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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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ab und wendet sich zum Fenster. »Das ist wirklich schön geworden, so hell und freundlich. Gute Arbeit, meine Liebe«, lobt sie. »Aber ich finde, deswegen musst du hier doch nicht gleich einziehen! «
    »Hä?« Verwundert reibe ich mir die Augen. Warum muss die Sonne eigentlich immer so furchtbar hell sein? »Ich verstehe nicht.«
    Doch plötzlich lichten sich die Nebel in meinem Gehirn. Ich bin ja überhaupt nicht zu Hause, sondern in der Werkstatt, wo ich mir mitten in der Nacht ein Lager aus Decken und Sitzkissen gebaut habe und mich irgendwann – wahrscheinlich vor fünf Minuten – in den Schlaf geweint habe. Mein Kopf schmerzt und mein Herz pocht wie verrückt.
    Jetzt fällt mir alles wieder ein: der ganze verrückte Tag gestern, die Wasserschlacht mit Vicki, der lustige Abend im ›Schraders‹ und dann Lila und Rob, fast nackt zu Hause in der Küche.
     
    Ich bin ohne ein Wort zu sagen aus der Wohnung gestürzt und die Treppe hinuntergerast.
    Dann war Rob hinter mir und hielt mich am Arm fest. »Jetzt warte doch«, rief er. »Ich kann dir alles erklären.«
    Aber ich riss mich los und rannte weiter. Ja, das sagen die Kerle immer in dieser Situation – in jedem blöden Film, in jedem kitschigen Buch.
    ›Ich kann dir alles erklären.‹ Was gibt es da zu erklären?
    Wäre ich fünf Minuten später gekommen, dann hätten sie es auf dem Küchentisch getrieben. Da, wo wir sonst Zwiebeln schneiden und friedlich unsere Spaghetti auf die Gabel wickeln, hätten sie Sex gehabt. Pfui Teufel! Das hätte ich Lila nie zugetraut.
    Als ich schwer atmend in der U-Bahn saß und mich fragte, ob ich vielleicht zu viel getrunken und halluziniert hatte, begriff ich. Es war, als hätte in einem Puzzle der letzte Stein gefehlt. Alles, was in den letzten Wochen passiert war – Robs frostige Art, sein pausenlos besetztes Handy, Lilas seltsame Andeutungen … Jetzt passte all das mit einem Mal zusammen und ergab ein fertiges Bild.
     
    Und das Schlimme daran ist – ich bin schuld! Ich habe, ohne es zu wollen, den Weg geebnet, um Lila und Rob zusammenzubringen.
     
    Begonnen hat es – denke ich – an dem schrecklichen Filmnachtabend. Da habe ich sie beide aus meinem Zimmer geworfen. Und – jetzt bin ich mir sicher – Rob ist in dieser Nacht nicht mehr zu mir ins Bett gekommen. Da muss es zwischen ihnen gefunkt haben. Denn von diesem Tag an waren sie beide total verändert. Offensichtlich waren sie in den letzten Wochen laufend zusammen. Das war der wirkliche Grund, warum Lila oft so spät nach Hause kam. Und ich
habe gedacht, die Senner lässt sie Überstunden machen!
     
    »Nennen Sie drei Eigenschaften von Rosa Redlich!«
    »Dumm, vertrauensselig und naiv.«
    »Richtig!«
     
    Ich fand es zwar verwunderlich, dass Lila mich ein paar Mal gefragt hat, ob ich Rob überhaupt noch liebe oder ob er mit mir Schluss gemacht hat. Aber dass Lila darauf warten würde, damit sie ihn haben kann … Darauf bin ich nicht gekommen.
    Leider fallen mir immer mehr Details ein. Und auch sie taugen nicht zu meiner Ehrenrettung. An dem Abend, als ich krank war, hat Lila gar nicht mit dem Doc gefeiert, sondern mit Rob. Wie dreist – direkt neben mir und obwohl ich vor Fieber glühte und am Boden zerstört war.
    In der Nacht nach unserem Streit, als sie nicht nach Hause gekommen ist und Rob sein Handy ausgeschaltet hatte, war Lila natürlich bei ihm und ganz sicher haben sie nicht nur Händchen gehalten. Während ich mich nach seiner Nähe gesehnt habe, hat er Sex mit meiner besten Freundin gehabt. Oh! Mein! Gott!
     
    Ich kriege gleich einen Heulkrampf.
    Lila liebt Rob! Und wenn ich mich nicht täusche, dann liebt er sie auch. Und ich Idiot habe sie zusammengebracht. Wie konnte ich nur so blöd sein?
    Wen soll ich jetzt bitte schön eigentlich hassen? Sie oder mich?
    Frau Sonnemann hockt sich jetzt zu mir auf den Boden. »Du guckst, wie eine Gans, wenn’s donnert! Willst du mir vielleicht erzählen, was los ist?«, fragt sie vorsichtig.
    Ich habe auf dem Fußboden zwischen Nähmaschinen geschlafen. Das ist der absolute Tiefpunkt in meinem Leben. Aber wo hätte ich sonst hingehen sollen? Schmerzlich wird mir bewusst, dass ich außer Lila keine Freunde in dieser riesigen Stadt (und auf dem ganzen Erdball!) habe. Ein Freund unter drei Millionen – eine echt miese Quote. Zum Glück hatte ich wenigstens den Schlüssel zur Werkstatt und musste nicht in einem U-Bahnhof schlafen.
    »Ist Zucker im Kaffee?«, frage ich und zeige auf einen

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