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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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Tüte Süßkirschen für meine Chefin unterm Arm. Ich grüßte freundlich, näherte mich ihr aber nicht.
    Neulich im Café habe ich gestaunt, wie nah sie und Frau Sonnemann sich stehen. Sie plauderten, als seien sie beste Freundinnen. Dabei ist Margret über 30 Jahre älter. Na ja, Vicki war eben schon immer komisch. Als ich ihr erzählte, dass ich mit Lila zusammenwohne, wollte sie sich halb totlachen.
    »Tragt ihr auch immer noch dieselben Kleider?«, fragte sie johlend.
    »Nein, aber wir haben dieselbe Ausbildung gemacht im gleichen Atelier«, erwiderte ich. Ich hoffte insgeheim, Vicki würde an ihrem immer stärker werdenden Lachanfall ersticken.
    Plötzlich wurde sie ernst. »Lila wird doch nicht auch bei Margret anfangen?«
    »Nein«, antwortete ich einsilbig.
    »Die beiden sind so was von krass«, sagte Vicki, erleichtert lachend, zu Frau Sonnemann. »Das müsstest du dir mal angucken. Wahrscheinlich teilen sie sich sogar ihre Unterhosen.«
    Ich verzichtete auf die Bemerkung, dass Lila und ich das wirklich schon getan haben. Was ist denn schon dabei? Wie gesagt, Vicki ist seltsam. Man darf einfach nicht ernst nehmen, was sie sagt.
     
    Kaum ist die Chefin aus der Tür, mache ich mich ans Werk.
    Eine Kundin kommt noch, bringt eine Jacke, bei der die Taschen innen aufreißen und wundert sich, dass Margret nicht da ist und ich ihren Auftrag annehme. Nachdem alles zu ihrer Zufriedenheit erklärt ist, verabschiedet sie sich.
    »Heute kommt ein Riesenunwetter runter«, sagt sie noch. »Also auf das Fenster aufpassen, Kindchen! Du weißt doch Bescheid, oder?«
    Natürlich nicht. Aber was soll schon sein mit dem Fenster? Außer dass ich es jetzt von einer meterdicken Staubschicht und von grausigen dunkelbraunen 60er-Jahre-Paneelen befreien werde.
    »Na klar«, sage ich und hebe den Daumen. Dann begleite ich die Kundin händeschüttelnd zur Tür.
    Im Bad hinter dem Vorhang steht eine Werkzeugkiste, in der alles drin ist, was ich brauche, um die Verkleidung vom Fenster abzureißen. Ich bin vielleicht keine Haushaltsperle, aber renovieren kann ich. Mein Vater hat mir alles gezeigt. Er ist ganz stolz darauf, dass seine zierliche Tochter tapezieren, bohren und dübeln kann wie ein Mann.
    Margret hat mir Geld für ein Taxi gegeben. So kann ich im Baumarkt rasch Farben und Spachtelmasse besorgen, um hinterher die Löcher in der Wand zu flicken. Endlich mal eine Arbeit, die Spaß macht, nach all der schrecklichen Putzerei.
     
    *
     
    »Uuuuaaahh!«
    Mit einem unangenehmen Knirschen und Krachen reißen die Paneele von der Wand ab. Ich lande mitsamt Holz auf dem Fußboden, was ziemlich wehtut. Meine Hände fühlen sich an, als hätte ich mit einem Seeigel gekämpft. Aber das Fenster ist frei.
     
    Zwei Stunden habe ich geschätzte tausend Nägel rausgezogen, die Blumen in Sicherheit gebracht (zwei üppige Scheffleras, die sich, nachdem ich sie gegossen habe, erstaunlich gut erholt haben und die ich demnächst umtopfen werde), Fliegenleichname zusammengekehrt und gegen immer wiederkehrende Niesanfälle angekämpft.
     
    Ich bin trotzdem enttäuscht, denn als ich die Neonbeleuchtung ausschalte, ist es noch immer dunkel im Laden. Das kann doch nicht wahr sein! Soll alle Mühe umsonst gewesen sein? Ich meine, das ist ein Fenster . Da muss doch Licht reinkommen, selbst hier mitten im tiefsten Wedding.
    Nachdem ich das Holz in den Hinterhof (auch düster) geräumt und tausend kleine Löcher in der Wand zugespachtelt habe, beschließe ich, dass es Zeit ist für eine kurze Pause. Ich klopfe den Staub von meiner Jeans ab und gehe, obwohl ich nicht gerade ausgehfein aussehe, drüben bei Jens und Oskar einen Kaffee trinken. Außerdem werde ich mir ein Stückchen Mousse-au-Chocolat-Torte gönnen. Wer arbeitet, muss auch essen.
    Erst draußen sehe ich, dass gar keine Sonne mehr scheint und sich am Berliner Himmel dicke schwarze Wolken ballen. Ach ja, das Unwetter. Mich soll es nicht stören. Ich arbeite ja drinnen. Wenigstens habe ich jetzt eine Erklärung für die andauernde Finsternis in der Werkstatt.
    Oskar und Jens haben keine Zeit für einen Schwatz. Das ›Schraders‹ ist rappelvoll.
    Ich trinke meinen Kaffee und schaue ein bisschen in die Zeitung. Als ich fertig bin, nehmen die ersten Gäste ihr Geschirr und wechseln von draußen nach drinnen.
    »Tschüss, ihr zwei«, rufe ich den Jungs zu und winke.
    »Es wird ziemlich regnen heute«, erwidert Jens, der gerade an der Kaffeemaschine steht. »Du… Ei… er… stellen.«
    Ich

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