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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sagte er. » Falls ich das Geld habe, und damit sage ich nicht, dass ich es habe, aber falls ich es habe, wie lange dauert es dann, bis wir an die Informationen kommen?«
    » Falls es möglich ist, an die Informationen heranzukommen, und ich sage nicht, dass es möglich ist, aber falls es möglich ist, drei bis vier Tage.«
    »So lange?« Er zählte die Tage an seinen Fingern ab. »Heute ist Freitag. Das heißt, vielleicht erst nächsten Dienstag.« Er sah mich besorgt an. »Glaubst du wirklich, bis dahin ist Wayne immer noch nicht wieder da?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Er seufzte. »Kannst du dich nicht einfach in seinen Com puter hacken? An dem Passwort vorbei? Mal im Ernst, kennst du keinen handzahmen Hacker?«
    Ich kannte mal eine Informatik-Studentin, hocherfreut, mir zu helfen und sich damit ein Taschengeld zu verdienen. Aber letzten Sommer hatte sie ihren Abschluss gemacht, eine gute Stelle gefunden und Angst bekommen, man könne sie verhaften, und seitdem hatte ich noch keinen befriedigenden Ersatz gefunden. Versucht hatte ich es schon. Es war eins meiner Dauerprojekte. Alle paar Monate fuhr ich zum Technology College in der City West, spendierte den IT-Studenten dort Drinks und versuchte, mir ein Bild von ihrer Intelligenz und ihrer Korrumpierbarkeit zu machen, aber ich war bisher nicht fündig geworden: Die Intelligenten waren nicht korrumpierbar, und die Korrumpierbaren waren nicht intelligent genug.
    Mit Verzweiflung in der Stimme sagte Jay: »Wenn ich mich ins Auto setze und zum Technology College fahre, hätte ich in fünf Minuten einen Studenten gefunden, der sich in Waynes Computer hacken könnte.«
    »Das bezweifle ich, denn das Semester war vor zwei Wochen zu Ende, aber bitte, viel Glück.«
    Er sah mich wortlos an.
    »Oder«, fuhr ich fort, »du kannst einen anderen Privatdetektiv anheuern. Mir ist das scheißegal. Offen gestanden wäre ich froh, nichts mit dir zu tun haben zu müssen.«
    Nach einer langen Pause sagte er: »Glaubst du, wir könnten das jemals hinter uns lassen? Glaubst du, du könntest mir jemals verzeihen?«
    »Ich?« Weltbeste im Grollen und Erfinderin der Tonne? »Niemals.«
    Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. Eine weniger standfeste Frau hätte sicher ein klein wenig Mitleid mit ihm empfunden. Aber natürlich gehöre ich nicht zu dieser Sorte.
    Forsch sagte ich: »Zeit, dass du dich entscheidest, Jay Parker. Es ist Freitag, Bankgeschäfte müssen wir heute abwickeln. Sonst ist das Wochenende da, und dann können wir vor Montag nichts tun.«
    »Gut«, sagte er leise. »Ich überweise das Geld innerhalb der nächsten Stunde.«
    Es gab keine Garantie, dass Sharkey oder Telefon-Mann (die »Namen« meiner geheimnisvollen Kontakte beziehungs weise die Namen, unter denen ich sie kannte) mir zuarbeiten würden, aber natürlich standen die Chancen viel besser, wenn sie ihr Honorar bekamen. Und wenn sie es nicht taten? Dann wäre es Jay Parkers Verlust, und das geschähe ihm nur recht.
    »Gut«, sagte ich. »Ich fahre zu Wayne und sehe nach, ob ich was finde.«

19
    W aynes Auto stand noch an derselben Stelle. Es war nicht bewegt worden, was ich an dem Stück Papier, das ich unter den linken Hinterreifen gelegt hatte, erkennen konnte – der alte Trick mit dem Haar auf der Tür. Wayne war wahrscheinlich nicht wieder ins Haus gekommen, aber ich läutete trotzdem zwölfmal, um mich zu vergewissern, dann schloss ich mit dem Schlüssel, den Jay mir gegeben hatte, die Tür auf. Sofort fing die Alarmanlage an zu schrillen, dass mir fast die Ohren abgefallen wären. Ich hatte Jay gezwungen, sie einzuschalten, als wir am Abend zuvor das Haus verlassen hatten, und in einem Anflug von Panik versuchte ich, auf dem Zettel den Code zu entziffern, und drückte auf die entsprechenden Zahlen.
    Die schrillen Töne verebbten, und ich war dankbar für die plötzliche gnadenvolle Stille. Und natürlich erfreute ich mich aufs Neue an Waynes wunderbarer Farbpalette, be wunderte die kühne Zusammenstellung und empfand einen Moment lang tiefen Frieden.
    Langsam fühlte ich mich in sein Haus ein. Die Post hatte nichts Nützliches gebracht, und auf dem Anrufbeantworter waren keine neuen Nachrichten. Ich hörte die letzten Nachrichten noch einmal ab, die von Gloria mit besonderer Aufmerksamkeit. Wer war sie? Was war die gute Nachricht? Ich musste Gloria unbedingt finden, denn wenn ich sie fand, würde ich Wayne finden. Das wusste ich.
    Glorias Nachricht war die vorletzte. Beim letzten Anruf

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