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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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vor. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. Gleich nachher auf dem Weg zur Arbeit werde ich ihn anrufen. Der von mir heftig ersehnte Versöhnungssex steht immer noch aus, weil Rob neulich schon wieder keine Zeit hatte.
    »Er hat eine neue Arbeitsstelle.«
    »Er hat was?« Jetzt bin ich nicht mehr verwirrt, sondern am Boden zerstört.
    »Du hast schon richtig verstanden.«
    Rob ist Tischler und muss in Häusern, die saniert werden, die Fenster ausbessern. Er verdient gut dabei und hat Arbeit ohne Ende, aber zufrieden ist er damit nicht. Viel lieber will er Möbel tischlern.
    »Warum weiß ich davon nichts?«, frage ich kleinlaut.
    »Er wollte es dir sagen, aber du hattest ja nie Zeit. Er ist jetzt bei einem Möbelrestaurator.«
    Warum heißt es eigentlich immer, dass ich keine Zeit habe? Umgekehrt ist es doch ganz genauso!
    Es tut mir zwar weh, die Neuigkeiten von Lila und nicht von ihm zu erfahren, aber ich freue mich für ihn. Rob hat nämlich eine künstlerische Ader. Die kann er in seinem neuen Job nun voll ausleben.
    »Ist er sauer auf mich?«
    Lila hat ihr Flechtwerk beendet und dreht sich zu mir um. »Sauer nicht. Aber enttäuscht.«
    Na, das ist ja viel besser. »Aber ich habe ihn ganz oft angerufen.« Ich spüre plötzlich den Drang, mich zu verteidigen.
    Lila zuckt mit den Schultern. »Ich sage nur, dass du vom Glück verwöhnt bist. Und deshalb passt du nicht darauf auf.«
    Unser Frühstück verläuft schweigend. Ich denke die ganze Zeit an meinen Freund und daran, dass ich nicht kapiere, warum wir in letzter Zeit so wenig miteinander zu tun haben.
    Die Klingel schrillt.
    »Rob!«
    Lila und ich rufen es wie aus einem Mund, springen gleichzeitig vom Tisch auf und laufen zur Tür. Wer sonst sollte morgens um acht bei uns klingeln?
    Ich bin zuerst da und öffne, froh, meinem Freund gleich in die Arme sinken zu können. Doch dann stoppe ich, denn er ist es nicht.
    »Es ist der Concierge«, sage ich enttäuscht. Was will der denn hier?
    Ich frage mich angestrengt, woher er weiß, wo ich wohne.
    »Oh Gott, das ist der Doktor«, ruft Lila fast gleichzeitig mit mir.
    »Guten Morgen«, sagt der Typ und grinst.
    Wieder trägt er eine Sonnenbrille. Seine dunkelbraunen Haare sehen feucht aus, so als hätte er gerade geduscht, weshalb sie sich noch wilder kringeln als zuletzt.
    »Was für ein Doktor?«, frage ich und schaue Lila blöde an.
    »Was für ein Conzjärsch?«, will sie wissen. »Was zur Hölle ist das eigentlich?«
    »Na, so einer, der die Blumen gießt, wenn du im Urlaub bist.«
    »Willst du verreisen?«
    »Nein!«
    »Äh …«, sagt der Typ, aber weiter kommt er nicht, denn Lila tippt sich an die Stirn und sagt: »Das ist der Doktor, Rosa. Als du krank warst neulich … Ich habe es dir doch erzählt … Der mir nachgelaufen ist, weil er uns beide verwechselt hat.«
    »Nein«, beharre ich. »Das ist der Concierge, der die Bluse für Eva Andrees in ihre Wohnung gelegt hat, von der sie so begeistert war, dass sie jetzt alles bei Helena Senner nähen lässt. Obwohl ich die Bluse genäht habe und nicht sie.«
    »Darf ich vielleicht auch mal was dazu sagen?« Der Typ schaut jetzt leicht verwirrt von Lila zu mir und von mir wieder zu Lila. Er hat seine Sonnenbrille in die Haare geschoben. Ich kann zum ersten Mal seine Augen sehen. Sie sind braun.
    »Ja«, sage ich und gucke ihn hilflos an. »… Erstens: Was wollen Sie hier? Und zweitens, woher wissen Sie, wo ich wohne?«
    »Ich … Ich habe …«, stottert Lila, »… ihm doch deine Adresse gegeben.«
    Ich verstehe überhaupt nichts. Nur, dass hier irgendetwas nicht ganz koscher ist.
    Der Concierge, den Lila für einen Arzt hält, ist nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. »Darf ich reinkommen?«, fragt er. »Dann kann ich vielleicht alles erklären.« Er macht einen Schritt auf uns zu.
    »Nein«, wehre ich ab. Seine Anwesenheit verwirrt mich. Ein seltsamer Morgen ist das heute.
    »Ja, klar«, widerspricht Lila.
    Sie guckt mich mit einem strengen Das-ist-ja-wohl-meine-Wohnung-Blick an und schenkt dem Eindringling ein strahlendes Lächeln.
    »Also, ich wollte zu dir«, sagt er, als Lila die Tür hinter ihm zugemacht hat, und schaut mich unsicher an.
    Er grinst jetzt nicht mehr ganz so frech.
    »Wir beide haben noch immer keinen Kaffee zusammen getrunken. Ich komme gerade aus der Nachtschicht und dachte, du hättest vielleicht eine halbe Stunde Zeit.«
    »Ihr kennt euch also wirklich?«, fragt Lila interessiert.
    »Ja! Aber er ist kein Arzt«,

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