Glückskekse
erstes in das feixende Gesicht von Michael.
„Was machst du denn hier?“, frage ich mit krächzender Stimme, die auch durch ein kräftiges Räuspern nicht besser wird. Vorsichtig greife ich nach der Tasse, die auf dem Nachtisch steht und in der sich noch der Tee von gestern befindet.
Nach ein paar Schlucken geht es meinem Hals wieder etwas besser. Ich warte immer noch auf eine Antwort.
„Also?“
„Ich hab auf dich aufgepasst. Ablösung für Gabriel.“
„Wieso? Verstehe ich nicht. Wo ist er? Und wie kommst du hier überhaupt rein?“, brause ich auf und setze mich schwerfällig hin.
„He, mal ganz langsam, Kleiner. Du liegst hier in meinem Zimmer, in meinem Bett und machst meinen Bruder fix und fertig. Also bleib mal schön ruhig und halte den Ball flach, klar?“, ist es jetzt Michael, der lauter wird.
Verwirrt sehe ich ihn an. „Dein Zimmer? Versteh ich immer noch nicht.“
„Gut, dann mal ganz langsam zum mitschreiben für dich. Gabriel hat dich sehr gerne. Letzte Woche war er bei mir. Wir haben uns ziemlich heftig gestritten, weil ich die Finger nicht von dir lassen konnte. Er hat bei mir gekündigt, will nicht mehr im „Fake“ tanzen, sondern sich voll auf seinen neuen Job konzentrieren. Auch aus der Wohnung wollte er raus. Sie gehört zwar ihm, aber irgendwie denkt er sich, dass ich sie ihm viel zu billig gegeben habe. Aber das ist nicht der Fall. Ich habe nämlich die ganzen Jahre über, die er schon für mich arbeitet, einen Teil seiner Gage zur Seite gelegt und es als Anzahlung verwendet. Also ist es zu 100% seine. Schade nur, dass wir uns jetzt nicht mehr grün sind. War schön, einen kleinen Bruder zu haben.
Aber weiter mit dir.
Am Montag rief Gabriel völlig aufgelöst bei mir an, wusste weder ein noch aus. Du kannst dir sicher vorstellen, wie schlecht es ihm geht, wenn er mit seinen Problemen zu mir kommt. Wir haben die ganze Nacht zusammen gesessen und geredet. Er hat mir, so glaube ich, alles erzählt. Eure ganze verzwickte Geschichte. Und fragt ausgerechnet mich, was er nun tun soll.
Du wolltest nicht mit ihm reden. Auch nicht mit deinen Eltern. Und die waren wohl so etwas wie ein Bindeglied zwischen euch beiden. Ich habe ihm geraten, noch bis zum Wochenende zu warten. Und wenn du dich bis dahin noch nicht gemeldet hast, dann wollten wir dich hier suchen. Ich kenn mich hier ein bisschen aus. Und von deinen Großeltern haben wir auch noch einen guten Tipp gekriegt. Na ja, letztendlich haben wir dich ja auch gefunden … gerade noch rechtzeitig.“
„Wo ist Gabriel?“, flüstere ich.
„Der musste hier raus. Hat die ganze Nacht an deinem Bett gewacht. Nachdem du ihm gesagt hast, dass du mit ihm schlafen willst. Weißt du, wie er sich gefühlt hat? Er hat geweint, Leo. Er ist völlig verzweifelt. Weiß nicht, woran er bei dir ist. Den einen Tag weist du ihn von dir, dann willst du mit ihm schlafen. Macht es dir eigentlich Spaß, ihn immer wieder so zu verletzen? Wenn ich ihm nicht versprochen hätte, ruhig zu bleiben, dann würde ich dir ganz was anderes erzählen.“
„Wo ist er?“, frage ich erneut. „Sag doch endlich, wo er ist. Mehr will ich doch gar nicht von dir wissen.“
„Um ihn noch mehr weh zu tun?“
„Nein, um mit ihm zu reden. Um ihm zu sagen, dass … dass ich ihn liebe. Auch wenn ich gegen seinen neuen Freund wohl keine Chance habe. Trotzdem soll er es wissen.“
„Meinst du es wirklich ernst?“
„Ja!“
„Okay, dann werde ich ihm sagen, dass er wieder zurückkommen soll“, sagt Michael und tippt schnell eine Nachricht in sein Handy ein.
Zehn Minuten sitzen wir schweigend in dem wirklich schönen Zimmer. Erst jetzt nehme ich es wirklich wahr. Sehr geschmackvoll eingerichtet, mit allem, was das Herz begehrt.
Ein Klopfen an der Tür lässt mich aufblicken.
Michael steht auf und öffnet die Tür.
„Zimmerservice. Ich hab hier ihr bestelltes Frühstück. Wo darf ich decken?“, fragt der Hotelangestellte höflich und sieht Michael fragend an. Als der antworten will, ertönt eine Stimme aus dem Flur.
„Stellen Sie es bitte in den kleinen Wintergarten. Vielen Dank.“
Die Stimme, die ich so sehr ersehnt, aber vor der ich auch Angst habe. „Gabriel“, flüstere ich und kann meinen Blick nicht von ihm wenden.
„Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“
„Ja … nein … ich denke schon. Ich weiß nicht, was gestern noch passiert ist. Haben wir …?“, frage ich unsicher und sehe auf die Decke.
„Tut dir der Hintern weh?“, fragt Gabriel
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