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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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der Pappbecher.
    Sie nickt. »Drei Löffel, wie immer.«
    Plötzlich muss ich doch heulen.
    Drei Löffel Zucker. Da muss ich sofort an meine Lila denken und dass sie mir, seit wir zusammenwohnen, jeden Morgen eine Tasse dampfenden Kaffee ans Bett bringt, sehr stark gesüßt, so wie ich es mag. Und heute? Da sitzt sie mit Rob im Bett. Erst haben sie Sex. Dann lachen sie sich tot über mich.
    Soll ich Frau Sonnemann erzählen, was los ist?
    Sie lächelt mich aufmunternd an und der Ausdruck in ihren Augen ist warmherzig. Aber ich kann nicht. Ich kann ihr unmöglich berichten, was für einen Volltrottel und Pechvogel sie eingestellt hat. Womöglich schmeißt sie mich direkt wieder raus. Und dann muss ich in der nächsten Nacht unter einer Brücke schlafen.
    Die Türglocke geht und Vicki steht in der Werkstatt.
    »Margret, ich wollte mal gucken, wie es dir … hä?«
    Das Hä gilt mir, als sie sieht, dass ich als heulendes Häufchen Elend zwischen zerwühlten Decken auf dem Fußboden hocke. »Was ist denn hier los?«
    Margret erhebt sich und zuckt mit den Schultern. »Ich hab sie so gefunden«, sagt sie.
    Es klingt, als hätte eine Tote in ihrem Laden gelegen und Vicki wäre der herbeigerufene Kommissar.
    »Das ist ein Fall für dich«, beschließt Margret. »Ich schlage vor, du nimmst sie mit auf ein Frühstück zu den Jungs. Vielleicht kriegst du heraus, was passiert ist.«
     
    *
     
    »Boah, mir wird schlecht.«
    »Warum?«, schniefe ich. Ich bestreiche gerade mein zweites Buttercroissant dick mit Schokocreme, schneide eine Banane drauf und bestreue das Ganze mit bunten Zuckerstreuseln. »Ist dein Frühstück nicht in Ordnung?«
    » Mein Frühstück ist super«, sagt Vicki. »Ich esse jeden Tag bis zum Mittagessen nichts anderes als Obst.«
    Sie beobachtet, wie ich von meinem Croissant abbeiße. Ich finde, sie guckt wie ein Vampir, der Blut gesehen hat. Fehlt nur noch, dass sie sich mit der Zunge über die Lippen leckt.
    »Sag mal, willst du dich umbringen mit dem Zeug?«, fragt sie voller Verachtung und straft somit ihre Blicke Lügen. »Ich meine, wie viel Nutella kann ein Mensch essen, bis er stirbt?«
    »Ziemlich viel«, antworte ich seufzend. »Vor allem, wenn er Kummer hat.«
    Ich winke Jens heran, damit er mir ein paar Amaretti-Kekse für meinen Kaffee bringt. Wenn man die auf dem Löffel ein bisschen in Milchschaum einweicht … Das schmeckt himmlisch.
    »Was ist los?«, fragt Vicki und schaut mich durchdringend an. »Du bist gestern ohne Erklärung hier herausgestürmt, mitten in der herrlichsten Party. Weder Basti – der übrigens ein Prachtkerl ist – noch ich noch die Jungs hatten irgendeine Ahnung, was mit dir los ist. Und jetzt sitzt du hier, zerzaust, unausgeschlafen und verheult, und versuchst dich mit Schokolade umzubringen!«
    Ich lasse mein Essen auf den Teller sinken. Es ist Zeit. Ich muss reden. Sonst drehe ich durch. »Lila …«, beginne ich stockend, »… und Rob, das ist mein Freund, … gestern Abend auf dem Küchentisch … Als ich nach Hause kam.« Die Tränen kommen von ganz allein und mit dem Satzbau hapert es noch, aber dass ich rede, tut trotzdem gut.
    »Alles klar«, sagt Vicki. Sie greift nach meiner Hand. »Schon klar, du musst nicht weitererzählen.«
    »Wieso nicht?«
    »Als du ›Lila und Rob‹ gesagt hast, habe ich alles verstanden.«
    »Was hast du verstanden?« Ich schaue Vicki verwundert an.
    Sie guckt durch ihre Brille mitleidig zurück. »Na, Lila, deine wunderbare Lila«, sagt sie. »Sie ist eine bildschöne, intrigante, neidische Zicke.«
    Warum gibt sie denn Lila die ganze Schuld? »Wie bitte?«, frage ich entsetzt und schnappe nach Luft.
    »Das war mir klar, dass du es nicht gleich kapieren wirst«, seufzt Vicki. »Du brauchst etwas Nachhilfe. Also gut. Erstens: Wer hat jetzt den Job, den du eigentlich kriegen solltest?«
    »Lila.«
    »Gut. Zweitens: Wer vögelt mit deinem Freund auf dem Küchentisch?«
    »Li…«
    Also wirklich!
    »Sie haben überhaupt gar nicht gevö… Oh mein Gott! Ich meine, sie waren nur halb nackt.«
    Aber sie hätten es getan. Das ist doch sonnenklar.
    »Oh Verzeihung«, ruft Vicki. Sie hält sich die Hand vor den Mund, als hätte sie etwas Falsches gesagt. Aber dann redet sie sich richtig in Rage. »Natürlich wollten sie nur Kartoffeln schälen und weil es so heiß war, haben sie sich ausgezogen. Rosa! Wach auf! Merkst du gar nicht, dass Lila sich gerade dein Leben unter den Nagel reißt?«
    »Warum sollte sie das tun?«, jammere

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