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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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Ahnung.
    »Sie nimmt ihren Mund«, sagt Vicki nach kurzem Zögern entschlossen. »… und von da an haben die beiden eine Menge Spaß miteinander.«
    »D… Den Mund? Du meinst … zum … Reden , ja?« Ich schlucke.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Ist das dein Ernst? Du hast einen Sex-Roman geschrieben?«
    Dieses Mal nickt sie. »Ja.«
    Es ist nicht gerade erwachsen, aber ich kann nicht anders. Ich renne aus dem Zimmer und knalle die Tür hinter mir zu. So ein Zeug schreibt Vicki also?
    »Ich will nicht mehr weiterlesen«, rufe ich wütend.
    So ein Scheißbuch! Zuerst war es so romantisch, so überirdisch, so besonders. Und jetzt? Jetzt ist es ein blödes Sex-Machwerk, bei dem der Mund nicht mehr zum Sprechen benutzt wird! Vicki ist so ein Freak! Und die Leute, die das kaufen, die sind auch Freaks. Und überhaupt, wie konnte ich Vicki nur mögen und bewundern. Sie ist ja noch genauso irre wie früher. Wieder mal stürze ich mich auf mein Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf.
    Kurz darauf klopft an meiner Zimmertür. »Rosa?«
    »Nein!«
    »Was ist denn los mit dir?«
    Ich spüre, dass Vicki sich auf mein Bett setzt.
    »Es tut mir leid, wenn dich das Buch enttäuscht. Du hast dir etwas anderes vorgestellt, weil du so romantisch bist. Aber hör mal, die beiden lieben sich doch und das …, das drücken sie auch aus.«
    Ich schiebe die Bettdecke ein Stück zur Seite. »Du denkst, ich bin prüde, stimmt’s?«
    »Ist nicht wichtig, was ich denke«, sagt sie ernst. »Wichtig ist, was du fühlst. Wenn du das Buch nicht magst, dann ist das völlig in Ordnung.«
    »Ich …« Jetzt weiß ich, was mich am meisten stört. »… hatte einfach eine ganz andere Vorstellung von Simons und Lisas Liebe.«
    »Eine, wie bei Dornröschen, stimmt’s? Er küsst sie und dann ist alles gut.«
    Warum bemühen eigentlich alle Leute Märchenfiguren, wenn sie mit mir reden? »Hast du mal ein paar der Grimms Märchen gelesen?«, frage ich Vicki mit schriller Stimme.
    »Ja, na klar.«
    »Na danke, dass du mich für irre hältst.«
    »Tue ich doch gar nicht.«
    »Schleppe ich vielleicht einen gläsernen Sarg mit mir herum, in dem ein Prinz liegt, der an einem Apfelstück erstickt ist? Küsse ich jemanden, der schon 100 Jahre schläft? Igitt! Hänge ich meine Haare aus dem Fenster, damit jemand dran hochklettert oder stecke alte Frauen in den Backofen?«
    »Nein, nein, so meine ich das doch gar nicht«, sagt Vicki lachend. »Du bist prima, nur ein bisschen sehr verträumt.«
    Ich nenne das romantisch, und ich weiß nicht, was daran falsch sein soll!
    »Zurück zum Buch«, sagt Vicki jetzt. »Ich glaube, die Leute kaufen es, weil ihnen gefällt, dass zwei Menschen sich so ineinander verlieren …, so ohne Tabus, sorglos, ohne zu überlegen, was morgen sein könnte oder was falsch und richtig ist.«
    Oder sie wollen über Sex lesen, weil sie selbst keinen haben.
    Ob ich will oder nicht, meine Fantasie macht sich auf die Reise.
    Basti und ich in seinem Renault …
    Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie sehr ich ihn mag. Ich hätte ihn küssen sollen. Und dann? Ich schiebe meine Fantasien mit Macht beiseite, bevor sie mehr Platz in meinem Kopf einnehmen, als sich gehört. Aber eins habe ich gerade kapiert: Es gibt Menschen, die holen sich, was sie wollen. Und es gibt welche, die träumen davon. Ich gehöre eindeutig zur zweiten Gruppe. Mist! Hätte ich ihn geküsst und nicht nur fantasiert, es zu tun, dann würde ich heute Nacht nicht allein in meinem Bett liegen.
    »Vielleicht lesen wir ein anderes Mal weiter«, sage ich.
    »Schon okay«, sagt Vicki. Als es unter ihren Füßen raschelt, knipst sie das Licht an. »Was hast du denn hier gemacht?«
    Ich bin sehr erleichtert, dass wir das unliebsame Thema jetzt abgehakt haben. Wenn ich allein bin, kann ich weiter darüber nachdenken. Vicki lacht, als sie sieht, dass mein ganzer Fußboden voller Bilder ist.
    »Das sieht gut aus«, ruft sie. Ich merke, dass sie mich aufheitern will.
    »Das bist du«, erwidere ich, noch leicht schmollend. Diese blöde Autoszene drängelt sich schon wieder in meinen Kopf.
    »Wie bitte?« Jetzt kniet sie sich auf den Boden und betrachtet die Bilder. Vicki in langen Kleidern, weichen Wickelblusen und Ausschnitten, die ihre üppige Oberweite betonen.
    »Das bin ich nicht. Solche Sachen habe ich noch niemals angezogen.«
    Sie hat jetzt lauter Falten auf der Stirn. Ich gebe mein Schmollen auf und krieche aus dem Bett zu ihr auf den Fußboden.
    »Solltest du aber!«,

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