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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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heulend auf mein Bett.
    Ich habe schon gemerkt, dass Lila ein bisschen komisch geworden ist, seit das Missgeschick mit Eva Andrees’ Kleid passiert ist. Aber ich habe darüber hinweggesehen (ich bin ja manchmal auch nicht gerade unkompliziert), weil es mich nie wirklich verletzt hat. Dafür kenne ich Lila viel zu gut. Sie war schon immer ein bisschen launisch, schon als wir noch Kinder waren.
    Aber das eben, das war richtig schlimm.
    Ich habe so etwas nie gesagt, als ich studiert habe und sie nur im Discounter an der Kasse gearbeitet hat. Unter Freundinnen ist so etwas tabu, dachte ich. Wäre ich jetzt Ärztin und sie Verkäuferin … Na und? Eine Freundschaft hat doch mit dem Beruf nichts zu tun.
    Sie arbeitet im schicken Atelier Senner in Wilmersdorf und ich in einer Weddinger Rumpelbude. Anscheinend glaubt sie, dass sie jetzt etwas Besseres ist.
    Was ist bloß mit Lila los? Sie gibt mir wirklich Rätsel auf.
    Da fällt mir ein, dass genau das in meinem letzten Glückskeks stand.
     
    Jemand gibt Ihnen Rätsel auf!
     
    Es wird Zeit, dass ich mir einen neuen Keks genehmige. Besser noch, ich werde einfach eine ganze Packung essen, so lange, bis ich einen Spruch gefunden habe, der mir nicht das kleinste bisschen Schlechtes voraussagt. Ich habe schon so eine Ahnung, dass das nicht klappen wird.
    Was ein waschechter Glückskeks ist, der lässt sich nicht austricksen!
    An diesem Abend komme ich nicht mehr aus meinem Zimmer heraus. Rätsel hin, Freundschaft her. Ich finde, Lila muss den ersten Schritt machen. Ich versuche zig Mal, Rob auf seinem Handy zu erreichen. Er muss zu mir kommen und mich trösten. Aber er geht nicht ran. Also hinterlasse ich eine Nachricht und bitte ihn, mich heute Abend noch auf ein Gläschen im Biergarten abzuholen. Ich möchte ihn jetzt doch einladen.
    Ich warte, dass Lila endlich reumütig anklopft und sich entschuldigt. Aber nichts tut sich.
    Irgendwann klingelt es an der Tür. Ich höre sie kichern und kurz darauf die Wohnung verlassen. Von Rob keine Spur. Noch einer, der mir ein Rätsel aufgibt.
     
    *
     
    Ich weiß nicht, warum meine Augen so tränen. Vielleicht liegt es an der knietiefen Schicht aus Staub, Stoff- und Fadenresten, durch die ich mich gerade wühle. Margret Sonnemann hat ihre Werkstatt seit gefühlten 40 Jahren nicht geputzt.
    Kann aber auch sein, dass ich traurig bin.
     
    Rob hat sich gestern nicht bei mir gemeldet. Lila ist gar nicht nach Hause gekommen. Keiner war da, als ich heute Morgen zu meinem ersten Arbeitstag aufgebrochen bin.
    An dem Morgen, als Lila zum ersten Mal als Schneiderin und nicht mehr als Azubi zu Frau Senner gegangen ist, habe ich ihr extra ein schönes Frühstück gemacht und heimlich ein süßes, kleines Nadelkissen in die Handtasche geschmuggelt. Ich fand meine Geste ziemlich edel, wenn man bedenkt, welchem Umstand Lila ihre Stelle verdankte.
    Immerhin hat Oma angerufen und mir Glück gewünscht.
    Die Begrüßung bei Frau Sonnemann war freundlich. Zeitgleich mit mir traf einer der ›Jungs‹ in der Schneiderei ein. Ich hatte die beiden Wirte des ›Schraders‹, dem hübschen Ecklokal, gestern kennengelernt. Sie waren gleich sehr herzlich.
    Ihre Speisekarte ist üppig und lecker mediterran angehaucht. Es gibt Cocktails, Weine, Kaffee. Frau Sonnemann hatte nicht zu viel versprochen.
    Einer der beiden, Jens, stand mit einem Kaffeebecher und einem Frühstücksteller an der Tür der Werkstatt.
    »Hallo«, begrüßte er mich lächelnd. »Du meinst es also wirklich ernst?«
    »Ja, warum denn nicht?«
    Er musterte mich. So schick wie am Tag zuvor hatte ich mich dieses Mal nicht gemacht. Ich trug Jeans, aber meine selbst genähte Bluse war schon auffällig hübsch.
    »Als ich dich gestern gesehen habe, dachte ich, dass du dich hier nie wieder blicken lässt«, sagte Jens ehrlich. »Du wirst sehen, dass du es nicht bereust.«
    Da war ich mir zwar noch nicht so sicher, aber ich lächelte tapfer und zeigte auf das Frühstück. »Für Frau Sonnemann?«
    Er nickte. »Kriegt sie jeden Morgen. Zum Dank näht sie uns unseren ganzen Kram. Hast du die Kissen gesehen? Also, wenn du wirklich hier arbeitest, bringe ich ab sofort zwei Portionen. Was magst du denn zum Frühstück? Ist gratis – unter Freunden und Nachbarn sozusagen.«
    Über so viel Herzlichkeit war ich nahezu fassungslos. Bevor ich vor Freude in Tränen ausbrechen konnte, kam zum Glück Frau Sonnemann, die nun also meine Chefin war, aus der Tür.
    »Rosi, du bist ja wirklich gekommen? Alle

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