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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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steht, dass Omas ihre Enkelinnen jederzeit aufnehmen müssen ?
    Basti sitzt kerzengerade auf der Couch und spitzt die Ohren.
    Er wird doch nicht …? Ich werfe ihm einen Wage-ja-nicht-zu-fragen-was-an-meinen-Eltern-verrückt-ist-Blick zu, aber zwecklos.
    »Was ist denn mit Rosas Eltern?«, fragt er und traut sich sogar noch, mich anzulächeln.
    »Nichts weiter«, antwortet Oma ausweichend und wirft mir einen sorgenvollen Blick zu. »Ich … Ich hätte das nicht sagen sollen. Rosas Eltern sind sehr … sehr bemüht.«
    Okay, jetzt hat sie es noch ein bisschen schlimmer gemacht. Was ist denn heute mit meiner Großmutter los?
    »Es gibt hier ein Problem und wir müssen eine Lösung finden.«
    Das war der erste vernünftige Satz zu dem Thema, und er kam von Vicki. Wieder einmal staune ich, was für eine patente Frau sie ist. »Wir müssen uns was überlegen. Dazu sind Freunde schließlich da.«
    Alle nicken. In meinem Bauch ist plötzlich ein warmes Gefühl. Das muss vom Pflaumenwein sein.
    Wie auf Kommando reden alle durcheinander. Ich verstehe kein Wort und schon gar nicht bin ich fähig, ein selbiges beizusteuern. Ich bin vollkommen überfordert. Und außerdem fühle ich mich wie auf einem Sklavenmarkt. Die anderen sind die Händler und schachern darum, an wen ich verkauft werde. Fehlt nur noch, dass sie mir in den Mund gucken, um zu sehen, ob meine Zähne gesund sind. Oder macht man das nur bei
Pferden?
    Keine Ahnung, wie lange das babylonische Sprachgewirr anhält …
    Unvermittelt steht Vicki vor mir. »Rosa? Hallo?«
    Ich erwache aus meiner Versenkung und grinse sie blöde an. »Vicki?«
    »Also, wir haben beschlossen, dass du bei mir wohnst«, verkündet sie. »Ich … ähm … Ich habe ein bisschen mehr Platz als deine Oma und du kannst bleiben, bis du eine neue Wohnung hast.«
    »Okay«, sage ich willenlos. Ich kann nichts für meinen desolaten Zustand. Lila hat mich rausgeschmissen. Oma will mich nicht haben. Alkohol wabert durch mein Gehirn.
    »Also gut«, sagt sie energisch, als sie bemerkt, dass ich nicht vorhabe, noch etwas Konstruktives beizusteuern. »Wir machen das jetzt so. Ich fahre Karl und Margret nach Hause. Basti bringt derweil dich samt deiner Koffer zu mir. Die sind ja sowieso noch in seinem Auto und er …«
    »Stopp«, schreie ich. Jetzt bin ich schlagartig wieder Herrin meiner Sinne. »Ich fahre nicht mit Sebastian. Ich fahre mit dir .«
    »Schatz, hör mal«, sagt Victoria ruhig. Sie senkt die Stimme und schaut mich mit Hypnoseblick an, als spräche sie mit einer Verrückten. »Mein Auto ist ein Mini . Wie der Name schon sagt, ist es sehr klein. Da passt du samt deiner Koffer und außerdem Karl und Margret nicht rein. Also, bitte! Stell dich nicht so an.«
    »Dann fahre ich eben mit der U-Bahn. So!«
    »An allem bin ich schuld«, jammert Oma plötzlich, ganz gegen ihre Gewohnheit.
    Margret, die noch blasser geworden ist, bekommt auf einmal einen starken Hustenanfall. »Ich muss heim«, bringt sie schwer atmend hervor. »Tut mir leid, Rosa.«
    »Ich habe meine Tasche im Auto«, sagt Sebastian und fasst nach ihrer Hand, um ihren Puls zu fühlen.
    Oho, jetzt lässt er den Herrn Doktor raushängen.
    »Es geht schon«, sagt Margret.
    Ich sehe ihr an, wie sehr sie sich zusammenreißt. Wie ich sie kenne, ist sie überhaupt nicht scharf darauf, dass um sie so ein Wirbel gemacht wird.
    »Danke, Sebastian«, sagt sie mühsam lächelnd.
    Ja, bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Jetzt schäme ich mich auf einmal. Alle können sich zusammenreißen und ihre Probleme im Stillen lösen. Nur ich anscheinend nicht. Kein Wunder, dass sie mich wie eine Irre behandeln. Sie haben ja so recht. Ich bin eine 27-jährige Frau, die sich benimmt wie ein Kleinkind.
    Alle haben sich um mich bemüht, den ganzen Abend, die ganzen Tage. Ich bin immer nur herumgestolpert und habe geheult und ihnen vorgejammert, wie schlecht es mir geht. Habe ich mich eigentlich auch einmal bei jemandem für seine Hilfe bedankt?
    »Okay, Basti«, sage ich. »Wir können fahren.«
    Ein Seufzer der kollektiven Erleichterung geht durch das Zimmer. Oma bekreuzigt sich sogar. Und das, obwohl sie nicht mal katholisch ist.
    Bin ich wirklich eine solche Nervensäge?
     
    *
     
    Wieder sitze ich in Bastis Renault. Er fährt. Ich starre aus dem Fenster.
    Ich weiß nicht, wo er mich hinbringt. Natürlich hat er Vicki nach ihrer Adresse gefragt und sich ihren Schlüssel geben lassen, weil wir sehr wahrscheinlich eher da sein werden als

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