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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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längste Flur, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.
     
    *
     
    »… und seitdem geht alles, was ich anpacke, schief.«
    Vicki und ich sitzen gerade bei unserem ersten gemeinsamen Frühstück. Ich habe meinen Vorsatz wahr gemacht und ihr alles berichtet, was mir passiert ist, seit ich den Glückskeks gegessen habe, der Eva Andrees’ Kleid zum Platzen gebracht hat.
    Sie reißt ihr Croissant in kleine Stückchen, tunkt die in ihren Latte macchiato und sieht sehr nachdenklich aus. Lächelnd habe ich festgestellt, dass sie seit unserem Schokoexzess im ›Schraders‹ auch Kohlenhydrate zum Frühstück isst – natürlich zusätzlich zu ihrem heiß geliebten Obstteller.
    »Rosa«, sagt sie eindringlich. »Das sind doch alles Zufälle.«
    »Psst, sei still«, flüstere ich. »Das habe ich auch immer behauptet. Aber seitdem passiert mir ein irres Ding nach dem nächsten.«
    »Soll ich jetzt leise sein?«, schreit Vicki. »Damit mich kein Glückskeks hört und auf mich losgeht? Huhu, Keksilein. Hier bin ich! Siehst du?«
    Sie schaut mich herausfordernd an. »Es! Passiert! Nichts!«
    Gequält halte ich mir die Ohren zu.
    In Vickis Augen blitzt Heiterkeit auf. »Rosa! Das meinst du doch alles nicht ernst, oder?«
    »Doch«, antworte ich und finde selbst, dass es ein bisschen schräg klingt. »Aber wenn du erlebt hättest, was ich erlebt habe, dann wärst du auch nicht mehr so sicher, dass alles im Leben Zufall ist.«
    »So habe ich das auch nicht gemeint«, sagt Vicki plötzlich ernst. Sie denkt einen Moment nach. »Bestimmt ist nicht alles Zufall, was dir passiert ist«, sagt sie dann. »Aber du machst es dir zu leicht. Ich verstehe schon, es ist einfacher, irgendwelchen Keksen die Schuld zu geben, aber wenn du mal nachdenkst, dann musst du zugeben, dass du jetzt ein paar Veränderungen durchmachst, die einfach fällig waren. Manchmal … da muss sich etwas ändern, ob es uns gefällt oder nicht.«
    Das klingt weise, aber ich hätte auf einen Großteil der Änderungen trotzdem verzichten können. Es ergibt einfach keinen Sinn, seine allerbeste Freundin zu verlieren. Oder?
    Wir beenden unser Frühstück nachdenklich.
    Ich habe Lust, nach dem Essen noch ein bisschen zu schlafen und teile das Vicki mit.
    »Warum nicht?«, sagt sie. »Ist ein gutes Mittel gegen den Kater. Aber erst räumen wir zusammen auf.«
    Aufräumen? Ich?
    Vicki kann Gedanken lesen und setzt zu einer längeren Predigt an, nach deren Ende ich darüber informiert bin, wie unser Zusammenleben hier aussehen wird.
     
    1. Wer kocht, muss nicht aufräumen und abwaschen.
Das macht die, die nicht das Essen zubereitet hat.
    2. Einmal in der Woche kommt eine Haushaltshilfe
zum Saubermachen und Bügeln. In der Zwischen-
zeit halten wir die Wohnung selbst sauber.
    3. Jeder ist mal dran mit Wäsche waschen, Einkau-
fen und Müll runtertragen.
    4. Klebriges Geschirr, leer gegessene Schokoladen-
papiere, benutzte Schlüpfer usw. kommen in die dafür
vorgesehenen Behälter und bleiben nicht auf dem
Fußboden liegen.
    5. Wir sind gleichberechtigte Partner und teilen uns
die anfallenden Arbeiten gerecht.
    6. … habe ich vergessen, ebenso Punkt 7 bis 2000.
Außer an die (in unserem Fall ja auch sinnlose) Mah-
nung, nicht im Stehen zu pinkeln, hat Vicki alles gere-
gelt.
     
    Rob hat mir mal erzählt, wie es bei der Bundeswehr ist. So ähnlich komme ich mir auch gerade vor. Ich soll wirklich nach der Arbeit noch aufräumen, einkaufen und sauber machen? Bestimmt drückt mir Vicki gleich eine Zahnbürste in die Hand, damit ich die Fugen zwischen den Badkacheln sauber kratzen kann. Mein Herz sehnt sich nach Lila und der Couch, auf der ich lag, wenn sie in der Küche das Essen gemacht hat.
    Erst jetzt weiß ich, dass das eigentlich nicht in Ordnung war. Sie muss sich manchmal wie meine Dienerin gefühlt haben. Trotzdem frage ich mich, warum sie eigentlich nie mit mir über ihre Probleme geredet hat? Wir sind (Entschuldigung – waren!) beste Freundinnen. Die sollten doch miteinander sprechen.
    »Alles klar, Vicki«, sage ich eilig.
    Ich will denselben Fehler nicht zweimal machen. Um zu beweisen, dass es mir ernst ist, beginne ich, den Tisch abzuräumen. Vicki hat schließlich Brötchen geholt, Frühstück gemacht und Kaffee gekocht. Sie hat eine total schicke Kaffeemaschine, glänzend metallicrot und mit Mahlwerk. War bestimmt sündteuer. Überhaupt die ganze Wohnung! Verrückt!
    Vicki geht duschen.
    Während ich herumwirtschafte und mich mit der Küche vertraut

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