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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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mir endlich ein. »Das ist heilbar!«
    Margret legt den Kopf schief. Ihre Augen lachen. »Da sieht man mal wieder, dass Fernsehen bildet«, sagt sie. »Der gefällt mir übrigens.«
    »Wer?«
    »Na, der Doktor, Dr. House. Wer möchte da nicht gern mal Sarkoidose haben?«
    »Entschuldigung«, stammele ich. »Das war taktlos. Ich guck das nur wegen Rob. Der findet ihn auch so cool.« Vor meinem inneren Auge humpelt der Fernsehdoktor über den Krankenhausflur. Seltsamerweise hat der heute auch dunkle Locken und sieht überhaupt kein bisschen wie er selbst aus, sondern wie …
    Verdammt noch mal!
    »Also darf ich das Fenster heute machen?« Schnell verscheuche ich den frech grinsenden Wuschelkopf aus meinen Gedanken.
    Sie nickt. »Wenn du unbedingt willst«, gibt sie endlich nach. »Aber erst heute Nachmittag, wenn ich weg bin. Ich habe einen Termin. Dann bist du zum ersten Mal allein hier.« Sie mustert mich kritisch. »Dass du mir ja nix kaputt machst, Rosi!«
    Während Frau Sonnemann sich an die Arbeit macht, räume ich unser Geschirr weg.
    »Kannst meinen Keks mitessen«, ruft sie zu mir herüber. »Ich mag die Dinger nicht. Die kleben zwischen den Zähnen.«
    Ich mag die Dinger auch nicht, aber aus anderen Gründen – wegen unerwünschter Nebenwirkungen auf mein Leben. Während ich abwasche, grübele ich, ob sie eigentlich auch wirken, wenn man die kleinen Zettel nicht liest. Wäre Eva Andrees’ Kleid auch gerissen, wenn ich den Glückskeks ignoriert hätte?
    Ich merke, wie mein Herz plötzlich schneller schlägt. Dieser Typ! Basti! Behauptet er doch glatt, der Sohn der Filmdiva zu sein. Und Arzt! Dabei war er vor ein paar Tagen noch ihr Concierge. Es ist zwar süß, was er gesagt hat. Dass ich ihm gefallen habe und so. Aber er hat mich auch total an der Nase herumgeführt! Das war überhaupt nicht witzig. Ich hoffe, ich werde ihn niemals wiedersehen!
    Ich überlege, ob ich die Glückskekse in den Müll kicke, aber ich kann es nicht.
    Was, wenn nun ›Du wirst einen Sechser mit Zusatzzahl im Lotto haben‹ drin steht?
    Ich schnappe mir einen Keks, wickle ihn aus und breche ihn auf. Man schmeißt schließlich auch keinen ausgefüllten Tippschein mit sechs Richtigen in den Papierkorb! Oder? Während ich kaue, lese ich:
     
    Eine neue Freundschaft wird dich verzaubern.
     
    Na klasse! Hier habe ich den Beweis, dass Glückskekse doch absoluter Schwachsinn sind.
    Nicht, dass mir keine neuen Leute begegnen, aber ein neuer Freund? Wer bitte sollte das schon sein?
    Die lungenkranke Schneiderin, die raucht wie ein Schlot? Die ehemalige Schulkameradin, die ich noch nie leiden konnte, oder der Typ mit dem Lockenkopf, der sich nicht entscheiden kann, welchen Beruf er eigentlich ausübt? Also wirklich, super Auswahl! Danke, Glückskeks! Hätte ich dich doch lieber in den Müll geworfen!
    Ab sofort ist Schluss mit den Dingern! Den zweiten, den mir Frau Sonnemann so großzügig überlassen hat, schmeiße ich tatsächlich weg. Eine Prophezeiung am Tag ist mehr als genug!
     
    *
     
    »Ich bin dann mal weg«, ruft Frau Sonnemann. Sie hat ihre Schlabberhose gegen eine Jeans getauscht und das sackartige Sweatshirt gegen Bluse und Blazer. Ihre blond gefärbten Haare sind wie immer nach hinten gekämmt und aufgesteckt und auf ihren Wangen liegt ein zarter Hauch Rouge. Nicht schlecht! Sie hat trotz ihres Alters eine richtig gute Figur!
    Zu gern würde ich wissen, wo sie hingeht. Aber ich kann unmöglich schon wieder so neugierig sein.
    »Sie sehen toll aus!«, sage ich und meine es wirklich ehrlich.
    »Ich fühl mich wie verkleidet.«
    Sie schüttelt sich. Schade, ich hatte gehofft, sie zu überzeugen, sich immer so schön anzuziehen. Das wäre gut für das Geschäft! Davon abgesehen … schlecht läuft ihre Werkstatt nicht.
     
    Heute ging den ganzen Vormittag die Tür. Rein und Raus! Röcke enger machen, Hosen flicken, Reißverschlüsse erneuern – eben typische Schneiderarbeiten für Leute, die sich nicht jeden Tag ein neues Kleidungsstück leisten können. Und das sind viele hier im Wedding. Ich habe mir die Sachen angeguckt. Sie sind oft nicht neu, aber gepflegt und gut erhalten. Irgendwie rührte mich das. Es erinnerte mich an die ganz alten Kleider meiner Oma, mit denen Lila und ich als Kinder so gern Prinzessin gespielt haben.
    Margret Sonnemanns Preise sind übrigens auch noch von gestern. Wenn ich bedenke, was Helena Senner für ihre Arbeit kassiert!
    Irgendwann schneite dann noch überflüssigerweise Vicki herein, eine

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