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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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Bett auf und setzt sich mit dem Buch ans Fußende. Ich stelle ein Tablett mit dem Wein in unsere Mitte. Dann kuschele ich mich unter ihre Decke. Ich bin total gespannt. Als Vicki mit ihrer dunklen Stimme zu lesen beginnt, tauche ich sofort in eine andere Welt ein. Sie kann zaubern mit ihren Worten. Als sie die Gefühle der verlassenen Frau beschreibt, kullern ein paar Tränen bei mir. Es ist, als würde sie mich kennen. Mich und alle Menschen, die sich einsam fühlen und nach Liebe sehnen. Und plötzlich verstehe ich, warum sie so gut schreiben
kann.
     
    Vicki hat das alles selbst erlebt. Sie war so einsam. Ihr tat das Herz so weh. Sie hat beschlossen, nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen, damit das Leben nicht so beschissen bleibt, wie es einmal war.
     
    Vicki ist ein Menschenfreund. Sie geht offen auf jeden zu und hadert nicht mit dem, was einst gewesen ist. Auch wenn es schlimm war. Für sie beginnt das Leben jeden Tag neu.
    In diesem Moment bewundere ich meine Freundin. Sie ist eine ganz große Persönlichkeit, ohne Wenn und Aber.
     
    *
     
    Zwei Stunden später – es wird langsam dunkel draußen und Vicki immer heiserer – klappt sie das Buch zu und holt mich zurück in die Wirklichkeit.
    »Schluss jetzt. Ich kann nicht mehr.«
    »Noch ein bisschen«, bettele ich. »Es ist gerade so spannend.«
    »Es ist eine gute Stelle, um aufzuhören. Glaube mir.«
    Das tue ich ganz bestimmt nicht.
    Simon ist gerade mit Lisa ins Auto gestiegen, um sie zum Bahnhof zu bringen. Ihr verletztes Bein ist so weit in Ordnung, dass sie reisen kann. Aber sie will eigentlich nicht. Und er auch nicht.
    Und ich auch nicht! Sie soll gefälligst bei ihm bleiben, denn er liebt sie und sie ihn. Aber sie sind so doof und können es sich nicht sagen. Kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Vicki hat erst 50 Seiten gelesen. Das Buch hat mindestens noch 300 weitere.
    Lisa wird also bei Simon bleiben. Aber wie kriegen sie das hin? Ich muss es wissen. Jetzt!
    »Bitte, Vicki, nur noch ein paar klitzekleine Seiten.«
    Sie grinst. »Also gut.«
    »Danke!«
    Mit kratziger Stimme trägt Vicki weiter vor.
    Lisa und Simon fahren durch die üppige schwedische Wildnis.
    Ich schließe die Augen und sehe sie vor mir. Lisa sieht aus wie ich und Simon wie Basti. Ich verscheuche die Bilder nicht. Es ist so schön. Ich will ihn, den Mann, der da an meiner Seite sitzt und schweigsam das Auto lenkt.
    »… legt sie ihre Hand auf sein Bein. Simon starrt scheinbar ungerührt geradeaus, nur die steile Falte auf seiner Stirn wird ein wenig tiefer. Lisa schaut ihn von der Seite an.
    Jetzt oder nie. Wenn ich ihn jetzt gehen lasse, ist es für immer vorbei.«
    Los, Lisa, rede mit ihm! Sag ihm endlich, dass du ihn liebst! Ich halte es kaum noch aus. Vicki macht eine Kunstpause. Ich lasse die Augen geschlossen und warte darauf, dass sie weiterliest.
    »Lisa schaut aus dem Fenster. Sie schweigt und legt wie nebenbei ihre Hand auf sein Bein. Während er fährt, öffnet sie die Knöpfe seiner Jeans und beginnt …«
    »Was?« Ich reiße die Augen auf und starre Vicki ungläubig an. Sie klappt das Buch zu.
    »Was ist denn das für eine Wendung?«, frage ich atemlos.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass wir erst mal aufhören sollen«, sagt Vicki. »Mir war schon fast klar, dass du den Gang der Dinge nicht verkraftest.«
    »Was heißt hier, nicht verkraften? Ich bin kein Kleinkind mehr. Aber, was die da machen, das … Das ist doch total …«
    Ja, was eigentlich?
    Ich suche fieberhaft nach einem Wort, das mein Unbehagen treffend wiedergibt. »Gefährlich!«, kommt es lahm aus mir heraus.
    »So, so, gefährlich«, sagt Vicki. Sie guckt über ihre Brillengläser wie ein Psychiater. »Rosa, das ist kein Lehrbuch für Fahrschüler, sondern ein erotischer Liebesroman. Hast du gedacht, sie setzen sich jetzt auf eine rosenbekränzte Schaukel und lesen sich Gedichte vor?«
    Ja schon. So ähnlich jedenfalls. Das wäre doch wunderschön. Bin ich mal wieder naiv?
    Ich weiß doch, letztlich läuft es immer auf Sex hinaus, wenn zwei sich toll finden.
    »Nein«, sage ich deshalb laut. »Natürlich nicht, aber …«
    Es ist doch total natürlich und so.
    Okay! Jetzt wird Lisa es Simon also im Auto besorgen.
    »Und? Was kommt danach?«, frage ich. »Ich meine, wenn sie fertig ist mit ihrer Hand in seiner Hose?«
    Vicki guckt mich mit gequältem Gesichtsausdruck an. »Rosa, das Buch ist, wie es ist.«
    »Und wie ist es?«, frage ich, so lässig ich kann. Ich habe da schon so eine

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