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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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etwas nennt man einen Workaholic«, sagt Vicki kichernd. »Versprich mir, dass du jetzt Feierabend machst, eine Tablette nimmst und dich zu Hause ins Bett legst, ja?«
    Die Sache mit den Kopfschmerzen hat sie mir wohl abgenommen. »Mache ich«, sage ich erleichtert. »Und? Mit wem gehst du aus?« Mann, bin ich blöde.
    »Mit Anne und Daniel. Also mach’s gut. Bis morgen früh.«
    Sie legt auf. Ich bin zufrieden. Sebastian ist nicht dabei. Aber das muss wiederum gar nichts heißen. Irgendwann muss er ja auch mal arbeiten.
    Es ist fast Mitternacht, als ich die Tür von Margrets Salon abschließe. Meine neue Bluse habe ich in einer Tüte dabei. Während der U-Bahnfahrt zeichne ich wie verrückt. Ich habe einen richtigen Kreativitätsschub.
    Als ich aussteige, trifft mich beinahe der Schlag. Ich bin gar nicht zu Vicki nach Schöneberg gefahren, sondern zu Lila nach Mariendorf. Aus alter Gewohnheit? Oder hat mich mein schlechtes Gewissen hierher getrieben? Ist es, weil ich fühle, dass es ein paar Sachen gibt, für die ich mich bei meiner alten Freundin entschuldigen müsste?
    Ich sehe sie vor mir. Sie steht in der Küche und macht Kartoffelbrei mit Fischstäbchen und Gurkensalat für uns. Es war eine so schöne Zeit bei ihr. Aber dann kommt ein anderes Bild hoch – sie und Rob ganz intim – während ich keine Ahnung habe.
    Nein, ich bin noch nicht so weit.
    Und außerdem. Ich bin nicht die Einzige, die sich entschuldigen muss.
    Rasch drehe ich mich auf dem Absatz um und fahre mit der U-Bahn zurück.
     
    *
     
    Am Samstagmorgen sitze ich ganz allein am Frühstückstisch. Von Vicki keine Spur. Die Tür zu ihrem Zimmer steht offen und ihr Bett ist sorgsam glatt gezogen. Anscheinend feiert sie durch.
    Schade, denn ich habe uns, bevor ich merkte, dass sie nicht zu Hause ist, einen extraschönen Frühstückstisch gemacht – mit Ei und Orangensaft, frischen Brötchen und Käse aus dem italienischen Laden gleich um die Ecke. Ich habe bisher am liebsten Gouda gegessen. Aber neuerdings schmecken mir auch Fontina, Taleggio und Provolone nicht übel.
    Während ich esse, blättere ich in meinem Büchlein und bekomme augenblicklich wieder Lust zu nähen. Gibt es bei Vicki eigentlich eine Nähmaschine? Bei unserem Rundgang ist mir keine aufgefallen.
    Ich räume den Küchentisch ab, stelle mein Geschirr in die Spülmaschine und beschließe, die riesige Abstellkammer zu durchsuchen. Da könnte sich etwas finden – vielleicht irgendein altes Vehikel von Tante Augusta, egal, Hauptsache etwas, das näht.
    Mitten auf dem Fußboden steht ein aufgerissenes Postpaket. Ich schiebe es ein Stück zur Seite. Es ist schwer. Beim Blick ins Innere sehe ich, dass mehrere Exemplare von Vickis Buch darin liegen. Neugierig nehme ich eins heraus und betrachte es.
    Victoria von Liesen – Mittsommernacht
    Der Einband zeigt eine Frau, die ihre Arme nach der untergehenden Sonne ausstreckt. Es ist düster. Die rote, riesige Sonnenscheibe leuchtet beinahe unheimlich. Die Frau ist von hinten zu sehen. Sie ist nackt, trägt nur ein durchsichtiges Tuch quer über den Körper gelegt und hat lange, locker geflochtene Haare.
    Ich weiß nicht, ob ich das Bild gruselig oder erotisch finden soll. Wahrscheinlich beides.
    Im Klappentext steht, dass es die Geschichte einer Frau ist, die von ihrem Mann verlassen wird und eine Reise nach Nordschweden macht, dahin, wo kaum noch Menschen leben. Dort trifft sie einen Einsiedler, der ebenfalls vor den Menschen geflohen ist. Er ist ein attraktiver Mann, aber auch ein seltsamer Kauz, der sich keinem anderen wirklich öffnen kann.
    Aha, eine Mischung aus Dr. House und Almöhi. Klingt interessant.
    Die Frau verletzt sich. Er findet sie und nimmt sie bei sich auf. Nach und nach kommen die beiden sich näher.
    Vielleicht sollte ich auch zum Polarkreis abdüsen, wenn da so coole Typen wohnen.
    ›Ein Debüt der besonderen Art‹, wird eine große Frauenzeitschrift zitiert.
    ›Prickelnde Leidenschaft‹, schreibt die nächste. ›Nicht verpassen.‹
    Der Klappentext und die Kritiken machen mich neugierig. Das Cover ist klasse. Nur Vickis Foto gefällt mir nicht. Warum hat ihr niemand gesagt, dass dieser beige Rollkragenpullover einfach spießig an ihr aussieht?
    Am liebsten würde ich mich jetzt auf mein Bett legen und lesen. Aber dann habe ich eine bessere Idee. Ich will, dass Vicki mir ihr Buch vorliest . Eine Autorenlesung nur für mich. Außerdem suche ich eigentlich eine Nähmaschine. Leider finde ich keine. Aber

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