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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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mich und lacht.
    Danke schön – ich weiß selbst, dass ich dämlich aussehe.
    Ich stecke ihr die Zunge heraus. Sie macht ein Zeichen, dass sie jetzt rein kommt.
    »Du hattest gerade eine Schweinenase«, sagt sie lachend. »Süß!«
    Ich hocke noch immer im Schaufenster zwischen den zwei Eimern. »Mach dich nur über mich lustig«, grummele ich und drehe mich zu ihr um.
    »Es ist die Dachrinne«, sagt sie. Sie klappt den Schirm zusammen und lehnt ihn an die Wand.
    »Da ist frisch gestrichen«, kreische ich hysterisch. Dabei weiß ich ja schon, dass meine Arbeit ruiniert ist. Vicki ignoriert meinen Zwischenruf und redet seelenruhig drauflos.
    »Oben ist ein riesiges Loch«, doziert sie. »Das Wasser läuft die Hauswand runter, sozusagen direkt in den Laden. Früher hat es immer nur ein bisschen getröpfelt. Da hat Margret einen Eimer hingestellt und fertig. Aber jetzt hast du die Paneele weggenommen und dabei anscheinend ein Loch in die Wand gerissen …«
    Seit wann kann ich Wände einreißen? Ich kriege ja nicht mal ein Gurkenglas allein auf.
    »Was sind denn das für Wände?«, greine ich. »Aus Papier?« Ich sitze zwischen den Eimern und fühle mich wie ein Häufchen Elend. Dabei wollte ich doch alles schön machen.
    »Morgen rufst du die Hausverwaltung an«, beschließt Vicki. »Wird sowieso Zeit, dass die sich darum kümmern.«
    »Das hilft mir jetzt auch nicht weiter.«
    »Pass auf!«, schreit Vicki plötzlich.
    Ihre ruhige Altstimme kippt in ein hektisches Kreischen. Mein Blick folgt ihrem ausgestreckten Finger. Der erste Eimer läuft über. Ich springe auf und will ihn aus dem Fenster nehmen. Vicki hat offenbar denselben Gedanken. Wir rasseln zusammen und bums – da liegt der Eimer auf dem Boden. Gefühlte tausend Liter Wasser ergießen sich auf den Fußboden, über unsere Hosen und Schuhe.
    »Du blöde Kuh«, schreie ich.
    »Du bist selber blöd«, kreischt Vicki zurück. »Hol Lappen. Los!«
    Ich gehorche. In meinen Schuhen quietscht das Wasser. Im Laufen ziehe ich sie aus, samt den klatschnassen Strümpfen. Im Bad greife ich nach ein paar Scheuerlappen und rase zurück.
    »Schnell.« Vicki steht mit aufgekrempelten Hosenbeinen vor dem Fenster und hat geistesgegenwärtig den Eimer wieder unter die Tropfstelle geschoben. »Die Nähmaschine, los.«
    Ich reiße den Stecker der neuen Viking aus der Steckdose und gemeinsam zerren wir sie samt Tisch aus der Wasserfallzone. Dann beginnen wir, die Pfützen vom Boden aufzuwischen. Die triefenden Lappen drücken wir über den Eimern aus.
    »Da wird sich Margret aber freuen, wenn sie morgen zur Arbeit kommt«, ätzt Vicki. »Das hast du richtig schön gemacht.«
    »Du bist so fies!«, fauche ich. »Kein bisschen besser als früher, als du mich und Lila immer ›Die Fucking-fake-twins‹ genannt hast.«
    »Wer war hier zu wem fies?« Sie schaut mich mit zusammengekniffenen Augen entrüstet an. »Wicki-Ficki! Weißt du noch, wem ich diesen Spitznamen verdanke? Das hat sich verdammt scheiße angefühlt.«
    Sie knäult ihren Wischlappen zusammen und knallt ihn mir vor die Füße. Es spritzt bis auf mein T-Shirt. »Ich war 18, als ich mich endlich gewehrt habe«, schimpft sie. »Nachdem ihr mich mehr als zehn Jahre geärgert habt.«
    »Was willst du überhaupt hier?«, schreie ich. »Ich will dich hier überhaupt nicht haben.« Mein Lappen landet in Vickis Gesicht.
    Oh, das wollte ich gar nicht.
    »Sag mal, spinnst du?« Ihre Brille hängt schief. Sie steht auf, nimmt sie ab und legt sie ordentlich auf einen Tisch. Von ihrem Gesicht tropft schmutziges Wasser.
    »Du willst es nicht anders.« Ihre Stimme klingt jetzt gefährlich ruhig. Sie greift nach einem der Eimer und ehe ich begreife, was sie vorhat, schüttet sie mir das Wasser über den Kopf.
    Für einen Moment bleibt mir die Luft weg. Das ist doch …
    Als ich die Augen öffne, steht Vicki vor mir wie ein zerzauster Racheengel und grinst.
    Na warte! Das kann ich auch.
    Wir haben schließlich zwei Eimer! Langsam stehe ich aus der Pfütze auf, wische mir mit einer Armbewegung die Tropfen aus dem Gesicht und verenge meine Augen zu Schlitzen. Das sieht terminatormäßig cool aus. Das weiß ich. Vicki weicht prompt einen Schritt zurück.
    Plötzlich passiert das Unerwartete. Ich fange an zu lachen! Was zur Hölle machen wir hier eigentlich?
    »Du bist komplett durchgeknallt«, sage ich. Unter das Schmutzwasser auf meinen Wangen mischen sich Lachtränen. »Warst du schon immer, Wicki-Ficki.«
    »Danke gleichfalls!«

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