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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gedacht, Sie seien eine Reporterin.«
    »Ich?«, fragte ich. »Wie meinen Sie das?«
    »Wir haben gesehen, wie Sie herumgeschnüffelt und Fra gen gestellt haben, wie eine Reporterin, und wir dachten, es müsste etwas mit Wayne zu tun haben, weil er der Einzige hier ist, der ein bisschen wie eine Berühmtheit aussieht.«
    Cain erzählte weiter. »Wir haben wirklich gesehen, wie Wayne gestern Morgen in ein Auto gestiegen ist … Freiwillig … Er hatte eine Tasche dabei. Aber wir dachten, wenn wir es … also … wenn wir es ein bisschen spannender machen und sagen, er sei zum Einsteigen gezwungen worden und habe verängstigt ausgesehen, dann würden Sie uns mehr für die Geschichte bezahlen.«
    »Wie viele Männer waren bei ihm?«, fragte ich. »War über haupt jemand dabei?«
    »Ja, es war einer dabei, aber nur einer. Und der wirkte … also … als würden sie sich kennen. Vielleicht war er ein Freund, aber ich habe ihn nicht erkannt. Dann, im letzten Moment, sah es so aus, als hätte Wayne etwas vergessen, denn er sprang aus dem Auto, und der andere hat ihn nicht gehindert. Er hat gewartet, bis Wayne ins Haus gegangen war und wieder rauskam, dann setzte Wayne sich auf den Beifahrersitz, und sie sind abgefahren.«
    »Wayne ist also nicht gezwungen worden?«
    »Nein.«
    »Wayne ist nicht entführt worden?«
    »Entschuldigen Sie bitte«, flüsterte Daisy. »Es ist nur so – wir haben so wenig Geld. Wir dachten, wenn wir ein bisschen übertreiben und das erzählen, was Sie hören wollen, würden Sie uns dafür bezahlen. Wir haben nicht geglaubt, dass wir mit der Polizei zu tun bekommen würden.«
    »Sie haben den anderen Mann also nicht erkannt?«, frag te ich.
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Und es war auch kein dicker schwarzer SUV«, sagte Cain. »Das haben wir auch erfunden. Es war einfach ein blauer Toyota. Vielleicht fünf Jahre alt.«
    »Ein Taxi?«
    »Nein, kein Taxi. Ein normales Auto.«
    »Warum wollten Sie mich daran hindern, Ihr Haus zu verlassen?«
    »Wir dachten, Sie sind Reporterin und wollten mit unserer Geschichte abhauen, ohne dafür zu bezahlen. Es tut uns leid, dass wir Ihnen Angst gemacht haben.«
    »Sie haben mir keine Angst gemacht.« Das stimmte zwar nicht, war aber jetzt nicht das Thema.
    »Da müssen schon andere als Sie beide kommen, wenn Helen Walsh Angst kriegen soll«, sagte Jay Parker erregt.
    Artie sah Jay aus schmalen Augen interessiert an. »Entschuldigung«, sagte er. »Sie sind wer?«
    Jay musterte Artie einen Moment lang. Dann sagte er kühl: »Ich bin Jay Parker, der Manager der Laddz. Und wer genau sind Sie?«
    »Sei still«, sagte ich zu Jay. Er brachte meinen Gedankenfluss ins Stocken.
    Also, was nun? Dies waren die Tatsachen: Wayne wurde immer noch vermisst und war mit einem unbekannten Mann verschwunden, und ich hatte einen Joker, warum ihn nicht ausspielen?
    »Cain und Daisy. Ich werde Ihnen eine Frage stellen, und ich möchte, dass Sie sehr sorgfältig über Ihre Antwort nachdenken.«
    »In Ordnung.« Sie nickten feierlich.
    »Der andere Mann, der, der das Auto fuhr«, sagte ich. »Könnte es sein, dass es … Docker war?«
    »Docker!«
    Allein durch das Aussprechen des Namens prickelte es in dem Raum vor neuer Energie. Cain und Daisy richteten sich auf und sahen einander verwundert an. Ich spürte, wie die Atmosphäre hinter mir, zwischen Jay, John Joseph, Zeezah, Frankie und Roger, geladen war. Selbst die Mienen von Masterson und Quigg belebten sich.
    Ich hielt meinen Blick auf Cain und Daisy gerichtet. »Erzählen Sie mir nicht, was ich Ihrer Meinung nach hören möchte, sagen Sie mir einfach, was Sie gesehen haben. War es Docker?«
    »Meinen Sie Docker? Docker, den Filmstar?«
    »Ja, Hollywood-Docker. Der mit dem Oscar – könnte er es gewesen sein? Vielleicht mit einer Sonnenbrille und einer Baseballkappe getarnt?«
    Sie sahen mich an, als litten sie Höllenqualen. Sie wollten es unbedingt richtig machen. Sie wollten unbedingt, dass der Mann Docker war.
    »Aber er trug gar keine Sonnenbrille«, sagte Daisy.
    »Auch keine Baseballkappe. Und er sah aus, als wäre er um die fünfzig …«
    »… und er war kleiner als Docker, viel kleiner.«
    »… und gedrungener.«
    »… und mit weniger Haaren. Wir konnten ihn gut sehen, als er Waynes Tasche in den Kofferraum packte.«
    »Und warum sollte Docker ein fünf Jahre altes Auto fahren?«
    Gut, es war also nicht Docker. Docker war siebenunddreißig und sah zehn Jahre jünger aus. Er war eins achtzig groß und rank und

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