Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Aufmerksamkeit mir zu. Mit großer Geste präsentierte er mir den Schlüssel und einen kleinen Zettel. »Schlüssel und Code für die Alarmanlage bei Wayne.«
    Ich las die Zahl, die Wayne für seine Alarmanlage gewählt hatte – 0809 – und überlegte, welche Bedeutung sie haben mochte, denn niemand entscheidet sich rein zufällig für eine Nummer, auch wenn er es noch so sehr versucht.
    »Was ist mit meinem Honorar?«, fragte ich Parker.
    »Dazu wollte ich gerade kommen.« Er besaß die Dreistigkeit, mir einen pikierten Blick zuzuwerfen, als hätte ich unterstellt, er sei der Typ, der sich, ohne die Rechnungen zu bezahlen, aus dem Staub machen würde. Er zog ein schmales Bündel Zwanzig-Euro-Scheine heraus. »Hier sind zweihundert, mehr hat der Geldautomat nicht rausgerückt.«
    Ich blitzte ihn an. Er hatte sich bereit erklärt, mir das Honorar für eine Woche im Voraus zu bezahlen.
    »Morgen kann ich wieder zweihundert holen«, protestierte er. »Und übermorgen auch. Und überübermorgen. Es gibt keine Geldknappheit, es liegt an den Maschinen, die sind schuld.«
    »Was ist mit dem Geld, das du gestern Abend hattest?«
    »Das meiste habe ich dir gegeben. Außerdem habe ich noch andere Ausgaben, haufenweise Ausgaben.«
    Er konnte zur Bank gehen und am Schalter Geld abheben. Aber wer geht heute noch zur Bank? Kann man das überhaupt noch? Wurde nicht inzwischen alles, was mit Banken zu tun hatte, aus fußballstadiongroßen unterirdischen Callcentern heraus geregelt?
    »Ich könnte dir den Betrag in einem Schwung auf dein Konto überweisen lassen«, sagte er mit listigem Blick. »Aber ich dachte, es ist dir vielleicht lieber, wenn du bar bezahlt wirst.«
    »Was ist eigentlich los?«, fragte Mum Jay. »Was ist das für eine Arbeit, die Helen für dich macht?«
    »Das ist vertraulich«, sagte ich.
    »Wenn ich es jemandem erzählen dürfte, Mammy Walsh …« Er schüttelte traurig den Kopf, »dann würde ich es dir erzählen.«
    Sie sah uns an und überlegte, ob sie nachhaken sollte, dann ließ sie es. »Ich freue mich richtig auf das Konzert am Mittwoch«, sagte sie fröhlich.
    »An den Abend wird man sich erinnern, Mammy Walsh, an den wird man sich erinnern.«
    »Sag mal.« Mum rückte näher an Jay heran. »Stimmt es, dass Docker als Überraschungsgast auftritt?«
    »Docker?«, fragte ich. »Wo hast du das denn gehört?«
    »Es wird in allen Foren diskutiert. Er würde an einem der drei Abende kommen. Stimmt das?«
    Offensichtlich war das Jay völlig neu. Aber er verarbeitete die Information so schnell, dass man die Räder in seinem Gehirn fast rattern hören konnte. Besser als mit dem Gerücht, dass Docker, ehemals der Talentierte, bei einem der Konzerte auftreten würde, konnte man das Land nicht in Aufregung versetzen und den Kartenverkauf anheizen.
    »Die fünf Laddz, wieder vereint«, sagte Mum.
    »Ahaha! Na ja. Vielleicht. Es wird nichts verraten. Aber du weißt ja«, sagte Jay und tippte sich an die Nase, »diese Information ist streng geheim.«
    »Lass das«, sagte ich. »Das ist gemein.«
    Die Wahrscheinlichkeit, dass Docker, oder Shane Dockery, wie er früher hieß, bei dem Laddz-Comeback auftreten würde, lag bei null. Seit vielen Jahren war Docker ein Weltstar. Nicht nur als Sänger, sondern auch als Hollywoodschauspieler – er hatte sogar einen Oscar gewonnen – und als Regisseur. Er lebte in einem anderen Universum als die Laddz. Er jettete in Privatflugzeugen durch die Welt und war Pate von einem von Julia Roberts’ Kindern, außerdem tat er laufend Gutes, förderte den Handel mit Fair-Trade-Produkten und die Edamame-Bohnenbauern, setzte sich für politische Gefangene ein und so weiter. Selbst John Joseph mit seiner mittelalterlichen Ritterhalle und seiner Karriere als Produzent sah daneben armselig aus.
    »Ich muss ein paar Dinge mit dir besprechen«, sagte ich und schob Jay ins Wohnzimmer. »Es besteht die Möglichkeit, dass ich an Waynes Telefonkontakte und Bankdaten rankommen kann, aber es kostet, weil ich zwei Sachen bezahlen muss – eine noch ausstehende Rechnung von einem alten Fall und die neuen Informationen.«
    »Warum sollte ich die Rechnung von einem anderen bezahlen?«
    »Weil der andere es nicht tut und weil die ausstehende Rechnung bezahlt werden muss, bevor man Neues in Auftrag geben kann.«
    »Wie viel?«
    Ich nannte die Summe.
    »Herrgott!«, sagte er, offensichtlich schockiert. »Ich habe keinen Goldesel.«
    »Du kannst es auch lassen.«
    Er dachte ausgiebig nach. »Okay«,

Weitere Kostenlose Bücher