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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Wesentliche konzentrieren, denn wirklich wichtig war die Nummer, von der Gloria angerufen hatte. Es war eine Nummer in Dublin, und die ersten drei Ziffern deuteten darauf hin, dass es in der Gegend von Clonskeagh oder Dundrum war.
    Ich wählte die Nummer und bekam eine automatische Ansage: »Der Teilnehmer an Apparat sechs-vier-sieben-eins ist zurzeit nicht am Platz.« Dann kam eine andere automatische Ansage: »Das Büro ist jetzt geschlossen. Sie erreichen uns täglich zwischen zehn und achtzehn Uhr.«
    Wie bitte? Wie spät war es denn? Ich sah auf die Uhr an meinem Handy, es war schon Viertel nach sechs. Wohin war nur der Tag verschwunden?
    Na gut. Im Grunde war alles bestens. Ich würde einfach eine Rückwärtssuche starten und die Nummer eingeben, worauf ich umgehend Glorias vollen Namen mit Adresse bekommen würde. Das tat ich … aber nichts geschah.
    Jetzt hatte ich ein Problem, ein echtes Problem: Telefongesellschaften verkaufen oft ganze Gruppen von Nummern an Unternehmen, die sie unter einer Dachnummer bündeln. So können die Firmen ihr Telefonsystem nach eigenen Bedürfnissen einrichten und interne Anschlüsse mit einer Privatleitung vergeben. Da konnte auch eine raffinierte Rückwärtssuche, wie ich sie machen wollte, nichts erbringen. Die einzige Nummer, bei der ein Firmenname angezeigt wird, ist die ursprüngliche Dachnummer, die zentrale Nummer, von der alle anderen abgezweigt werden. Wenn ich die herausbekommen konnte, würde ich wenigstens wissen, von was für einem Unternehmen Gloria angerufen hatte. Vielleicht hatte Wayne an dem Morgen, als er verschwand, ein neues Telefon gekauft …? Welche weiterreichende Bedeutung hatte das? Das konnte ich noch nicht überblicken.
    Ich nahm die ersten drei Ziffern von Glorias Nummer und hängte vier Nullen an – das war oft das Format der Dachnummern. Aber es fand sich keine Zugehörigkeit. Ich versuchte es mit einer anderen Nummer – die ersten drei Zahlen, dann eine Eins und dreimal die Null. Wieder keine Zugehörigkeit. Ich versuchte es weiter, mit zwei-null-null-null. Drei-null-null-null, bis neun-null-null-null. Nichts. Das Einzige, was ich über die Nummer, von der Gloria angerufen hatte, mit Sicherheit sagen konnte, war, dass sie zu einer großen Organisation gehörte.
    Dann näherte ich mich dem Problem aus der anderen Richtung: Vielleicht hatte Wayne bei Gloria angerufen, und sie hatte zurückgerufen. Und so war es: Am Donnerstagmorgen um 9.17 Uhr hatte Wayne von seinem Handy aus eine Nummer angerufen, deren erste drei Stellen mit Glorias Nummer übereinstimmten. Die letzten vier Stellen unterschieden sich, aber ich war überzeugt , dass es dieselbe Firma war. Ich wählte die Nummer und hatte wieder die automatische Ansage, dass das Büro geschlossen sei und am nächsten Morgen um zehn wieder öffnen würde. Auch hier erbrachte die Rückwärtssuche – wie ich erwartet hatte – nichts. Stundenlang probierte ich herum, ohne Erfolg.
    Irgendwann rief John Joseph an. »Sind die Daten angekommen? Die vom Telefon?«
    »Ja, aber sie bringen nichts. Also, es sind haufenweise Daten, aber sie helfen uns nicht weiter.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ah …«
    »Schick sie an Walter Wolcott.«
    »Okay.«
    Ich würde sie ihm schicken. Morgen.

Mittwoch

67
    I ch wurde um 7.01 Uhr vom Klingeln meines Handys geweckt. Es war Mum. Sie rief mich sehr selten an. Jemand musste gestorben sein.
    »Mum?«
    »Helen. Wo bist du?« Ihre Stimme klang, als brannte sie darauf, mit aufregenden Nachrichten rauszuplatzen.
    »In der Nähe.«
    »Du musst sofort herkommen.«
    »Warum? Ist jemand gestorben?«
    »Nein.« Sie klang irgendwie seltsam. »Nein, das nicht. Aber du musst sofort zu uns kommen.«
    »Hast du Ärger?« Plötzlich hatte ich die Vorstellung, dass einer von Harry Gilliams »Mitarbeitern« ihr ein Messer an die Kehle hielt.
    »Kannst du bitte einmal das tun, worum deine Mutter dich bittet, nämlich dich ins Auto setzen und herkommen?«
    »Soll ich die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreiten?«
    »Ja, natürlich.« Dann fügte sie hinzu: »Aber lass dich nicht erwischen. Und wenn doch, dann sag, es ist ein Notfall.«
    Ein Notfall. Das war doch beruhigend. »Mum! Erzähl es mir!«
    »Jemand ist hier, der dich sehen möchte.«
    Wayne. Oh, Gott sei Dank. Endlich war er aus der Versenkung aufgetaucht, gerade noch rechtzeitig.
    »Ist es ein Mann?«, fragte ich, um ganz sicher zu sein.
    »Ja.«
    »Ist er zwischen dreißig und vierzig?«
    »Ja.«
    »Ist er aus der

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