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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Reitgerte.
    »Hi, Zeezah«, sagte Jay.
    »Oh, hiiii«, sagte sie irgendwie abwesend.
    »Zeezah«, sagte Jay. »Das ist Helen Walsh.«
    »Oh, hiiii«, sagte sie und klang noch abwesender. Dann ging sie zum Kamin und stellte sich, unter welchem Vorwand auch immer, mit dem Rücken zu uns, und ich schwöre, dass ich nie zuvor – und auch seither nie wieder – einen Hintern wie ihren gesehen habe. So rund, so vollkommen in der weißen Hose. Ich war wie gebannt von diesem Anblick, wirklich gebannt.
    Aber nicht eingeschüchtert. Ich verkniff mir sogar ein überlegenes kleines Lächeln. O ja, Zeezah, jetzt bist du sehr sexy. O ja, jetzt bist du so reif und prall, als würdest du gleich bersten. Aber in zehn Jahren wirst du schrecklich fettleibig sein. Du siehst aus wie eine, die unter Vollnarkose bei einer Liposuktion stirbt.
    Sie ließ die Gerte in Richtung der Hunde durch die Luft sausen, und die Tiere winselten und wichen vor ihr zurück.
    Ich mag keine Hunde. Genauer gesagt hasse ich sie sogar. Aber selbst ich fand, dass das zu weit ging.
    John Joseph sah verlegen aus. »Lass die Hunde in Frieden, Baby.«
    Sie hockte sich hin und sagte in schmeichlerischem Ton: »Tut mir leid, liebe Hündchen.« Sie streichelte sie, und die Hunde leckten ihr in unterwürfiger Dankbarkeit die Hände. Eklig.
    »Ist es nicht seltsam?«, sagte sie. »Ein bisschen Grausamkeit, und sie lieben mich umso mehr?«
    Sie lächelte und sah jung und raffiniert aus, und zu meiner großen Überraschung (von der angenehmen Sorte) stellte ich fest, dass ich sie mochte.
    »Komm und sprich mit Helen«, sagte John Joseph. »Sie will uns helfen, Wayne zu finden.«
    »Ist gut.« Sie setzte sich neben mich und nahm doch tatsächlich meine Hand. Mit großem Ernst sagte sie: »Bitte. Sie müssen Wayne finden. Er ist ein guter Mann.«
    »Niemand behauptet etwas anderes«, sagte Jay wie zur Verteidigung.
    »Doch, du. Du sagst, er ist schwach.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass er schwach ist. Ich habe gesagt, er hat keine Willenskraft.«
    »Glaubst du wirklich, Frankie Delapp isst spätabends keine Kekse mit Marmelade drin?« Zeezah war voll des Hohns. »Glaubst du wirklich, Roger St Leger trinkt kein Bier?«
    »Er trinkt kein Bier. Er trinkt Wodka, und Wodka darf er trinken, weil er keine Kohlehydrate enthält.«
    Hier waren sie wieder, die Kohlehydrate.
    »Zeezah, gibt es jemanden, der Wayne Böses wünscht?«
    »Wayne ist ein guter Mann.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Nein.« Sie seufzte und ließ meine Hand los. »Aber geben Sie mir Ihre Nummer, ich rufe Sie an, wenn mir etwas einfällt.«
    »Natürlich.« Ich fischte meine Visitenkarte aus der Tasche. Als ich an diesem schrecklichen Morgen aufgewacht war, wer hätte da gedacht, dass ich am Ende des Tages einem Superstar meine Telefonnummer geben würde (auch wenn sie nur im Nahen Osten ein Star war)?
    »Und wenn ich Sie sprechen will?«, tastete ich mich vor. »Erreiche ich Sie dann über John Joseph?«
    Sie setzte eine sehr strenge Miene auf. »Ich bin eine unabhängige Person und habe mein eigenes Telefon. Ich schicke Ihnen in genau diesem Moment meine Nummer.«
    »Gut, bestens … wunderbar.« Ich konnte es kaum erwarten, Mum zu erzählen, dass ich Zeezahs Nummer hatte. Ich würde es ihr brühwarm erzählen. Obwohl, vielleicht besser nicht, sie würde die Nummer womöglich stehlen und Zeezah mit Hasstexten bombardieren.
    »Gut, ich möchte Sie alle drei bitten: Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und sagen Sie mir in einem Satz, wo Wayne Ihrer Meinung nach sein könnte. Tun Sie sich keinen Zwang an. Betrachten Sie es als Spiel, und ich fange an. Ich glaube, Wayne ist bei einem Brotbackkurs im Ballymaloe House.«
    »Beim Brotbacken?«, rief Jay aus.
    »Beim Sushirollen, wenn dir das lieber ist. John Joseph?«
    »Ich glaube, Wayne ist … in einer Klinik, wo er sich das Bauchfett absaugen lässt.«
    »Ach ja?« Jays Miene hellte sich auf. »Meinst du, bis Mittwochabend ist das geheilt?«
    »Das ist ja nur ein Spiel«, sagte Zeezah. »Ich glaube, Wayne ist … bei seinen Eltern und holt sich dort ein paar Streicheleinheiten.«
    »Ich glaube, Wayne ist …«, sagte Jay, »… in diesem Buddhisten-Zentrum in West Cork und macht einen Meditationskurs.« Oh! Wie hässlich von ihm, so etwas auch nur zu denken! »Nein, ich habe es mir anders überlegt. Ich glaube, er macht bei einem Pasteten-Wettessen in North Tipperary mit und gewinnt haushoch. Er wird mit Sicherheit für das nationale

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