Fräulein. Sie hatte sich ziemlich schnell berappelt.
    »Wann hast du Wayne zum letzten Mal gesehen?«, fragte ich.
    »Am Mittwochabend. Ich war hier, in seinem Haus.«
    »Habt ihr euch gestritten?«
    Sie nickte.
    Das war also das Streitgespräch, das Nicholas, der Surfer-Nachbar, gehört hatte.
    »Er hat gesagt, ich müsste mich zwischen ihm und John Joseph entscheiden. Er hat gesagt, er will mich, selbst wenn John Joseph der Vater meines Babys ist, aber ich müsste mich entscheiden. Ich habe gesagt, das kann ich nicht. Ich liebe Wayne, aber ich habe kein Label mehr. Ich habe einen Vertrag bei John Joseph. Aber der hat kein Geld. Er hat erst Geld, wenn diese …«, sie machte eine Pause und wollte anscheinend das Wort mal ausprobieren, »Scheißkonzerte stattgefunden haben. Aber ohne Wayne werden sie nicht stattfinden. Ich sitze also … in der Scheiße. Wir alle sitzen in der Scheiße. Wir alle.« Wie als nachträglichen Gedanken fügte sie hinzu: »Aber wenigstens haben wir ein gutes Wort, mit dem wir unsere Situation beschreiben können.«
    Ich war es leid, diese Frage zu stellen, aber hier war sie:
    »Zeezah, wo, glaubst du, ist Wayne jetzt?«
    »Ich glaube, er ist bei seiner Familie. Er mag seine tyrannische Schwester Connie.«
    Offenbar keine große Liebe zwischen den beiden.
    »Er ist nicht bei seiner Familie«, sagte ich.
    »Bedauerlicherweise habe ich keine anderen Ideen, Helen Walsh. Ich werde jetzt gehen. Ich gehe in das Zuhause, wo ich wahrscheinlich nicht viel länger wohnen werde, und versuche, meinen Mann zu beruhigen. Zu diesem Zweck werde ich mir von Roger St Leger eine Xanax geben lassen.«

61
    E s war ein

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